Der zurückgetretene Papst Benedikt XVI. will seine bayerische Heimat nicht mehr besuchen. Das berichtete Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Montag nach einem privaten Treffen mit Benedikt im Vatikan. "Er hat Nein gesagt", sagte Seehofer. "Er hat sich eine Regel gegeben: Er ist jetzt Mönch, und diese Regel möchte er nicht aufgeben." Der emeritierte Pontifex wohnt abgeschieden von der Öffentlichkeit innerhalb der Vatikanmauern in einem kleinen Kloster.
Benedikt ist gesundheitlich fit, will als Mönch aber im Vatikan bleiben
Seit Benedikts Rücktritt vor gut einem Jahr war spekuliert worden, ob der frühere Münchner Erzbischof noch einmal in seine Heimat reisen werde. Doch Benedikt hat offensichtlich andere Pläne. Gesundheitlich sei er in recht guter Verfassung, sagte Seehofer. "Er hat über Bayern alles im Kopf."
Zuvor traf Seehofer (CSU) im Apostolischen Palast Benedikts Nachfolger Franziskus. Thema war unter anderem die Vielzahl der Flüchtlinge, die Europa aus Afrika und anderen Weltregionen erreichen. Der Papst habe einen Einsatz für die Schwachen angemahnt, sagte Seehofer. "Eine extrem starke Persönlichkeit", fasste der CSU-Chef anschließend seinen Eindruck vom Papst zusammen. "Es war mit Händen zu greifen, dass er ein Anhänger des Zupackens ist."
Seehofers Geschenk: Bier, Brezen und ein Scheck für Flüchtlingskinder
Seehofer wurde begleitet von Landtagspräsidentin Barbara Stamm, der stellvertretenden Ministerpräsidentin Ilse Aigner, Kultusminister Ludwig Spaenle, Europaministerin Beate Merk und dem Integrationsbeauftragten Martin Neumeyer (alle CSU).
Seehofer überreichte Franziskus einen großen Präsentkorb mit bayerischen Spezialitäten, darunter Bier, Dauerbrezen, Griebenschmalz, Würzburger Silvaner, Senf und Obstler - und einen Scheck über 5000 Euro für syrische Flüchtlingskinder im Libanon. Der Papst bedankte sich auf Deutsch - und überreichte Seehofer im Gegenzug ein Exemplar seines ersten apostolischen Lehrschreibens "Evangelii Gaudium" (Freude des Evangeliums).
Seehofer sichert zu, keine Sterbehilfe in Bayern zuzulassen
Weiterer Gesprächspartner Seehofers im Vatikan war Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der Regierungschef des Kirchenstaats. Parolin forderte die Staatsregierung auf, keine Sterbehilfe zuzulassen, was Seehofer auch zusicherte: "Für uns scheidet Hilfe zum Sterben aus." Seehofer forderte seinerseits den Vatikan auf, sich für die Katholische Universität Eichstätt zu engagieren.
Es war Seehofers fünfter Vatikan-Besuch seit seinem Amtsantritt 2008 und seine sechste Visite in der italienischen Hauptstadt. "Im Gegensatz zu politischen Gesprächen ist man bei Begegnungen mit dem Heiligen Vater immer auch eine ganz gehörige Portion angespannt", räumte der CSU-Chef anschließend ein. (lby) Papst Franziskus empfängt Ministerpräsident Seehofer