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Situation in anderen Ländern: Ausgangssperren oder Appelle? Was Europa gegen Corona tut

Situation in anderen Ländern

Ausgangssperren oder Appelle? Was Europa gegen Corona tut

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    Polizeibeamte kontrollieren die Ausgangsformulare an einer Kontrollstelle in Paris.
    Polizeibeamte kontrollieren die Ausgangsformulare an einer Kontrollstelle in Paris. Foto: Thibault Camus/AP/dpa

    Die Corona-Pandemie hat Europa fest im Griff. Geschlossene Grenzen, geschlossene Schulen, Kitas, Geschäfte, Ausgangsbeschränkungen und dringende Appelle.

    Zahlreiche Mitglieder der Europäischen Union und weitere Länder des Kontinents greifen in der Krise zu außergewöhnlichen Maßnahmen - viele deutlich schärfer als hierzulande. Eine Auswahl.

    Ganz ITALIEN - das am stärksten betroffene europäische Land - ist "Schutzzone", die Bewegungsfreiheit für die 60 Millionen Einwohner ist stark eingeschränkt: Sie dürfen das Haus nur für Einkäufe, Arbeit und aus medizinischen Gründen verlassen. Den Grund müssen sie auf einem Formular vermerken, andernfalls drohen Geldstrafen. Schulen, Universitäten und Kindergärten bleiben bis mindestens 3. April geschlossen. Veranstaltungen sind ausgesetzt. Zudem bleiben die meisten Geschäfte dicht. Lebensmittelläden, Apotheken, Tankstellen, Drogerien und Zeitungskioske dürfen eingeschränkt öffnen, dabei aber nur wenige Kunden gleichzeitig einlassen. Alle Menschen in Italien sind aufgefordert, einen Meter Abstand voreinander zu halten. Im nahe gelegenen MALTA gibt es bisher keine Ausgangssperre - etwa Bars, Clubs, Kinos oder Sportstätten sind aber dicht.

    FRANKREICH: Seit Dienstagmittag gilt hier eine 15-tägige Ausgangssperre. Menschen dürfen das Haus nur verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Erlaubt ist etwa: Lebensmittel einkaufen, Hilfsbedürftigen helfen, allein Sport machen oder zur Arbeit fahren, wenn Homeoffice nicht möglich ist. Auch hier gilt: Wer sich nicht an die Regeln hält, muss eine Geldstrafe zahlen. Jeder muss wie in Italien ein Formular dabei haben, auf dem der Grund angegeben ist.

    In SPANIEN gilt seit der Nacht zum Sonntag eine Ausgangssperre. Diese soll zunächst auch für 15 Tage gelten, kann aber danach vom Parlament verlängert werden. Die knapp 47 Millionen Spanier dürfen derzeit nur in Ausnahmefällen aus dem Haus. Jedoch - von Ausnahmen abgesehen - ohne Begleitung. Die Bürger dürfen ihr Heim etwa auch verlassen, um Kinder, Ältere und Hilfsbedürftige zu betreuen oder ihren Hund Gassi zu führen. Es gibt viele Polizeikontrollen, bei Zuwiderhandeln drohen Geld- oder sogar Haftstrafen.

    GROSSBRITANNIEN hat seine zurückhaltende Strategie in den vergangenen Tagen teilweise aufgegeben. Verbote wurden zwar nicht ausgesprochen. Die Menschen wurden aber aufgerufen, soziale Kontakte so weit wie möglich zu vermeiden und nicht in Restaurants, Theater oder Museen zu gehen. Schulen und Kindergärten waren am Mittwoch noch geöffnet. Mit ihrer Scheu vor drastischen Maßnahmen will die Regierung in London unter anderem verhindern, dass ein Ausbruch zu stark unterdrückt wird und dann möglicherweise im Herbst mit voller Wucht zurückkehrt.

    Zuletzt traf eine Ausgangssperre auch BELGIEN. Die fast 11,5 Millionen Einwohner müssen seit Mittwochmittag bis einschließlich 5. April zu Hause bleiben. Die Maßnahme in dem Land, das eine Reihe wichtiger Einrichtungen der Europäischen Union und der Nato beherbergt, enthält ebenfalls Ausnahmen: Wege zur Arbeit, zum Einkaufen, für Arztbesuche und Post- oder Bankgeschäfte sind erlaubt. Auch Buch- und Zeitungsläden bleiben geöffnet. Spaziergänge und Sport an der frischen Luft sind sogar angeraten, doch jeweils nur mit einer Begleitperson und im sicheren Abstand von 1,5 Metern zu anderen Menschen.

    ÖSTERREICH: Eine offizielle und so benannte Ausgangssperre gibt es nicht, aber die Menschen wurden doch sehr eindringlich gebeten, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben. Für einen Aufenthalt im Freien gibt es laut der Regierung nur drei triftige Gründe: Lebensmittel kaufen, anderen helfen oder zur Arbeit fahren - wenn kein Homeoffice möglich ist. Wer dennoch mal eine Runde spazieren möchte, sollte das alleine machen. Gruppen werden aufgefordert, sich zu trennen.

    SCHWEIZ: In dem Nachbarland wurde am Montag der Notstand erklärt. Geschäfte - außer etwa Supermärkte oder Apotheken - sind geschlossen. Die Menschen dürfen raus, aber möglichst nur zusammen mit den Menschen, mit denen sie unter einem Dach leben. Veranstaltungen sind verboten, aber Spielplätze sind offen, und wenn Jugendliche sich spontan draußen treffen, ist das auch in Ordnung. Größere private Feiern darf es nicht mehr geben, den Fondue-Abend in kleiner Runde schon. Überall sollen aber alle zwei Meter Abstand halten.

    Auch TSCHECHIENS Regierung hat den Notstand ausgerufen und die Bewegungsfreiheit drastisch eingeschränkt. Die Menschen sollen sich zunächst bis zum 24. März zu Hause isolieren, auch hier gelten die üblichen Ausnahmen. Menschen im Alter über 70 wird empfohlen, das Haus gar nicht mehr zu verlassen. In der Öffentlichkeit muss ab Donnerstag eine Mund- und Nasenbedeckung getragen werden - notfalls reicht auch ein Schal. Die Grenzen sind geschlossen, die Ausreise bis auf wenige Ausnahmen generell verboten.

    NIEDERLANDE: Schulen und Kitas sind geschlossen. Ebenso Restaurants, Bars und die sogenannten Coffeeshops, in denen legal Haschisch und ähnliche Drogen verkauft werden. Allerdings können Kunden Bestellungen aufgeben und abholen. Auch Sportclubs, Saunen und Bordelle mussten dicht machen. Untersagt sind zudem Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern. Die bekanntesten Museen - darunter in Amsterdam das Reichsmuseum und das Van-Gogh-Museum - sind ebenfalls geschlossen. Eine allgemeine Ausgangssperre hält die Regierung nach eigenen Angaben bislang aber nicht für erforderlich.

    In vielen anderen europäischen Ländern ist es ähnlich: In der SLOWAKEI ist die Bevölkerung aufgerufen, abgesehen vom Weg zur Arbeit möglichst wenig raus zu gehen. Schulen, Freizeiteinrichtungen und viele Geschäfte sind dicht. In POLEN sind Kindergärten, Schulen und Universitäten geschlossen, Kneipen und Restaurants ebenso, sie dürfen aber einen Lieferservice anbieten. Wer aus dem Ausland in die zwei Länder zurückkehrt, muss in eine 14-tägige Quarantäne. In Polen wird der Quarantäne-Ort täglich von der Polizei überprüft.

    In BULGARIEN sind ebenfalls die meisten Läden sowie Lokale und die Schulen und Unis geschlossen. Der international bekannte Skiort Bansko wurde am Dienstagabend unter Quarantäne gestellt - keiner darf ein- und ausreisen. Ausgangssperren gibt es keine. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit hohen Geldstrafen sowie fünf Jahren Haft rechnen.

    Auch in den fünf Ländern SKANDINAVIENS wird auf allen Kanälen immer wieder gemahnt, möglichst zu Hause zu bleiben. Die Norweger dürfen nicht in ihre Ferienhäuser fahren, weil die ärztliche Versorgung in den Dörfern nicht ausreicht. In Dänemark sind nur noch die Lebensmittelläden und Apotheken geöffnet, und der Zugang wird reguliert. (dpa)

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