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Schloss Bellevue: Bomben-Alarm: Verdächtiger Brief an Gauck entschärft

Schloss Bellevue

Bomben-Alarm: Verdächtiger Brief an Gauck entschärft

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    Im Schloss Bellevue, Dienstsitz des Bundespräsidenten, ist ein verdächtiger Brief gesprengt worden.
    Im Schloss Bellevue, Dienstsitz des Bundespräsidenten, ist ein verdächtiger Brief gesprengt worden. Foto: Wolfgang Kumm, dpa (Symbolbild)

    Sprengstoff-Alarm im Schloss Bellevue: Sicherheitsbeamte haben am Freitag einen verdächtigen Brief an Bundespräsident Joachim Gauck entdeckt. Eine Spezialeinheit sprengte die Sendung später im Park des Amtssitzes in Berlin. Ein Sprecher von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) betonte am Abend: "Wir gehen nach wie vor von einem Verdacht auf Sprengstoff aus. Es gibt dafür aber noch keine Bestätigung."

    Wie ein Sprecher des Präsidialamtes mitteilte, hielt sich Gauck zu der Zeit nicht in seinem Berliner Amtssitz auf. Er wurde umgehend über den Zwischenfall informiert. Hinweise auf den Absender oder den möglichen Hintergrund gab es zunächst nicht. Das Bundeskriminalamt (BKA) übernahm die Ermittlungen.

    Der genaue Inhalt des sprengstoffverdächtigen Briefs war nach BKA-Angaben am Freitagabend noch unklar. Die Ermittlungen seien im Gange, sagte eine Sprecherin in Wiesbaden. Der Generalbundesanwalt wurde informiert, zog den Fall aber zunächst nicht an sich, weil unklar war, ob es einen politischen Hintergrund gibt.

    Sicherheitskreise hatten der Nachrichtenagentur dpa Medienberichte bestätigt, wonach in dem Brief explosionsfähiges Material steckte. Informationen, dass es sich bei dem Pulver um die Substanz HMTD gehandelt habe, wurden zunächst aber nicht bekräftigt. Die Substanz sei wohl doch nicht ganz so hoch explosiv gewesen wie zunächst vermutet, hieß es. Sie hätte sich beispielsweise nicht sofort selbst entzünden oder explodieren können. Informationen über den Absender oder den möglichen Hintergrund der Sendung gab es zunächst nicht.

    Paketbomben und Giftbriefe

    Januar 2012: In Köln wird ein Brief entschärft, der an eine Richterin am Landgericht adressiert ist. Das "zündfähige Gemisch" im Umschlag hätte laut Polizei eine Stichflamme entfachen können.

    Dezember 2011: Italienische Anarchisten bekennen sich zu einem Anschlag auf Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann: Die Briefbombe wird in der Poststelle der Bank noch entschärft. Wenig später schickt die gleiche Gruppe eine Briefbombe an den Direktor einer Filiale der Steuereinzugsgesellschaft Equitalia in Rom. Bei der Explosion verletzt sich der Mann schwer.

    März 2011: Bei Briefbombenanschlägen auf Soldaten im italienischen Livorno und eine Pro-Atom-Organisation im Schweizer Kanton Solothurn werden drei Menschen verletzt. Eine weitere Briefbombe aus Italien geht im griechischen Hochsicherheitsgefängnis Korydallos bei Athen ein, wird aber entschärft. Wieder sind es italienische Anarchisten, die sich zu dem Anschlag auf das Gefängnis bekennen, auch die Tat in Livorno wird ihnen zugeschrieben.

    November 2010: Eine Serie von Briefbomben an Politiker in mehreren europäischen Ländern sorgt für Aufregung. Eine Sendung landet im Berliner Kanzleramt. Das an Angela Merkel adressierte Paket kann aber entschärft werden. Pakete mit Brandsätzen erreichen auch verschiedene Botschaften in Athen, darunter die Vertretungen Deutschlands und der Schweiz. Griechische Linksextremisten bekennen sich zu der Serie.

    Februar 2004: Ein Brief mit dem hochgiftigen Ricin wird an den damaligen Führer der Republikaner im US-Senat, Bill Frist, geschickt. Niemand wird verletzt. Bereits im November 2003 war ein Ricin-Brief an die Adresse des damaligen US-Präsidenten George W. Bush gegangen. Die Öffentlichkeit war damals aber nicht informiert worden.

    September/Oktober 2001: Kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September sorgen Briefe mit dem Milzbranderreger Anthrax für Aufregung in den USA. Fünf Menschen sterben, 13 Opfer erkranken. Adressaten der Giftbriefe waren Politiker und Medienhäuser. Ein verdächtiger US-Biowissenschaftler nimmt sich 2008 das Leben.

    Februar 2000: Franz Fuchs begeht im Gefängnis Selbstmord. Der zu lebenslanger Haft verurteilte Österreicher hatte von 1993 bis 1996 mit Rohr- und Briefbomben vier Menschen getötet und rund ein Dutzend verletzt. Sein Motiv war Fremdenhass. Prominentestes Opfer war Wiens damaliger Bürgermeister Helmut Zilk. Eine Briefbombe zerfetzte ihm eine Hand.

    Mai 1998: Der als "Unabomber" bekannte Paketbomben- Attentäter Theodore Kaczynski wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte in den USA über einen Zeitraum von 17 Jahren drei Menschen durch Anschläge getötet und über 20 verletzt. Das Kürzel "Una" steht für Universities und Airlines. Dort waren die ersten Opfer beschäftigt.

    Nach dpa-Informationen war bei einem Röntgentest in der Poststelle Alarm geschlagen worden. Bei zwei weiteren Tests, mit denen die Substanz näher bestimmt werden sollte, sei angezeigt worden, dass es sich um Sprengstoff handele. Aus Sicherheitsgründen sei der Brief dann gesprengt worden. Wie lange die Untersuchung der Überreste dauert, sei unklar, hieß es weiter.

    Die Zeitung "Die Welt" und auch das Magazin "Focus" hatten unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, dass in dem Brief HMTD verborgen war. Diese Substanz wird als hochexplosives Selbstlaborat beschrieben. Sie besteht aus relativ einfachen Grundstoffen. Nach ZDF-Informationen handelte es sich um ein weiße, pulverartige Substanz.

    Das Bundespräsidialamt rief seine Mitarbeiter zu erhöhter Wachsamkeit auf. Ein vergleichbarer Zwischenfall im Präsidialamt ist nicht bekannt. Im Herbst 2010 war aber im Kanzleramt eine Paketbombe sichergestellt worden. Zuletzt hatte in den USA mutmaßlich ein inzwischen festgenommener Mann Giftbriefe an Präsident Barack Obama und einen Senator verschickt. Sie waren mit dem Pflanzengift Ricin präpariert, richteten aber keinen Schaden an. dpa

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