Wegen der anhaltenden Terrorgefahr soll die Eliteeinheit GSG 9 der Bundespolizei um ein Drittel vergrößert werden und in Berlin einen zweiten Standort bekommen, sagte der Kommandeur der Einheit, Jérome Fuchs, dem rbb Inforadio. Die GSG 9 müsse gerade in der Hauptstadt schnell reagieren können, so der Kommandeur weiter. "Wir reden über circa ein Drittel der aktuellen Stärke des Verbandes. Das ist auch die große Herausforderung für die GSG 9, den geeigneten Nachwuchs zu bekommen". Das Bundesinnenministerium bestätigte die Pläne. Zum Standort der dann vierten Einsatzeinheit laufe derzeit eine Machbarkeitsstudie.
Eigene Spezialisierung der neuen GSG-9-Einheit ist noch offen
Stationiert werde die Einheit wahrscheinlich in Spandau, die Entscheidung ist jedoch noch nicht endgültig gefallen. Die GSG 9 hat bislang einen Standort im nordrhein-westfälischen Sankt Augustin in der Nähe von Bonn und verfügt über drei Einsatzeinheiten: Präzisionsschützen, Taucher und Bootsführer sowie Fallschirmspringer. Die Zahl der GSG-9-Beamten ist geheim, in Medienberichten kursiert jedoch die Zahl von etwa 400.
Laut Fuchs ist "derzeit noch in der Planung", ob die neue Einheit eine eigene Spezialisierung bekommen wird. Die Berliner Zeitung B.Z. berichtete am Montag, die Beamten am künftigen Berliner Standort sollten besonders für Anschläge mit Massenvernichtungswaffen geschult werden.
GSG-9-Kommandeur bezeichnet Nachwuchssuche als Herausforderung
Bis die neue GSG-9-Truppe ihren Standort in Berlin tatsächlich beziehen kann, dürfte allerdings noch etwas Zeit vergehen. Die Standortentscheidung werde zwar "relativ kurzfristig in den nächsten Wochen bis Monaten" getroffen, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums vor Journalisten. Wegen der "relativ aufwändigen" Rekrutierung gehe es aber insgesamt um einen Zeithorizont von drei bis vier Jahren.
Auch nannte GSG-9-Kommandeur Fuchs es eine Herausforderung, geeigneten Nachwuchs zu finden. Bewerben können sich nur Polizistinnen und Polizisten. Abwerbungen aus anderen Einheiten gebe es nicht, sagte Fuchs dem Inforadio. Medienberichte, wonach der neue Standort in der Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne in Berlin-Spandau sein soll, wurden nicht offiziell bestätigt.
GSG 9: Die Grenzschutzgruppe 9 wird wegen Terrorgefahr aufgestockt
Grund für den zweiten Standort in Berlin sei die anhaltende terroristische Bedrohung. "Wenn man sich die vergleichbaren Terrorlagen anschaut europaweit, dann waren oftmals die Hauptstädte betroffen. Wir müssen uns auf jeden Fall in der Hauptstadt besser aufstellen. Die Zielrichtung ist klar: eine schnelle Reaktionsfähigkeit der GSG 9 in der Hauptstadt", sagte Fuchs.
Die Grenzschutzgruppe 9 - kurz GSG 9 - wurde 1972 als Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes zur Bekämpfung von schwerster und organisierter Kriminalität sowie Terrorismus gegründet. Auslöser war der Anschlag im Jahr 1972, als ein palästinensisches Kommando israelische Sportler bei den Olympischen Spielen in München überfiel und bei einer gescheiterten Befreiungsaktion alle israelischen Geiseln getötet wurden. Unmittelbar danach gab der damalige FDP-Innenminister Hans-Dietrich Genscher den Auftrag zu der Spezialeinheit. (dpa, afp)
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