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SPD nach Wahl in Schleswig-Holstein: Überschätzte Genossen

SPD nach Wahl in Schleswig-Holstein

Überschätzte Genossen

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    „Wenn sie kurz vor der Wahl genau hingucken, stellen die Leute fest: Diese Partei ist doch nicht wählbar.“Forsa-Chef Güllner zum SPD-Dilemma
    „Wenn sie kurz vor der Wahl genau hingucken, stellen die Leute fest: Diese Partei ist doch nicht wählbar.“Forsa-Chef Güllner zum SPD-Dilemma

    Die Sozialdemokraten im Stimmungshoch: Umfragen zufolge wird es nach den Wahlen in Nordrhein-Westfalen zu einer rot-grünen Mehrheit kommen. Dem jüngsten ZDF-Politbarometer zufolge erhielte die SPD von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft jedenfalls 38 Prozent der Stimmen. Die Grünen liegen bei elf Prozent. Im ARD-Deutschlandtrend kommen die SPD auf 38,5 und die Grünen ebenfalls auf elf Prozent. Aber was sind solche Ergebnisse wert?

    Manchmal nicht viel. Das musste zuletzt in Schleswig-Holstein SPD-Spitzenkandidat Torsten Albig feststellen. Zwar konnten die Genossen insgesamt zulegen, erreichten immerhin 30,4 Prozent, allerdings waren sie lange nicht so stark, wie die meisten Wahlforscher prognostiziert hatten. 33 Prozent sagte das Institut GMS noch kurz zuvor. Am Ende standen nur 30,4 Prozent zu Buche. „Wir hatten uns mehr erhofft“, räumte Albig noch am Wahlabend ein – und in seiner Stimme schwang eine gehörige Portion Enttäuschung mit.

    SPD hat Erfahrung mit trügerischer Hoffnung

    Es ist nicht das erste Mal, dass den Sozialdemokraten zuletzt Ergebnisse vorausgesagt wurden, die dann wie Luftblasen zerplatzten. Im Berliner Willy-Brandt-Haus spricht man bereits vom „Überschätzungseffekt“. Dort hat man inzwischen eine gewisse Erfahrung mit dem Thema trügerische Hoffnung.

    Die aus Sicht der Genossen schlimmste Schere zwischen Prognose und Endergebnis trat vor drei Jahren bei den Europawahlen auf. Auf 28 Prozent, mindestens aber 25 Prozent sollte die SPD am 7. Juni 2009 kommen. Das versprachen ja auch die Wahlpropheten. Ganze 20,8 Prozent waren es letztendlich. Sie sorgten für Grabesstimmung. Bei den Bundestagswahlen war es ähnlich, selbst wenn das Endergebnis mit 23 Prozent fast ebenso katastrophal ausfiel.

    Auch bei der Abgeordnetenhauswahl in Berlin im vergangenen Herbst und im Saarland in diesem Frühjahr schien alles paletti für die SPD. In Berlin wurden es nur 28,3 Prozent statt der durchschnittlich vorausgesagten über 30 Prozent, und im kleinsten Flächenland der Republik erreichte Kandidat Heiko Maas statt 35 nur 30,6 Prozent.

    Genau zwei Ausnahmen gab es in dieser Serie überhitzter Prognosen – die Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern und die zur Hamburger Bürgerschaft. Hier konnten die Kandidaten Erwin Sellering und Olaf Scholz in Persönlichkeitsabstimmungen punkten. Scholz holte für seine Partei mit einem Stimmenanteil von 48,4 Prozent sogar das beste Ergebnis seit 1982.

    SPD "personell ausgedünnt"

    Warum konnten sie die Vorhersagen bestätigen und andere Spitzenkandidaten nicht? Forsa-Chef Manfred Güllner analysiert: „Scholz und Sellering sind zwei Politiker, die Vertrauen ausstrahlen. Die SPD hat aber derzeit zu wenig dieser Typen.“ Die Partei sei „personell ausgedünnt“, verliere auch immer mehr an Vertrauen vor Ort, engagiere sich zu wenig in der Kommunalpolitik.

    Genau das macht Güllner zufolge den Unterschied zwischen Prognosen und den Zahlen vom Wahlsonntag aus. Der Experte erklärt: „Die SPD ist eine altehrwürdige Partei, die eigentlich viele gerne wählen würden.“ Mit ihren Werten und Zielen sei sie grundsätzlich sehr attraktiv. Aber eben nur grundsätzlich. „Wenn sie kurz vor der Wahl genau hingucken, stellen die Leute fest: Diese Partei ist doch nicht wählbar.“

    Laut Güllner liegt es am Personal: Ob die Spitzenkandidaten nun Thorsten Schäfer-Gümbel hießen oder Torsten Albig – das alles seien keine Politiker, die Wahlen gewinnen könnten. Diese personelle Ausgezehrtheit sei das Dilemma der SPD. Eine Menge Anhänger gingen darum schlicht nicht zum Wählen.

    Für Nordrhein-Westfalen sagt Güllner den Sozialdemokraten keine Bauchlandung voraus. Allerdings weniger aus eigener Stärke, sondern mehr aufgrund der Schwäche der Konkurrenz. „Röttgen ist für die CDU in diesem Land eine absolute Fehlbesetzung. Davon wird die SPD profitieren“, behauptet der Wahlforscher. Die aktuellen Umfragen bestätigen ihn. Aber, wie gesagt, was sagen sie im Fall der Genossen schon aus...

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