Ob Reinigungskraft, Gärtner oder Köchin: Die Deutschen beschäftigen ihre guten Geister im Haushalt bevorzugt in Schwarzarbeit. Drei Viertel der Hausarbeiterinnen bekommen hierzulande zwar Geld, sind aber nicht angemeldet, wie aus einer neuen OECD-Studie hervorgeht, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Bei lediglich 25 Prozent entspricht das Arbeitsverhältnis den Bestimmungen. Deutschland gehört damit im internationalen Bereich zur traurigen Spitze und liegt auch deutlich über dem EU-Durchschnitt von 57 Prozent. Die Studie bestätigt, dass es überwiegend Frauen sind, die bei ihrer Arbeit nicht gegen Krankheit und Arbeitslosigkeit versichert sind und auch nicht aufs Rentenkonto einzahlen.
Eine der Hauptursachen für die Häufung von Schwarzarbeit in Deutschland ist die Bürokratie, wie der OECD-Experte Willem Adema deutlich machte. Andere Länder, Belgien oder Frankreich etwa, haben demnach einfachere Anmeldeprozeduren entwickelt. Mit dem Ergebnis, dass die Schwarzarbeitsquote dort mit 20 bis 30 Prozent vergleichsweise niedrig ist.
ILO rechnet mit hoher Dunkelziffer
Die Internationale Arbeitsorganisation ILO, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Wie die Direktorin der ILO-Vertretung in Deutschland, Annette Niederfranke, erklärte, sind in Deutschland lediglich 218.000 Hausangestellte gemeldet (der Pflegebereich ist in all diesen Zahlen nicht enthalten). Das sei sehr wenig und man könne nur erahnen, wie hoch die Schwarzarbeitsquote tatsächlich sei, sagte Niederfranke.
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat in einer eigenen Studie herausgefunden, dass die typische Haushaltshilfe deutsch, weiblich, über 50 ist – und schwarz beschäftigt wird. Den IW-Zahlen zufolge, sie stammen aus dem Herbst 2020, melden 88 Prozent der Haushalte ihre Reinigungskraft nicht an. Immerhin ging diese Zahl seit 2005 zurück, damals lag sie bei 93 Prozent. Ein Grund dafür sind die legalen Alternativen, wie etwa die Neuerungen beim Minijob.
Schwarzarbeit als Kavaliersdelikt
Doch selbst die Anmeldung einer Haushaltskraft bei der Minijob-Zentrale scheint vielfach noch eine zu große Hürde zu sein. Wobei Schwarzarbeit oftmals immer noch als Kavaliersdelikt betrachtet wird, wie ILO-Direktorin Niederfranke beklagte. Es gebe kein Unrechtsbewusstsein, vielen Haushalten sei nicht bewusst, dass sie mit der Beschäftigung einer Haushaltskraft plötzlich eine Arbeitgeberfunktion übernehmen würden – mit allen Pflichten, die das mit sich bringe.
Allerdings greift es auch zu kurz, nur die Auftraggeberinnen und Auftraggeber in die Verantwortung zu nehmen. „Oft sind es die Hilfen, die schwarz arbeiten wollen“, sagte Thomas Eigenthaler, der Vorsitzend der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, unserer Redaktion. Ein Grund sei häufig Unkenntnis, ein anderer die Hoffnung auf eine höhere Bezahlung. „Durch viele Single-Haushalte, immer mehr ältere Menschen und auch durch eine verstärkte Berufstätigkeit wächst der Bedarf an Hilfen immer mehr an, so dass die Auftraggeber oft nachgeben, damit sie überhaupt jemand finden“, erklärte Eigenthaler. Die Betroffenen würden dabei leider nicht erkennen, „wie sie sich am langen Ende selbst schaden, vor allem bei einer späteren Altersrente“. Auch für den Bezug von Grundrente müsse man angemeldet sein, betonte der Steuerexperte.
Regierung und DGB wollen helfen
Juliane Seifert, Staatssekretärin im SPD-geführten Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, plädierte zur Lösung des Problem für mehr Entbürokratisierung, eine bessere soziale Absicherung und bessere Löhne. Es gebe bei der Beschäftigung von Haushaltskräften vieles, „wo wir besser werden könnten und besser werden sollten“.
Die Bundesministerien für Arbeit und Finanzen haben gerade erst gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet, mit deren Hilfe die Ausbeutung auf dem Arbeitsmarkt eingedämmt werden soll. Ziel der Vereinbarung ist eine enge Zusammenarbeit verschiedener Stellen - unter anderem der beim Zoll angesiedelten Finanzkontrolle Schwarzarbeit, der gewerkschaftsnahen Beratungsstellen für ausländische Beschäftigte sowie der Servicestelle gegen Arbeitsausbeutung, Zwangsarbeit und Menschenhandel.