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SPD: Zwei und ein halber Kandidat

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Zwei und ein halber Kandidat

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    Peer Steinbrück und Frank Walter Steinmeier: Die jüngsten Umfragen sehen 51 Prozent für Rot-Grün, das gab es seit elf Jahren nicht mehr. Die SPD legt auf 28 Prozent zu, die Grünen stabil bei 23. dpa
    Peer Steinbrück und Frank Walter Steinmeier: Die jüngsten Umfragen sehen 51 Prozent für Rot-Grün, das gab es seit elf Jahren nicht mehr. Die SPD legt auf 28 Prozent zu, die Grünen stabil bei 23. dpa

    Augsburg Der eine ist Fraktionsvorsitzender, der andere ist Parteichef und der Dritte ist nur Bundestagsabgeordneter – und, wie böse Zungen behaupten, in dieser Rolle kaum wahrnehmbar: Die Rede ist von der aktuellen SPD-Troika Frank-Walter Steinmeier, Sigmar Gabriel und Peer Steinbrück. Die SPD stellt sich wieder einmal zu dritt gegen einen amtierenden Kanzler.

    Das hat Tradition: 1994 gingen Gerhard Schröder, Oskar Lafontaine und Rudolf Scharping gegen Kanzler Helmut Kohl (CDU) in Stellung. Jeder der drei glaubte, das Zeug zum Kanzlerkandidaten zu haben. Schließlich schickten sie aber Scharping vor – und der verlor. Kohls Union holte 41,5 Prozent, die SPD 36,4, die FDP 6,9 (damit war der Koalitionspartner wieder klar) und die Grünen 7,3 Prozent. Die Mitglieder der Troika, die sich auf den Wahlplakaten lächelnd Seite an Seite ablichten ließen, gingen wieder zurück zu ihrer Arbeit als Ministerpräsidenten des Saarlands (Lafontaine) und Niedersachsens (Schröder) beziehungsweise als Parteivorsitzender (Scharping) bis zum Showdown mit dem einstigen „Freund“ (Lafontaine) kaum ein Jahr später.

    Auch 1994 war die Troika keine neue Erfindung: Bereits in den 70er Jahren bildeten Willy Brandt, Helmut Schmidt und Herbert Wehner eine Zwangsgemeinschaft. Anders als ihre Nachfolger ließen sich diese drei niemals zu einem gemeinsamen Lächeln bewegen. Zu groß waren Rivalität, Misstrauen bis hin zur gegenseitigen Verachtung. Die „Troika wider Willen“ nannte der Autor Martin Rupps sein Buch mit den Kapiteln „Missbrauchte Hoffnungen“ über Wehner, „Flucht in die Künste“ über Schmidt und „Ein Herumgestoßener“ über Brandt. Bekanntlich war erst

    Was ist eigentlich eine Troika? Warum spricht man nicht von einem Trio oder einem Dreigestirn? Der Begriff Troika stammt aus dem Russischen und heißt Dreigespann. Drei Pferde werden nebeneinander gespannt, wobei das Mittelpferd unter einer gut sichtbaren, hoch gebogenen Duga im Trab läuft, die beiden äußeren, stark nach rechts und links außen gestellt, im Links- beziehungsweise Rechtsgalopp gehen. Gelenkt wird das mittlere Pferd, die anderen folgen ihm.

    Ob sich die Mitglieder der aktuellen Troika Steinmeier, Steinbrück und Gabriel ebenso verachten wie ihre Altvordern, ist (noch) nicht bekannt. Sie sind auch noch keine erklärten Rivalen im Kampf um die Macht. Aber die Rollenverteilung ist klar: Parteichef Gabriel weiß wohl, dass er derzeit in der Öffentlichkeit keine Mehrheit auf sich vereinen könnte. Er zieht lieber die Strippen.

    Anders die beiden „Stones“ Steinmeier und Steinbrück. Beide könnten, den jüngsten Umfragen zufolge, Bundeskanzlerin Angela Merkel aus dem Rennen werfen. Bei einer Direktwahl würden 44 Prozent für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier und 40 Prozent für Merkel stimmen. Der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück käme noch deutlicher an Merkel vorbei: Für ihn würden sich 46 Prozent entscheiden, für Merkel nur 38 Prozent.

    Steinbrücks Popularität mag verwundern. Eigentlich ist er zu arrogant und lässt jeden seine Überlegenheit spüren, zu sarkastisch, um geliebt zu werden. Der ehemaligen Ministerpräsidentin Schleswig-Holsteins, Heide Simonis (SPD), bescheinigte er einmal Politik im „Pepita-Format“. Aber er ist ein Macher und als Finanzminister hat er das an der Seite von Angela Merkel in der Großen Koalition bewiesen. Der Freund von Helmut Schmidt ist mit 64 Jahren der Älteste im Trio. Schon einmal tapfer geschlagen hat sich Frank-Walter Steinmeier als Kanzlerkandidat. Der 55-Jährige ist der Sympathische im Trio, der gute Ehemann, der seiner Frau eine Niere gespendet hat, der Mann, der sich auf internationalem Parkett hervorragend bewegt.

    Und Parteivorsitzender Sigmar Gabriel gefällt sich in der Rolle des Entscheiders. Er ist mit 51 Jahren der Jüngste und hat daher auch über 2013 hinaus noch Zeit, sich ins rechte Licht zu rücken. Er profitiert jedenfalls vom guten Ruf und der Ernsthaftigkeit seiner Parteikollegen. Und in Sachen Ernsthaftigkeit hat der „Sigi Pop“ Gabriel, der ehemalige Popbeauftragte der SPD, durchaus Nachholbedarf.

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