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SPD: Wenn drei sich streiten

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Wenn drei sich streiten

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    1994 unterstützten Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine mehr oder weniger tatkräftig den Kanzlerkandidaten Rudolf Scharping (rechtes Bild, von links). Die Wahl gewann Helmut Kohl.
    1994 unterstützten Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine mehr oder weniger tatkräftig den Kanzlerkandidaten Rudolf Scharping (rechtes Bild, von links). Die Wahl gewann Helmut Kohl.

    So eine Troika ist eine feine Sache. Drei Zugpferde nebeneinander, das klingt nach Teamarbeit und nach Kraft. Solche Überlegungen, gepaart mit einem Schuss Unentschlossenheit, mögen die SPD dazu bewogen haben, der Kanzlerin ein politisches Dreigestirn entgegenzusetzen. Peer Steinbrück, Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier sollen den sozialdemokratischen Karren aus dem Oppositionssumpf ziehen. Von der erhofften Zugkraft ist bislang allerdings kaum etwas zu spüren. Wenn drei potenzielle Kanzlerkandidaten das Gespann bilden, kann es schon einmal vorkommen, dass nicht alle in die gleiche Richtung ziehen.

    Diesmal war es Steinbrück, der ausbrach. Der frühere Bundesfinanzminister überraschte seine Partei mit der Ankündigung, im Wahlkampf für höhere Steuern trommeln zu wollen. Eher unwahrscheinlich, dass der 65-Jährige, dem der „Gottvater“ der SPD, Helmut Schmidt, bereits vor Monaten das Prädikat „Er kann es“ ausgestellt hatte, seinen Vorstoß zuvor mit Parteichef Gabriel abgestimmt hat.

    SMS versetzte Steinmeier in Rage

    Dieser hatte die demonstrative Harmonie in der Troika selbst erst kürzlich ernsthaft in Gefahr gebracht. Es war eine SMS vom Chef, die vor allem den Fraktionsvorsitzenden Steinmeier in Rage versetzte. Sigmar Gabriel bat ein paar nicht ganz so prominente Abgeordnete der SPD-Fraktion, sie sollten die Zustimmung der Sozialdemokraten zu Angela Merkels Euro-Rettungsplänen öffentlich infrage stellen. Eigentlich wollte der Parteivorsitzende damit ja die Regierung unter Druck setzen. Das ging jedoch ordentlich daneben. Weil Steinmeier davon erst hintenrum erfuhr, fühlte er sich hintergangen. Der sonst so gelassene frühere Außenminister soll Gabriel deshalb einigermaßen lautstark zur Rede gestellt haben.

    Schon länger streiten die beiden Alphatiere darüber, wie man der unverdrossen regierenden Kanzlerin, deren Beliebtheitswerte einfach nicht sinken wollen, beikommen kann. Während Gabriel gerne mehr Attacke wagen würde, lehnt Steinmeier Frontalangriffe auf seine frühere Chefin aus Zeiten der Großen Koalition ab. Bei solchen internen Kräftemessen geht es nicht nur um den am meisten Erfolg versprechenden Kurs für die SPD, sondern eben auch um die Frage, wer im kommenden Jahr gegen Merkel antritt.

    Als Parteichef hat Gabriel ein unausgesprochenes Erstzugriffsrecht. Doch der Niedersachse ist nicht gerade populär, und so favorisieren immer mehr Genossen einen zweiten Anlauf Steinmeiers. Der war zwar 2009 kapital gescheitert, steigerte aber sein Ansehen, weil er sich anschließend nicht aus der Verantwortung schlich, sondern als Oppositionsführer im Ring blieb.

    Wie einst Scharping mit Schröder und Lafontaine

    Und Steinbrück? Der ist zwar beim Wahlvolk beliebt, gilt in der Partei allerdings als Außenseiter. Das hat man auch einmal über Gerhard Schröder gesagt. Der spätere Kanzler war selbst einmal Mitglied einer SPD-Troika. 1994 flankierten er und Oskar Lafontaine den Spitzenkandidaten Rudolf Scharping. In – aus heutiger Sicht – entschieden zu großen Sakkos und mit bunten Krawatten schritten die drei seinerzeit für einen Wahlwerbefilm gut gelaunt durch lichtdurchflutete Säulenhallen. Das Signal hieß, genau wie heute: Uns bringt nichts auseinander. In Wirklichkeit hatten sich die drei Granden am Ende nur noch wenig zu sagen. Ähnlich endete auch das „Original“, die erste sozialdemokratische Troika, gebildet von Willy Brandt, Herbert Wehner und Helmut Schmidt.

    Der historische Vergleich spricht nicht unbedingt für einen versöhnlichen Ausgang des aktuellen Kandidaten-Dreikampfs. Aber vielleicht kommt ohnehin alles ganz anders. Denn es gibt da noch eine große Unbekannte. Hannelore Kraft hat Kanzlerambitionen zwar stets bestritten. Sie will erst mal Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen bleiben. Gelingt ihr das, so spekulieren Insider, könnte sie aber die überraschende Vierte werden, die sich freut, wenn drei sich streiten.

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