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Sexueller Missbrauch: Kommentar: Die verschwiegene Schande der Kirche

Sexueller Missbrauch

Kommentar: Die verschwiegene Schande der Kirche

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    Bischof Walter Mixa. Archivbild: Fred Schöllhorn
    Bischof Walter Mixa. Archivbild: Fred Schöllhorn

    Sexueller Missbrauch Minderjähriger ist kein Verbrechen, das nur in der katholischen Kirche vorkommt. Dies sei ausdrücklich vorausgeschickt. Doch nirgends sonst ist der

    Selbst die irischen Bischöfe packten "Schock und Wut" über das Vorgefallene, als sie jetzt zwei Tage mit Papst Benedikt XVI. über den unglaublichen Skandal berieten. Die katholische Kirche versteht sich als eine heilige Institution. Wohl deshalb ist in ihr die Neigung groß, alles Fehlerhafte, Sündige und Anstößige zu verdrängen. Der Augsburger Bischof Walter Mixa drehte gar den Spieß um und machte den heute in unserer Gesellschaft unleugbar freizügigeren Umgang mit der Sexualität seit Oswalt Kolle und der libertären Kommune 1 mitverantwortlich für gewissenlosen Missbrauch von Minderjährigen.

    Aber müsste dann nicht wenigstens die Kirche als strahlendes Vorbild dastehen, weil sie strikt an der strengen Sexualmoral festhielt? Kein Kinderschänder in ihren Reihen kann sich darauf hinausreden, er hätte nicht geahnt, dass sein sexueller Übergriff verwerflich ist. Und gab es nicht in viel prüderen Zeiten auch schon Missbrauchsfälle mit Geistlichen als Täter?

    Meist wurden sie von den Oberen gedeckt angesichts ihrer bedauerlichen - aber vorübergehenden - Schwäche des Fleisches. Üblicherweise wurden auffällige Kleriker versetzt, aber nicht therapiert. Doch Sex mit Kindern ist keine Variante des normalen Geschlechtslebens, sondern immer eine perverse Ausübung von massiver Gewalt aus einer Machtposition heraus. Das kindliche Zutrauen wird rücksichtslos ausgenutzt für egoistische Triebe. Mit dem bloßen Appell "Reiß dich gefälligst zusammen!" ist es nicht getan.

    Es hieße, die Opfer zu verhöhnen, würde man für das Fehlverhalten gesellschaftliche Entwicklungen haftbar machen, aber die schweren Persönlichkeitsstörungen einzelner Täter übersehen, die eigentlich schon im Priesterseminar oder Noviziat hätten erkannt werden müssen.

    Die Glaubwürdigkeit der ganzen Kirche ist erschüttert, wenn sie nicht jedem Missbrauchsfall gründlich nachgeht und, wo sich ein Verdacht bestätigt, den Täter konsequent zur Rechenschaft zieht. Zu Recht fordert Bayerns Justizministerin Beate Merk eine Verlängerung der Verjährungsfristen, damit auch Übergriffe, die erst sehr spät bekannt werden, strafrechtlich geahndet werden können.

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