Im dritten Anlauf setzt Heiko Maas alles auf eine Karte: Der SPD-Spitzenkandidat im Saarland will nach der Landtagswahl am Sonntag Ministerpräsident einer großen Koalition mit der CDU werden. Dass er sich entschieden gegen andere Optionen wie ein rot-rotes Bündnis stellt, birgt für den 45-Jährigen ein hohes Risiko. Denn wenn die SPD nur als Juniorpartner in ein schwarz-rotes Regierungsbündnis einziehen könnte und zugleich etwa Rot-Rot rechnerisch möglich ist, könnte Maas in der Zwickmühle stecken.
Maas hält Oskar Lafontaine für nicht regierungsfähig
Nach der vorherigen Wahl im Jahr 2009 hatte Maas sich bereits als Regierungschef einer rot-rot-grünen Koalition gewähnt. Doch die Grünen zogen überraschend eine Jamaika-Koalition mit CDU und FDP dem Bündnis vor. Das war ein Schock für Maas, der noch heute das Verhältnis zum Grünen-Landesvorsitzenden Hubert Ulrich schwer belastet. Mit dem einstigen Wunschpartner geht Maas im Wahlkampf nun nicht zimperlich um. Offen wirbt er etwa um Stimmen von Grünen-Anhängern.
Seine Beziehung zum heutigen Linken-Fraktionschef Oskar Lafontaine hat sowieso schwer gelitten, seit der einstige SPD-Ministerpräsident und frühere Förderer von Maas den Sozialdemokraten den Rücken gekehrt hat. Maas schreibt nun im Wahlkampf den Linken schlicht die Regierungsfähigkeit ab. Er begründet dies vor allem mit der ablehnenden Haltung der Linken zur Schuldenbremse.
Annegret Kramp-Karrenbauer: Vier-Augen-Gespräche mit Heiko Maas
Die nun angstrebte große Koalition hätte Maas schon Anfang des Jahres bilden können. Nachdem Ministerpräsidentin und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer das Jamaika-Bündnis aus CDU, FDP und Grünen aufgekündigt hatte, bot sie der SPD die Bildung einer Koalition an. Vorsichtig, ruhig und sachlich, wie es seine Art ist, lotete Maas daraufhin in ungewöhnlich langen Sondierungsgesprächen und auch in Vier-Augen-Gesprächen mit Kramp-Karrenbauer die Möglichkeiten dafür aus.
Saarland: SPD und CDU in den jüngsten Umfragen gleichauf
Doch am Ende der Gespräche stand die Entscheidung, nicht direkt eine große Koalition zu bilden, sondern vorgezogene Neuwahlen anzustreben. Maas verschaffte sich damit die Möglichkeit, selbst in die Staatskanzlei einzuziehen und die seit mehr als einem Jahrzehnt in der Opposition sitzende SPD wieder an die Macht zu führen. Der verheiratete Vater von zwei Söhnen scheiterte allerdings bereits zwei Mal als Spitzenkandidat und braucht nun auch für seine eigene politische Zukunft einen Erfolg. Doch es wird knapp werden: SPD und CDU lagen in den jüngsten Umfragen gleichauf.
Nach Lafontaines Rücktritt begann für die SPD die Leidenszeit an der Saar
Maas galt einst als aufstrebender Sozialdemokrat mit besten Aussichten auf eine steile Karriere. Er war gerade 30 Jahre alt, als ihn der damalige SPD-Ministerpräsident Lafontaine 1996 als Staatssekretär ins Umweltministerium holte. Unter Reinhard Klimmt, der Lafontaine in der Staatskanzlei nach dessen Wechsel ins rot-grüne Bundeskabinett unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) folgte, war Maas kurze Zeit Umweltminister. Doch 1999, nachdem Lafontaine als Bundesfinanzminister und SPD-Chef zurückgetreten war, begann für die SPD die Leidenszeit an der Saar. Mit ihrem Spitzenkandidaten Peter Müller, der mittlerweile Richter am Bundesverfassungsgericht ist, holte die CDU damals bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit.
Maas wurde nach der Wahlschlappe 1999 zunächst Fraktionschef, ein Jahr später wählte die Saar-SPD den Juristen dann auch zu ihrem Parteivorsitzenden. Der begeisterte Triathlet bewies in den folgenden Jahren als Oppositionsführer viel Ausdauer - am Sonntag wird sich zeigen, ob sie sich auszahlt. AZ, afp