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Sexismus-Debatte: Pro und Contra: Kann ein Mann auch Feminist sein?

Sexismus-Debatte

Pro und Contra: Kann ein Mann auch Feminist sein?

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    Unter dem Hashtag #MeToo erzählen Frauen von ihren persönlichen Sexismus-Erfahrungen.
    Unter dem Hashtag #MeToo erzählen Frauen von ihren persönlichen Sexismus-Erfahrungen. Foto: Christian Charisius, dpa

    Mit einem Skandal in Hollywood hat es angefangen - seitdem diskutiert Deutschland wieder über Sexismus. Unter dem Hashtag #MeToo - Ich auch - teilen Frauen weltweit ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen. Viele Männer sind verunsichert, wie sich sich in der Debatte positionieren sollen. Können Männer sich zum Feminismus bekennen? Eine Pro- und Contra-Debatte:

    Pro: Es hilft nur aktiver Widerstand - als Feminist

    Eigentlich dürfte die Debatte um die Notwendigkeit des Feminismus nicht mehr geführt werden müssen, müsste es selbstverständlich sein, dass zum Beispiel männliche sexuelle Übergriffe nicht über Jahre, manchmal Jahrzehnte aus Angst vor Nachteilen totgeschwiegen werden. Und bitte: Es handelt sich nicht um Kavaliersdelikte, nicht um ein bisschen zu viel Kompliment hier und ein bisschen zu viel Nähe dort von männlicher Seite. Viel mehr zeigt der „Me too“-Aufschrei, wie häufig es zu sexuellen Übergriffen kommt, wie sehr sich Männer dabei auf ihre Machtposition stützen, wie ohnmächtig sich Frauen dadurch als Opfer fühlen.

    Solange das so ist, bleibt den Männern nichts anderes, als selbst eine feministische Position einzunehmen und zwar so lange, bis es diesen Typ Mann nicht mehr gibt, diesen Typ, der nach dem Ich-bin-der-Tollste-Prinzip glaubt, auf alles in der Welt ein natürliches Recht zu besitzen. Dieser Typ Mann ist für Frauen oft eine Katastrophe, weil er ein „Nein“ nicht als „Nein“ gelten lässt. Er ist gleichzeitig aber auch wirtschaftlich eine Katastrophe, weil er den eigenen Vorteil über alles andere stellt. Man schaue nur auf die Investment-Banker, die vor zehn Jahren fast das ganze Wirtschaftssystem an die Wand gefahren haben, weil ihnen ihre astronomischen Boni über alles andere gingen.

    Ja, Frauen sollen genauso häufig in Führungspositionen zu finden sein wie Männer und dabei genauso viel wie Männer verdienen. Und, siehe Boni-Banker: Das wäre für alle von Vorteil. Gleichzeitig sieht man jetzt auch wieder, dass das kein Selbstläufer ist. Im neu gewählten Bundestag ist die Frauenquote von 37 Prozent wieder auf 31 Prozent gesunken. Die alten Strukturen sind langlebig, da hilft nur aktiver Widerstand – als Feminist. Richard Mayr

    Contra: Der Mann ist traditionell Gegenüber des Feminismus

    Es kann keine Alternative zur Gleichberechtigung der Frau geben. Und all die aktuell aufgedeckten Fälle von Sexismus zeigen, wie viel weiterhin zu tun ist gegen eine noch immer weit verbreitete, giftige Ausprägung der Männlichkeit. So! Dass nicht der Verdacht entsteht, es ginge hier irgendwie um Anti-Feminismus. Warum sich aber als Mann nicht zum Feminismus bekennen?

    1. Das Prinzipielle: Wie in jedem „-ismus“ steckt auch im Feminismus das Problem der ideologischen Verengung. Alle auch nur irgendwie so zu deutenden Probleme der Gesellschaft werden auf diesen strukturellen Missstand zurückgeführt – oder fallen, wenn sie so gar nichts damit zu tun haben, einfach durchs Raster. Der einzig wahre „-ismus“ ist der Humanismus – denn das Ideal der Menschlichkeit ist umfassend und damit mehr als eine wohlfeile Ansammlung einzelner Problemperspektiven.

    2. Das Persönliche: Wer sich mit einer Bewegung identifiziert, kommt um deren Leitfiguren nur schwerlich herum. Und bezüglich des Feminismus sind das hier und heute die ewige Alice Schwarzer, die schrille Laurie Penny und die verschwurbelte Judith Butler – die teilweise untereinander streiten wie die Kesselflicker. (Dazu kommt noch ein irgendwie zwischen hitzig und ironisch mäandernder Online-Feminismus). Mal interessant, mal ärgerlich, mal gut, was die Damen sagen. Aber Teil einer Bewegung sein, deren diffuse Spitze sie darstellen? Nein, lieber nicht.

    3. Das Unbehagen: Der Mann ist traditionell Gegenüber des Feminismus. Ist es da nicht identitätsverfälschend und blind wichtigtuerisch, sich als Mann, der sich auch gegen die schädliche Ausprägung der Männlichkeit stellen will, einfach rüber zu wechseln? Muss das künftig Gemeinsame nicht neu, in der Mitte entstehen? Wolfgang Schütz

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