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Sitzplatz-Streit: Warum die FDP nicht länger neben der AfD sitzen will

Sitzplatz-Streit

Warum die FDP nicht länger neben der AfD sitzen will

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    Zuletzt saß die AfD vom Platz des Bundestagspräsidenten aus gesehen ganz rechts, daneben die FDP - doch das wollen die Liberalen ändern.
    Zuletzt saß die AfD vom Platz des Bundestagspräsidenten aus gesehen ganz rechts, daneben die FDP - doch das wollen die Liberalen ändern. Foto: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)

    Die FDP will umziehen, denn sie hat genug davon, im Bundestag neben der AfD zu sitzen. Zu Beginn der neuen Legislaturperiode unternehmen die Liberalen erneut den Versuch, die ungeliebte Sitzordnung zu ändern. Vor vier Jahren waren sie damit noch gescheitert. Im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigt

    Alexander Gauland, Fraktionsvorsitzender der AfD.
    Alexander Gauland, Fraktionsvorsitzender der AfD. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Erster Anlauf für eine neue Sitzordnung geht daneben

    Einen ersten FDP-Anlauf, die neue Legislaturperiode in der Mitte des Bundestags zu beginnen, stoppte der noch aktuelle Ältestenrat. Michael Grosse-Brömer, der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, sieht in der Sitzordnung eine Tradition, die sich bewährt habe und deshalb beibehalten werden solle. Stephan Thomae bedauert: „Wir hätten es gern schon jetzt im Ältestenrat geklärt, aber das war nicht möglich. In der konstituierenden Sitzung des Bundestags wird die Sitzordnung mangels einer neuen Regelung noch die alte sein.“ Doch lange will die FDP nicht zwischen Union und AfD verharren, so Thomae: „Der neue Ältestenrat, in dem sich ja auch die geänderten Mehrheitsverhältnisse widerspiegeln, muss dass dann schnell entscheiden.“ Worauf Thomae anspielt: Sollte sich seine FDP mit SPD und Grünen auf eine Ampel-Regierung einigen, dann dürfte es auch mit dem Umzug in die Mitte klappen. Denn der Ältestenrat spiegelt die jeweiligen Mehrheitsverhältnisse im Bundestag wider.

    FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae.
    FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae. Foto: Pressefoto Thomae

    Nur auf den ersten Blick erscheint die Angelegenheit wie eine parlamentarische Nebensache. Tatsächlich geht es um nichts weniger als eine Art Neuvermessung der politischen Landschaft in Deutschland.

    Welche Partei wo sitzt, spiegelt auch ein Stück weit Ansichten und Ziele wider

    Denn welche Partei im Bundestag wo sitzt, das spiegelt traditionell zumindest ein Stück weit auch wider, wo sie mit ihren Ansichten und Zielen steht. Das mitunter recht grobe Rechts-links-Schema, in dem politische Organisationen verortet werden, geht der Überlieferung nach auf die Sitzordnung der französischen Nationalversammlung von 1814 zurück. Vom Präsidenten aus rechts gesehen saßen die Kräfte, die die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse bewahren wollten, die Konservativen also. Die Parteien auf der linken Seite strebten dagegen eine Veränderung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse an. In vielen Ländern wurde dieses Schema übernommen, auch in Deutschland, wo sich die Paulskirchenversammlung 1848 nach diesem Muster konstituierte.

    Der Bundestag im Wandel der Zeit: So saßen die Abgeordneten 1949

    Der Deutsche Bundestag knüpfte 1949 an dieses Muster an. Die FDP, sie galt damals als rechtsliberal, wurde rechts der Union platziert. Weiter rechts saß zunächst die rechtsgerichtete Deutsche Partei (

    Thomae: FDP in der Mitte, Union rechts davon

    Für Stephan Thomae soll die künftige Sitzordnung im Bundestag die Entwicklung seiner Partei widerspiegeln. Er sagt: „Es geht auch um die Symbolik. Die FDP ist die Partei der bürgerlichen Mitte, während sich CDU und CSU als Parteien des Spektrums rechts der Mitte definieren.“

    Ob der Umzugswunsch der FDP Gegenstand der Sondierungsgespräche mit SPD und Grünen ist, dazu gibt es derzeit von keiner Seite konkrete Aussagen. FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae fände das jedenfalls gut: „Wenn es denn zu Koalitionsverhandlungen kommt, würde sich anbieten, dass man am Rande auch das Thema Sitzordnung anspricht.“

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