(AZ) - Entrüstung auf der einen und viel Zustimmung auf der anderen Seite erntete die SPD mit ihrem Beschluss, ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen einzuführen. Doch nicht nur bei den Parteien, sondern auch in unserem Forum sind die Reaktionen auf die angestrebte Geschwindigkeitsbegrenzung äußerst konträr.
So ziehen etwa Befürworter eines Tempolimits andere Länder, in denen es bereits Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Autobahnen gibt, als positive Beispiele heran: "Wer einmal in den USA oder in Frankreich auf einer tempobegrenzten Autobahn gefahren ist, und gesehen hat, wie zügig und flüssig dort der Verkehr abläuft, wird auch in der BRD ein Tempolimit nicht missen wollen", schreibt Nutzer "Pelax". Außerdem könne diese Gesetzesnovelle - zumindest langfristig gesehen - sogar der Umwelt zugute kommen, so "Pelax": "Das Tempolimit bringt zwar nur 2% an Einsparungen von CO2 (...) Es würde aber die Autoindustrie dazu motivieren, Autos zu bauen mit kleineren Motoren und geringerem Verbrauch."
Auch Community-Mitglied "Uli" ist der Meinung, dass sich die Deutschen in Sachen Tempolimit von ihren europäischen Nachbarn durchaus eine Scheibe abschneiden könnten: "Wer mal in der Schweiz unterwegs auf Autobahnen war, sieht wie anständig dort die Leute mit ihrem Fahrzeug unterwegs sind." Eine Maximalgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern begrüßt "Uli" deshalb: "Dann wäre endgültig Schluss mit der Raserei."
Anderen Nutzern dagegen sind die 130 Stundenkilometer auf Autobahnen zu wenig. So fordert beispielsweise "TravellingMatt69" ein "vernünftiges Tempolimit" von 160 oder 170 Stundenkilometern - denn damit könnten sich vermutlich die meisten Menschen anfreunden. Zudem sei die Geschwindigkeit auf vielen Autobahnstrecken schon jetzt begrenzt.
Doch auf solche Kompromisse will sich Community-Mitglied "Clark" nicht einlassen: "Dafür gibt es Autobahnen: Um möglichst schnell von A nach B zu kommen". Und auch Nutzer "A-Town" möchte scheinbar nicht auf schnelles Fahren verzichten: "Mal ehrlich, wem macht es nicht Spaß, bei freier Strecke das Auto mal voll auszufahren und die Nadel über 200 zu drücken?"
Aber eben nur "bei freier Strecke". Und die gibt es Nutzer "Auswärtiger" zufolge immer seltener. Die zunehmende Verkehrsdichte erübrige die von der SPD angestrebte Maßnahme somit: "Baustellen sowie ohnehin bereits bestehende Tempobeschränkungen (siehe A 8) auf meist 120 km/h tun ihr übriges."
Andere Community-Mitglieder kritisieren die Widersprüchlichkeit eines Tempolimits an sich: "Die Deutschen bauen Autos, die deutlich schneller als 200 km/h fahren. Die Deutschen bauen die sichersten Autos der Welt. Die Deutschen dürften auf ihren Autobahnen nicht schneller als 130 km/h fahren. Wie passt das zusammen? Ist das nicht schizophren?", fragt deshalb "Oploop".
Ebenso ist Nutzer "Speyerer0" hinsichtlich des SPD-Vorstoßes skeptisch: "Natürlich kann man nun flächendeckend die Maximalgeschwindigkeit von 130 km/h vorschreiben. Deswegen lassen sich aber trotzdem höhere Geschwindigkeiten mit den Fahrzeugen erzielen. Wahrscheinlich sind auch viele der Verkehrstoten in geschwindigkeitsbegrenzten Zonen mit überhöhtem Tempo verunglückt". Stattdessen hält "Speyerer0" einen anderen einmal diskutierten Vorschlag für sinnvoll: dass Neuwagen nicht schneller als 160 km/h fahren. "Damit könnte ich problemlos leben. Das ist sicher nicht das Allheilmittel, aber vielleicht bedeutet nicht mehr so schnell fahren können ja auch mehr Zeit zum denken zu haben", merkt er an.
Auch über die Diskussion um das Pro und Contra eines Tempolimits hinaus hat sich die SPD mit ihrem Vorschlag bei unseren Nutzern nicht nur Freunde gemacht: "Mit diesen Plänen ist die SPD für mich unwählbar geworden. Es kann nicht sein, dass in Deutschland wirklich alles und jedes reguliert und eingeschränkt werden muss, nur, um politische Aktionsfähigkeit zu beweisen", schreibt etwa "Hannes". Dabei erscheinen ihm andere Maßnahmen viel effektiver, beispielsweise mehr Kontrollen der bereits bestehenden Tempolimits oder höhere Strafen für Raser und Rowdys, die tödliche Unfälle verursachen.
Nutzer "Budy1410" schließlich kann sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: "Ein toller Konter gegen die CSU, die mit dem undurchdachten Rauchverbot krampfhaft versucht, endlich mal unter 60% Wählerstimmen zu kommen...Jetzt versucht die SPD es zu schaffen, durch Tempolimit 130 auf Autobahnen in Bayern endlich mal unter 20% Wählerstimmen zu kommen."
Ob es daran lag, dass die SPD mit ihren Tempolimit-Plänen sogar in den eigenen Reihen auf heftigen Widerstand stieß, ist ungeklärt. Jedenfalls sprachen sich beim Parteitag in Hamburg sowohl SPD-Chef Kurt Beck als auch Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) gegen eine Höchstgeschwindigkeit auf den Autobahnen aus. Während sich auch die Union sowie Autobauer und Automobilklubs gegen einen solchen Schritt wandten, begrüßten Grüne und Linke den neuerlichen Vorstoß der Sozialdemokraten.