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Schweiz: Als Bomben auf Schaffhausen fielen

Schweiz

Als Bomben auf Schaffhausen fielen

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    So sieht die Schweizer Stadt Schaffhausen an der Grenze zu Deutschland heute aus. Vor 75 Jahren wurde sie Opfer eines US-Luftangriffs.
    So sieht die Schweizer Stadt Schaffhausen an der Grenze zu Deutschland heute aus. Vor 75 Jahren wurde sie Opfer eines US-Luftangriffs. Foto: Imago

    Ein Dröhnen schreckte gegen 10.50 Uhr die Menschen in Schaffhausen auf. Das dumpfe Geräusch näherte sich der friedlichen Stadt. Es vermischte sich mit Sirenen. Fliegeralarm. Über

    An diesem Montag, 1. April, wollen die Menschen in der Stadt in der Grenzregion zu Deutschland des Infernos vor genau 75 Jahren gedenken. Erwartet werden Schweizer Politprominenz und der US-amerikanische Botschafter in Bern. „Die Attacke am 1. April 1944 war die folgenreichste Neutralitätsverletzung der

    „Am Morgen des 1. April 1944 hoben rund 1000 US-Flugzeuge von ihren zwei Basen in der Grafschaft Norfolk in England ab“, berichtet Wipf. Eigentlich wollten die Crews ihre tödliche Fracht über Ludwigshafen im verfeindeten Hitler-Deutschland ausklinken. Dort sollte die kriegswichtige Produktion der IG Farben getroffen werden. „Doch die US-Piloten verflogen sich völlig“, sagt der Historiker. „Miserables Wetter und rudimentäre Navigationsinstrumente brachten die Maschinen vom Kurs ab.“ Der Großteil der Luftflotte kehrte vorzeitig zurück auf die Stützpunkte in

    Der Historiker spricht von einem „katastrophalen Irrtum“ der US-Air-Force. Die lange vertretene These, wonach die USA die Schweiz für ihre Kooperation mit dem Dritten Reich „bestrafen“ wollten, ist gemäß Wipf, der alle relevanten Akten in amerikanischen und englischen Archiven einsehen konnte, nicht länger haltbar. „Wenn die Amerikaner den Schweizern eine Lektion hätten erteilen wollen, dann hätten sie viel genauer diejenigen Industrieanlagen getroffen, die auch in Schaffhausen teilweise für Nazi-Deutschland produzierten.“

    Schnell erkannten die Amerikaner, was sie angerichtet hatten. General Carl Spaatz, Chef der strategischen US-Luftstreitkräfte in Europa, entschuldigte sich bei den Schweizern. Und US-Präsident Franklin D. Roosevelt schickte ein Schreiben an den Bürgermeister von Schaffhausen. Der US-Präsident drückte darin sein Mitgefühl über den „Verlust unschuldigen Lebens und unersetzbarer Kunstschätze“ aus. Immerhin zahlten die USA eine Kompensation von 40 Millionen Franken. Doch konnten oder wollten die US-Streitkräfte aus dem Desaster von Schaffhausen nicht die richtigen Lehren ziehen. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, am 22. Februar 1945, bombardierten die Amerikaner erneut die Schweiz. Sie trafen diesmal Stein am Rhein. Neun Menschen starben, viele mehr wurden verletzt.

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