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Silvester 2019: Mehrheit der Deutschen ist für ein Böller-Verbot an Silvester

Silvester 2019

Mehrheit der Deutschen ist für ein Böller-Verbot an Silvester

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    Überbleibsel einer lauten Silvesternacht liegen am Neujahrsmorgen meist noch auf den Straßen. Die Mehrheit der Deutschen ist einer aktuellen Umfrage zufolge für ein Böllerverbot.
    Überbleibsel einer lauten Silvesternacht liegen am Neujahrsmorgen meist noch auf den Straßen. Die Mehrheit der Deutschen ist einer aktuellen Umfrage zufolge für ein Böllerverbot. Foto: Bernd Hohlen (Archiv)

    Eigentlich spricht alles gegen sie: Sie sind teuer, laut, gefährlich und noch dazu schädlich für die Umwelt. Trotzdem gehören Böller für viele Menschen fest zum Jahreswechsel. Eine große Mehrheit freut sich über Raketen am Silvester-Himmel. 84 Prozent der Befragten sagten bei einer repräsentativen Umfrage von YouGov, Feuerwerk sei schön anzusehen. Knapp die Hälfte (49 Prozent) findet Feuerwerke zudem gesellig. Zugleich wird aber auch immer mehr Kritik laut: Der Aussage „Feuerwerke sind gefährlich“ stimmen 79 Prozent zu. Unter Frauen ist der Anteil noch etwas höher (84 Prozent).

    Auf die Frage „Sollte Ihrer Meinung nach Böllern zu Silvester aus Umwelt- und Sicherheitsgründen verboten werden?“ gaben 57 Prozent der Bürger eine zustimmende Antwort. Und über die freut sich die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Der Verein fordert seit Jahren ein Böllerverbot – nun glaubt er, eine Veränderung bei den Konsumenten zu spüren. „Wir hoffen, dass ein Ruck durch die Gesellschaft geht und die Menschen in diesem Jahr weniger Böller und Raketen kaufen“, sagt DUH-Chef Jürgen Resch.

    Rekord bei Feinstaubwerten wegen Silvester-Feuerwerk

    Dem schließt sich Ute Dauert vom Umweltbundesamt an. Zwar spricht sich die Behörde gegen ein Verbot von Feuerwerkskörpern aus. Doch zugleich mahnt die Expertin für Luftqualität: „In den ersten Stunden des neuen Jahres sind die Feinstaubwerte so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht.“ Es würden rund 4000 Tonnen Feinstaub durch die Feuerwerkskörper in die Luft geschossen. „Das entspricht in etwa einem Viertel dessen, was im ganzen Jahr aus Holzfeuerung in die Luft gelangt“, sagt Dauert. Verstärkt werden könnte die Feinstaubbelastung in diesem Jahr noch durch das Wetter. Zum Jahreswechsel soll es windstill sein, die Schadstoffe werden so nicht großflächig verbreitet.

    Doch der Wunsch nach pyrotechnischer Zurückhaltung scheint sich allen Bekenntnissen zum Klimaschutz nicht zu erfüllen. Deutschlandweit hat die Branche im vergangenen Jahr rund 133 Millionen Euro Umsatz mit Böllern und Raketen gemacht. Uwe Krüger vom Kölner Institut für Handelsforschung geht davon aus, dass die Nachfrage weiter hoch bleibt. „Ich glaube nicht, dass die Konsumenten dieses Jahr weniger Geld für Feuerwerk ausgeben werden“, prognostiziert er. „Die Nachfrage ist ungebrochen und der Handel wäre schlecht beraten, diese nicht zu bedienen.“

    Nur wenige Händler verzichten auf das Geschäft mit Silvester-Knallern

    Bislang verzichten darunter etwa die Baumarktkette Hornbach. In der Region hingegen ist kein Markt bekannt, der sich den Umsatz mit dem Feuerwerk entgehen lassen will. Auch Aldi, Lidl, Kaufland und Real haben angekündigt, an dem Geschäft mit der Knallerei festhalten zu wollen, weil es die Kunden so wünschen. Für Aufsehen sorgte ein Dortmunder Rewe-Markt, der in diesem Jahr bewusst auf ein Böller-Sortiment verzichtet.

    Allerdings gehen auch in Bayern immer mehr Städte dazu über, das Zünden von Feuerwerkskörpern einzuschränken. In Augsburg gibt es bereits seit den 1950er Jahren ein „Böllerverbot“ am Rathausplatz, In Kempten soll rund um die Basilia St. Lorenz keine Pyrotechnik gezündet werden. Ingolstadt verbietet zum ersten Mal Pyrotechnik in der kompletten Altstadt. Gute Erfahrungen mit einem Verbot habe man in Landshut gemacht, teilt die Stadt mit. Seit vergangenem Jahr sei Feuerwerk in der Innenstadt verboten, stattdessen gebe es eine Lasershow. Der Verband der pyrotechnischen Industrie sieht das erwartungsgemäß kritisch: „Feuerwerk als kulturelles Gut ist aus unserer Sicht unbedingt zu erhalten“, teilte ein Sprecher mit.

    An diesem Samstag beginnt in Deutschland der Verkauf von Raketen und Böllern. Dieses sogenannte Kleinfeuerwerk darf laut Gesetz nur an den letzten drei Werktagen des Jahres verkauft werden.

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