Ein Online-Formular, über das Schüler und Eltern AfD-kritische Lehrer melden können: Erst hatte die Hamburger Alternative für Deutschland sich von den Parteikollegen in anderen Bundesländern für diese Idee feiern lassen. Allein in den ersten drei Tagen seien bei der Aktion namens „Neutrale Schulen Hamburg“ mehr als 1000 Rückmeldungen eingegangen – mal, weil migrationskritische Schüler gemobbt würden, mal, weil Lehrer gegen das Neutralitätsgebot verstoßen hätten. Jetzt scheint die Aktion zum Eigentor zu werden.
Nutzer fluten Meldeportal der AfD mit ironischen Mails
Im Internet kursiert eine Vielzahl an „Beschwerden“, deren Absender den Aufruf konterkarieren: „Die Kinder kommen nach dem Kunstunterricht rotgrün versifft nach Hause“, schreibt ein Online-Nutzer. „Atome sind nicht neutral!“, meldet eine Frau. Und ein Schüler schreibt, er müsse beim Tafeldienst immer nur die rechte Tafelseite sauber machen. „Das ist unfair.“ Manche Kommentare sind drastisch. Eine Internet-Nutzerin bezieht sich auf die Nazi-Zeit und den politischen Kampf der AfD gegen modernen Aufklärungsunterricht in der Schule: „Von wo fährt euer blauer Partybus in Richtung Lagerstelle für homosexuelle Humanisten?“
Plattform der AfD: „Ein Aufruf, zu denunzieren“
Die Flut ironischer Kommentare kommt wohl auch daher, dass die „heute-show“ im ZDF am vergangenen Freitag alle Zuschauer aufgerufen hatte, der Hamburger AfD mit Mails zu überschütten.
Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, vermutete schon länger, dass der Aufruf der AfD auf die Füße fallen könnte. „Man sieht jetzt, dass diese Aktion nicht dazu taugt, die Leute einzuschüchtern.“ Bereits kurz nachdem die ersten Pläne für die Initiative „Neutrale Schulen“ bekannt geworden waren, hatte Meidinger davor gewarnt: „Die Aktion ruft Schüler auf, zu denunzieren. Das erinnert an ganz schlimme Zeiten unserer Geschichte.“