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Sedisvakanz: Was Sie über den Vatikan noch nicht wussten

Sedisvakanz

Was Sie über den Vatikan noch nicht wussten

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    Die letzten Stunden im Vatikan nutzte Benedikt für ein persönliches Treffen mit den Kardinälen. Seinem Nachfolger versprach er «bedingungslose Hochachtung und Gehorsam». Foto: Osservatore Romano dpa
    Die letzten Stunden im Vatikan nutzte Benedikt für ein persönliches Treffen mit den Kardinälen. Seinem Nachfolger versprach er «bedingungslose Hochachtung und Gehorsam». Foto: Osservatore Romano dpa

    Amtssprache: Italienisch und Latein. Bei der Schweizergarde ist auch Deutsch offizielle Sprache.

    Angestellte: Knapp 3000, darunter Zeremonienmeister, Verkäufer, Köche und Reinigungspersonal. Die meisten wohnen außerhalb des Vatikans.

    Autokennzeichen: SCV steht für staatseigene Fahrzeuge oder solche, die vatikanischen Einrichtungen gehören. Mit CV sind

    Bevölkerung: Nach eigenen Angaben rund 750 Einwohner. Davon besitzen 450 die vatikanische Staatsbürgerschaft. Etwa die Hälfte der Staatsbürger wohnt nicht im Vatikan selbst, sondern in anderen Ländern. Das sind vor allem Personen im diplomatischen Dienst.

    Einnahmen: Die wichtigsten bekannten Quellen sind Einnahmen aus Immobilien sowie eigenen Geschäften und Museen innerhalb des Vatikans. Hinzu kommt der Verkauf von Andenken, Briefmarken und Münzen sowie Spenden. Kürzlich konnten Touristen einige Wochen lang nicht mehr mit Karte bezahlen. Grund: Die italienische Finanzaufsicht war der Ansicht, der Vatikan erfülle nicht die Vorschriften gegen Geldwäsche. Für die Abwicklung war bis dahin die Italien-Tochter der Deutschen Bank zuständig. Jetzt, wo sich ein Schweizer Unternehmen darum kümmert, darf auch wieder mit Karte bezahlt werden.

    Finanzen: Immer im Juli eines Jahres berichtet der zuständige Kardinalsrat über die finanzielle Situation des Heiligen Stuhls. Viele Informationen gibt es dann zwar nicht, aber über das Jahr 2011 heißt es zumindest, die Finanzkrise habe dem Vatikan ein Minus in der konsolidierten Bilanz von fast 15 Millionen Euro beschert. Papst Benedikt XVI. hatte für seine Amtsausübung und für karitative Zwecke 49 Millionen Euro zur Verfügung. Darüber hinaus spendeten die Gläubigen über den Peterspfennig weltweit knapp 53 Millionen Euro und die Vatikanbank IOR überwies 49 Millionen Euro. 2008 soll das Gesamtbudget bei gut 260 Millionen Euro gelegen haben. Vor einigen Jahren hatte es zudem geheißen, der Vatikan verfüge über ein Netto-Vermögen von rund 700 Millionen Euro. Das tatsächliche Vermögen unter Berücksichtigung aller Immobilien- und Sachwerte (etwa Aktien und Gold) geht vermutlich in die Milliarden.

    Fläche: Mit 0,44 Quadratkilometern ist die Vatikanstadt der kleinste unabhängige Staat der Welt. Zum Vergleich: Der Englische Garten in München ist knapp zehnmal, die Kleinstadt Krumbach (Landkreis Günzburg) etwa 100-mal größer.

    Flagge: Sie besteht aus zwei nebeneinander angeordneten Feldern – eines in Gelb, eines in Weiß. Das weiße Feld trägt die Päpstliche Tiara (Krone) und die gekreuzten Schlüssel.

    Fußball: Es gibt tatsächlich eine Nationalmannschaft, bestehend aus Spielern der Schweizergarde, päpstlichen Räten und Museumswärtern, die aber nicht an großen Meisterschaften teilnehmen kann, weil der Vatikan nicht Mitglied in den Verbänden Uefa oder Fifa ist. Einen eigenen Platz gibt es auch nicht. Die seltenen Freundschaftsspiele werden außerhalb der Mauern ausgetragen. Zudem betreibt der vatikanische Verband eine eigene kleine Liga und einmal im Jahr findet der Clericus Cup mit katholischen Mannschaften aus aller Welt statt.

    Immobilien: Zum Vatikan gehört nicht nur das Staatsgelände rund um den Petersdom. Dazu zählen auch viele exterritoriale Besitztümer in und außerhalb Roms, beispielsweise die berühmte Sommerresidenz des Papstes in Castel Gandolfo rund 25 Kilometer südöstlich von Rom.

    IOR: Der Name der Vatikanbank

    Lateranverträge: Grundlage für die Entstehung des Staates „Vatikanstadt“. Sie wurden am 11. Februar 1929 zwischen dem Heiligen Stuhl und Italiens faschistischem Diktator Benito Mussolini unterzeichnet. Das Abkommen sichert die Eigenständigkeit der Vatikanstadt. Die Ratifizierung erfolgte am 7. Juni 1929. Der Vatikanstaat ist damit eine souveräne Körperschaft öffentlichen und internationalen Rechts.

    Münzen: Die Vatikanstadt besitzt ein eigenes Münzrecht und gibt auch eigene Briefmarken heraus, die bei Sammlern sehr begehrt sind. Der Euro ist die offizielle Währung. Das Metallgeld wird beim italienischen Münzamt geprägt.

    Nationalfeiertag: Der Jahrestag der Papstwahl, unter Benedikt XVI. der 19. April.

    Nationalhymne: Sie wurde von Charles Gounod (1818–93) komponiert. 1993 gab es dafür einen neuen lateinischen Text: „Glückliches Rom, edles Rom, du bist Sitz des Petrus, der in dieser Stadt sein Blut vergoss und dem die Schlüssel des Himmelreiches übergeben wurden.“

    Osservatore Romano: Zu Deutsch: Römischer Beobachter. Seit 1885 die amtliche Tageszeitung des Vatikans mit einer Gesamtauflage von etwa 100000 Exemplaren.

    Papstpalast: Mit weit über 1000 Räumen und einer Grundfläche von 55000 Quadratmetern ist die Residenz des Papstes ein riesiger Gebäudekomplex. Das Fenster, an dem sich der Pontifex regelmäßig den Gläubigen auf dem Petersplatz zeigt, ist das meistfotografierte Fenster der Welt.

    Stichwort Sedisvakanz

    Mit dem Ende des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. beginnt am 28. Februar um 20 Uhr die Zeit der Sedisvakanz.

    Das ist die Zeit, in der das Amt des Papstes nicht besetzt ist - normalerweise vom Tod des Kirchenoberhaupts bis zur Wahl seines Nachfolgers.

    Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich übersetzt «leerer Stuhl». Nach kirchlichem Verständnis sitzt der Papst auf dem Stuhle Petri.

    Der Glaubenslehre zufolge ist der Papst der Nachfolger des Apostels Petrus, den Jesus von Nazareth nach dem Matthäus-Evangelium als ersten Kirchenführer eingesetzt hatte.

    Während der Sedisvakanz leitet das Kardinalskollegium die Kirche. Seine Befugnisse sind aber auf Aufgaben und Entscheidungen beschränkt, die nicht aufgeschoben werden können.

    Von Päpsten erlassene Gesetze dürfen in dieser Zeit nicht korrigiert oder abgeändert werden. Die zwischenzeitliche Verwaltung der Kirche übernimmt der Kardinalkämmerer (Camerlengo) mit drei Kardinal-Assistenten.

    Das Kardinalskollegium bereitet vor allem die Wahl des neuen Papstes vor. Während der Sedisvakanz werden spezielle Münzen und Medaillen geprägt.

    Petersdom: Das bekannteste Gebäude im Vatikan mit seinen Befestigungsmauern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. St. Peter gehört zu den größten christlichen Kirchen der Welt. Im Dom (eingeweiht 1626) finden nach

    Petersplatz: Er wurde in den Jahren zwischen 1656 und 1667 vom italienischen Künstler Giovanni Lorenzo Bernini gestaltet. In der Mitte des Platzes steht ein Obelisk aus dem antik-römischen Zirkus, in dem der Überlieferung nach Petrus hingerichtet wurde. Im Fuß des Obelisken soll sich angeblich die Asche Cäsars befinden, in seiner Spitze sogar ein Teil des Kreuzes Jesu. Der Petersplatz ist das ganze Jahr über für Besucher meist frei zugänglich, untersteht jedoch der Kontrolle der italienischen Polizeibehörden.

    Römische Kurie: Die zentrale Verwaltungsbehörde der katholischen Kirche. Unter diesem Dach gibt es beispielsweise neun mit Kardinälen und Bischöfen besetzte Kongregationen, die neun Sachgebiete der Kirche abdecken, etwa die Glaubenslehre. Darüber hinaus elf päpstliche Räte sowie weitere Kommissionen.

    Schweizergarde: Sie sorgt seit 1506 für die Sicherheit des Papstes und ist mit ihren 110 Mann die kleinste und zugleich älteste Armee der Welt. Zudem gibt es eine Vatikan-eigene Polizei, den Corpo della Gendarmeria.

    Staatsordnung: Die Vatikanstadt ist eine absolute Monarchie. Staatsoberhaupt ist der Papst. Er übt die volle gesetzgebende, ausführende und gerichtliche Gewalt aus. Während der Sedisvakanz (dem Zeitraum, in dem das Amt des Papstes unbesetzt ist) hat das Kardinalskollegium diese Kompetenzen. „Regierungschef“ ist der Kardinalstaatssekretär, derzeit also Tarcisio Bertone (der als „Camerlengo“ auch für die Zerstörung des päpstlichen Rings zuständig ist).

    Vatikanische Museen: Sie gehören mit mehr als fünf Millionen Besuchern zu den beliebtesten Museen der Welt und brachten dem Vatikan-Haushalt 2011 gut 91 Millionen Euro ein. Der berühmteste Teil dieser päpstlichen Kunstsammlungen ist die Sixtinische Kapelle mit dem berühmten Deckengemälde von Michelangelo. Dort findet traditionell auch das Konklave statt.

    Verkehr: Der Vatikan verfügt über einen Bahnhof und einige hundert Meter Schienenstrecke, die aber fast ausschließlich für den Transport von Gütern genutzt wird. Zudem gibt es rund 50 Straßen sowie einen Hubschrauberlandeplatz.

    Zoll: Die Vatikanstadt gehört nicht zur Europäischen Union und damit auch nicht zu deren Binnenmarkt und Zollgebiet. Es gibt aber eine Zollunion mit der EU, die gewerbliche Vorgaben macht, privat erworbene Waren aber im Regelfall nicht betrifft. (anf)

    (Quellen: Vatikan, dpa, Auswärtiges Amt, eigene Recherchen)

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