Vor dem Autogipfel von Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder an diesem Montag fordert die deutsche Autoindustrie, nicht allein auf das Thema Elektromobilität zu bauen.
E-Fuels: Wie die Autoindustrie auf alternative Kraftstoffe setzt
Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) will, dass synthetische Kraftstoffe politisch stärker unterstützt werden, sogenannte E-Fuels: „Die Technologie ist da, klimaneutrale synthetische Kraftstoffe zu erzeugen“, sagte VDA-Präsident Bernhard Mattes unserer Redaktion.
Bereits die Beimischung zu herkömmlichen Kraftstoffen könne große Vorteile für das Klima bringen, da E-Fuels auf den gesamten Pkw-Bestand wirken. Solche Kraftstoffe sind aus überschüssigem Windstrom hergestelltes Methangas bis hin zu künstlichem Diesel.
Um den neuen Kraftstoffen zum Durchbruch zu verhelfen, fordert der Verband eine andere Steuerpolitik: „Industriepolitisch ist es aus unserer Sicht nicht sinnvoll, hierzulande aus Grünstrom hergestellte E-Fuels genauso zu besteuern, als kämen sie direkt von einem Bohrloch im Nahen Osten“, betonte Mattes. Dass sich die Politik des Themas erst ab dem Jahr 2023 annehmen will, sei zu spät. „Wir müssen die Elektromobilität massiv ausbauen, aber wir müssen auch die Vorteile von E-Fuels nutzen.“
Söders Auto-Pakt: Bundesregierung und Industrie unterstützen ihn
Für die Idee Söders zu einem neuen Autopakt gibt es Rückenwind auch aus der Bundespolitik: „Ich unterstütze die Idee von Markus Söder“, sagte CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier. Die Initiative sei bereits Teil seiner Industriestrategie für Deutschland, die er am Dienstag vorstellen wird.
Söder trifft sich in München mit den Spitzen der bayerischen Automobilwirtschaft und der Arbeitnehmerschaft, um über Themen wie Tempolimit und Luftverschmutzung zu sprechen. „Es ist für den Erhalt unseres Industriestandorts lebenswichtig, dass die Automobilwirtschaft auch in Zukunft die besten Autos mit den innovativsten Antriebstechnologien der Welt baut“, betonte Altmaier.
Ähnlich positiv über Söders Autogipfel denken die Autohersteller: „Als Verband der Automobilindustrie unterstützen wir alle Initiativen und Themen, die helfen, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie zu stärken und die Beschäftigung zu sichern“, sagte VDA-Präsident Mattes. „Statt uns mit Diesel-Nachrüstungen aufzuhalten, muss der Blick nach vorne gehen“, sagt er. „Die Themen Elektromobilität, Digitalisierung und Vernetzung stehen bei uns ganz oben auf der Agenda.“
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) lehnt ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen strikt ab: Dieses wäre „zu starr und zu dirigistisch“, sagte er im Interview. „Wenn die Autobahnen es von der Verkehrssituation hergeben und die Autos mit umweltfreundlichen Antrieben unterwegs sind, warum soll man dann nicht 140, 150 oder gar 180 fahren?“ Um das „deutsche Auto“ zu retten, forderte Aiwanger einen Konsens, der „von der Autoindustrie bis zur Öko-Szene“ alle einbindet.
Was Kritiker und Experten von Söders Auto-Pakt halten
Die FDP kritisiert Söders Vorstöße, die er gegenüber unserer Redaktion vorgestellt hat. „Die deutsche Automobilindustrie braucht keinen Pakt für die Automobilindustrie“, kritisierte Fraktionsvize Michael Theurer. „Es würde schon reichen, wenn die Politik aufhört, sie gezielt zu zerstören. Sie ist lediglich bedroht durch dirigistische staatliche Interventionen, die auf das Verbot des Verbrennungsmotors hinauslaufen“, meint er. Theurer zufolge müssen die geltenden Grenzwerte überdacht werden. Er forderte ein „Grenzwertmoratorium“.
Auch der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer kritisierte die Forderung Söders nach einer heimischen Batterieproduktion. „Hier droht eine Verschwendung von Steuergeld in Milliardenhöhe“, sagte er. „Das Risiko mit hohen Steuergeldern einen Kampf gegen die Goliaths der Branche wie CATL, Samsung, LG Chem, Panasonic und andere zu verlieren steht in keinem Verhältnis zum möglichen volkswirtschaftlichen Gewinn“, betonte der Professor der Universität Duisburg-Essen.
Bei Lithium-Ionen-Zellen mache die Fertigung ohnehin nur rund fünf Prozent der Wertschöpfung aus, 95 Prozent seien derzeit Materialkosten. Deshalb sei es sinnvoller sich auf die Materialforschung zu konzentrieren. „Hier haben in Deutschland mit der deutschen Chemieindustrie die besten Voraussetzungen“, betonte Dudenhöffer. (mit jub, sts)
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