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Sicherheitspolitik: Terroranschläge von Dresden, Paris, Nizza, Wien: Was tun in Europa?

Sicherheitspolitik

Terroranschläge von Dresden, Paris, Nizza, Wien: Was tun in Europa?

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    Kurz, Macron und Merkel sprechen heute über eine Strategie gegen den Terror in Europa.
    Kurz, Macron und Merkel sprechen heute über eine Strategie gegen den Terror in Europa. Foto: Dirk Waem, dpa (Archiv)

    Nach den blutigen Anschlägen in Dresden, Paris, Nizza und Wien planen Deutschland, Frankreich und Österreich eine gemeinsame Initiative gegen islamistischen Terror. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) berät an diesem Dienstag darüber mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dem österreichischen Kanzler Sebastian Kurz und der EU-Spitze in einer Videokonferenz.

    Aufsehen erregte vorab ein österreichischer Medienbericht über ein mögliches Verbot der Verschlüsselung von Nachrichten auf Kanälen wie Whatsapp. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft hatte im Auftrag der EU-Staaten einen Resolutionsentwurf zum Umgang mit Verschlüsselung ausgearbeitet, wie das Bundesinnenministerium bestätigte. 

    Ziel sei jedoch zunächst nur ein "dauerhafter Dialog mit der Industrie" über Lösungsvorschläge, die "einen möglichst geringen Eingriff in die Verschlüsselungssysteme darstellen". Der Resolutionsentwurf enthalte keine Lösungsvorschläge oder Forderungen nach Schwächung von Verschlüsselungssystemen.

    Menschen gedenken der Opfer nach dem Terrorangriff am 2. November in der Wiener Innenstadt. Kerzen und Blumen sind im Bereich der Seitenstettengasse niedergelegt. Bei einem Terroranschlag in Wien waren vier zivile Todesopfer zu beklagen.
    Menschen gedenken der Opfer nach dem Terrorangriff am 2. November in der Wiener Innenstadt. Kerzen und Blumen sind im Bereich der Seitenstettengasse niedergelegt. Bei einem Terroranschlag in Wien waren vier zivile Todesopfer zu beklagen. Foto: Thomas Rieder, dpa

    FDP-Europapolitikerin Nicola Beer warnt vor schnellen Rezepten gegen den Terror

    Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) verlangte mit drastischen Worten mehr Ermittlerbefugnisse. "Die Sicherheitsbehörden müssen schnellstmöglich alle verfügbaren Mittel an die Hand bekommen, um menschliche Sprengsätze rechtzeitig zu entschärfen", sagte er der Deutschen Presse-Agenturin Berlin. Das im Kabinett beschlossene Verfassungsschutzgesetz müsse schnell in den Bundestag, "damit unsere Ermittler diese verschlüsselte Kommunikation auswerten können". 

    "Die islamistischen Anschläge und Morde in Dresden, Nizza und Wien rufen uns leider wieder ins Gedächtnis, wie angespannt die Sicherheitslage ist", sagte Brinkhaus. Derzeit zählten die deutschen Nachrichtendienste rund 620 islamistische Gefährder. "Das ist erschreckend, und das ist nichts, was wir einfach hinnehmen dürfen."  Als Gefährder bezeichnen die Behörden Menschen, denen sie politisch motivierte Gewalttaten bis hin zu einem Terroranschlag zutrauen. 

    Die FDP-Europapolitikerin Nicola Beer warnte vor schnellen Rezepten gegen den Terror und zählte dazu auch die Debatte über das mögliche Verschlüsselungsverbot. "Die Maßnahme wäre ein Irrtum", erklärte die Vizepräsidentin des Europaparlaments der Deutschen Presse-Agentur. "Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist in einer digitalen Welt Kern geschützter Kommunikation zwischen Bürgern, die wir nicht leichtfertig aufbrechen dürfen." Terroristen würden sich nach einem Verbot andere Wege suchen, etwa getarnt über Videospiele.

    Österreichs Kanzler Kurz nennt drei Punkte, um gegen Terror vorzugehen

    Beer forderte stattdessen einen besser abgestimmten Zugriff der Fahnder auf Daten der Polizeibehörde Europol, eine besser ausgestattete Polizei und Justiz sowie ein konsequentes Vorgehen gegen die ausländische Finanzierung "religiös getarnter extremistischer Aktivitäten". Muslimische Religionslehrer seien in Europa auszubilden. Extremistisch auffällige Personen müssten erfasst und abgeschoben werden, forderte Beer.

    In Dresden hatte am 4. Oktober ein als Gefährder eingestufter Syrer mit einem Messer einen Mann tödlich und einen weiteren Mann schwer verletzt. In Paris wurde ebenfalls im Oktober ein Lehrer von einem mutmaßlichen Islamisten enthauptet, in Nizza drei Menschen von einem weiteren Gewalttäter in einer Kirche getötet. In Wien erschoss vor einer Woche ein Anhänger der Terrororganisation Islamischer Staat vier Menschen und verletzte mehr als 20 weitere. Nach den Terrortaten wurde der Ruf nach engerer Zusammenarbeit in Europa wieder laut.

    Kanzler Kurz nannte bei einem Auftritt mit EU-Ratschef Michel am Montag drei Punkte: "ein robusteres Vorgehen" gegen die Tausende Terrorkämpfer, die zum Beispiel in Syrien gekämpft hätten und dann nach Europa zurückgekehrt seien; einen abgestimmten Kampf gegen den politischen Islam, der die ideologische Basis des Terrorismus sei; und einen "ordentlichen Schutz der europäischen Außengrenzen". 

    Anti-Terror-Ermittler nach dem Anschlag auf Nizzas Straßen.
    Anti-Terror-Ermittler nach dem Anschlag auf Nizzas Straßen. Foto: Daniel Cole, dpa

    Frankreich will Grenzen besser schützen

    Ratschef Michel brachte ein europäisches Institut zur Ausbildung von islamischen Predigern ins Gespräch. Europa müsse hart durchgreifen, um die Ideologie zu bekämpfen, die Hass und gewaltsamen Extremismus fördere, sagte Michel. In Deutschland berät am Dienstag auch die Deutsche Islam Konferenz, wer in deutschen Moscheen in welcher Sprache predigen soll. Eröffnet wird die Videokonferenz von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). 

    Frankreichs Präsident Macron hat bereits angekündigt, die französischen Grenzen besser zu schützen. Er fordert auch eine Neubewertung des Schengen-Raums, in dem es normalerweise keine Grenzkontrollen gibt. Macron empfängt Kurz am Dienstag zu einem Arbeitsessen, bevor sich beide mit Merkel, Michel und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (um 15.00 Uhr) per Video zusammenschalten. Anschließend ist eine gemeinsame Pressekonferenz (16.00 Uhr) geplant.

    Das Thema Terrorbekämpfung soll im EU-Innenministerrat an diesem Freitag vorangetrieben werden. Auch die nächste Videoschalte der EU-Staats- und Regierungschefs kommende Woche soll sich damit befassen. (dpa)

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