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Kirche: So will der Papst Missbrauch stoppen

Kirche

So will der Papst Missbrauch stoppen

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    Papst Franziskus hat dem Missbrauch in der katholischen Kirche den Kampf angesagt. Aber nicht allen gehen seine Bemühungen weit genug.
    Papst Franziskus hat dem Missbrauch in der katholischen Kirche den Kampf angesagt. Aber nicht allen gehen seine Bemühungen weit genug. Foto: Arnulfo Franco, dpa

    Neben dem Papst leben im Vatikan vor allem Priester und Ordensleute. Jedenfalls kaum Kinder. Papst Franziskus stellt jetzt ausgerechnet für diesen kleinen Landstrich, den kleinsten Staat der Welt, neue und umfassende Regeln gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen auf.

    Einige Missbrauchsopfer werden am Freitag zynisch, als sie das erfahren. „Wenn Minderjährige die Weitsicht haben, sich im Vatikanstaat missbrauchen zu lassen, werden ihre Rechte geschützt. Draußen können wir nicht handeln.“ Das sei die Botschaft, die der Papst sende, schreibt der italienische Opferverband Rete L’abuso. Warum also kein Anti-Missbrauchs-Gesetz für die ganze katholische Weltkirche, sondern nur eines für den Vatikan?

    Die Frage ist berechtigt. Und doch sendet Franziskus ein wichtiges Signal. In vielen Ländern der Welt wurde sexueller Missbrauch durch Geistliche in der Vergangenheit kleingeredet oder vertuscht – auch in Deutschland.

    Die Missbrauchsskandale haben auch den einst als Reformer gefeierten Papst in eine schwere Krise gestürzt. Einen Monat nach dem historischen Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan gibt das Katholikenoberhaupt nun eine erste Antwort auf seine eigene Forderung: dass angesichts der schweren Missbrauchsskandale in vielen Ländern der Welt klaren Worten endlich konkrete Taten folgen müssen.

    Vorgelegt hat der Papst ein Bündel an Dokumenten: neben dem neuen Gesetz auch einen Erlass und Richtlinien für Priester und andere Mitarbeiter im Vatikan. Besonders viel Aufsehen erregt die Regelung, dass Verdacht auf Missbrauch künftig unverzüglich angezeigt werden muss und dies andernfalls sanktioniert wird. Zudem wird die Verjährungsfrist angehoben. Verurteilte Missbrauchstäter sollen aus ihrem Amt entfernt werden.

    Aus Sicht des deutschen Paters Hans Zollner, ein Experte in Sachen Kinderschutz, macht Franziskus den Bischöfen in aller Welt vor, was sie zu tun haben. „Der Papst zeigt, dass er konkrete Schritte machen will und bei sich selbst, in seinem eigenen Staat – dem Staat, dessen Oberhaupt er ist – anfängt“, sagte er Vatican News. „Er macht Ernst mit dem Schutz von Kindern und Jugendlichen bei sich zu Hause.“

    Der Papst reagiert mit seinem Schritt auch auf Kritik, dass der Vatikan zwar umfassende Regeln zum Schutz von Kindern anmahne, diese selbst aber nicht ergriffen habe. Das wurde längst nicht nur von Opfern und deren Vertretern, sondern auch von einzelnen nationalen Bischofskonferenzen bemängelt.

    Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ wertet die neuen Anti-Missbrauchsregeln immerhin als „gutes Zeichen“. Doch das sehen längst nicht alle so. „Kleine Schrittchen werden wieder mal als großer Durchbruch verkauft“, schrieb der Sprecher des Opferverbands „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, auf Twitter und forderte vom Papst Normen und Leitlinien für die Bistümer in aller Welt, „nicht nur in seinem eigenen“. Lena Klimkeit, dpa

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