Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

SPD: Volle (Hannelore) Kraft zurück: "Nie, nie" Kanzlerin

SPD

Volle (Hannelore) Kraft zurück: "Nie, nie" Kanzlerin

    • |

    Wenn die Männer in der SPD-Troika – Sigmar Gabriel, Peer Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier – im politischen Berlin scheitern sollten, dann, so hieß allenthalben – gäbe es ja noch Hannelore Kraft. Spätestens nach ihrem überzeugenden Wahlsieg im Mai 2012 rückte die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin als Personalreserve der Sozialdemokraten in den Blickpunkt. Plötzlich wurden der heute 52-jährigen Diplom-Kauffrau die höchsten Ämter zugetraut. Wer, wenn nicht sie, könne 2017 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) herausfordern und aus dem Amt drängen, schrieben viele.

    Hannelore Kraft will nie SPD-Kanzlerkandidatin  werden

    Wenn die Tochter eines Straßenbahnfahrers und einer Schaffnerin aus Mülheim/Ruhr gebetsmühlenartig betonte, ihr Platz sei in Düsseldorf und Nordrhein-Westfalen und nicht in Berlin, hörten die meisten weg, auch die SPD-Linke, zu deren Aushängeschildern Hannelore Kraft durchaus zählt. „Sag niemals nie“, lautet eine Weisheit, derer sich Politiker gerne bedienen, die mit einem höheren Amt kokettieren. Hannelore Kraft scheint nicht dazu zu gehören. Gestern, als sie die

    Mit dem doppelten „Nie“ hat sich Kraft festgelegt. Die Genossinnen und Genossen im Landtag, die um ihr Zugpferd bangten, werden es genauso gern vernommen haben wie SPD-Chef Sigmar Gabriel, der selbst mal Kanzler werden will und nun die „Kanzlerkandidatin der Herzen“ weniger fürchten muss. So mancher hatte schon spekuliert, den Koalitionsvertrag am SPD-Mitgliedervotum scheitern zu lassen, um dann mit Hannelore Kraft an der Spitze in Neuwahlen zu ziehen. Mit ihrer Entscheidung für Düsseldorf hat die Ministerpräsidentin jenen Sozialdemokraten diese Illusion genommen.

    Kraft bleibt eine zentrale Figur der SPD

    Die Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer

    Baden-Württemberg: Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), seit 2011.

    Bayern: Horst Seehofer (CSU), seit 2008.

    Berlin: Klaus Wowereit (SPD), seit 2001.

    Brandenburg: Dietmar Woidke (SPD), seit 2013.

    Bremen: Jens Böhrnsen (SPD), seit 2005.

    Hamburg: Olaf Scholz (SPD), seit 2011.

    Hessen: Volker Bouffier (CDU), seit 2010.

    Mecklenburg-Vorpommern: Erwin Sellering (SPD), seit 2008.

    Niedersachsen: Stephan Weil (SPD), seit 2013.

    Nordrhein-Westfalen: Hannelore Kraft (SPD), seit 2010.

    Rheinland-Pfalz: Malu Dreyer (SPD), seit 2013.

    Saarland: Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), seit 2011.

    Sachsen: Stanislaw Tillich (CDU), seit 2008.

    Sachsen-Anhalt: Reiner Haseloff (CDU), seit 2011.

    Schleswig-Holstein: Torsten Albig (SPD), seit 2012.

    Thüringen: Christine Lieberknecht (CDU), seit 2009.

    Aber auch so ist und bleibt Hannelore Kraft eine zentrale Figur der SPD mit Ambitionen auf Höheres. Sie führt das größte Bundesland und den mitgliederstärksten Landesverband der Partei, sie ist eine der Stellvertreterinnen von SPD-Chef Gabriel und sie spielte eine zentrale Rolle in den Berliner Koalitionsverhandlungen. Letzteres ist umso bemerkenswerter, als sie nach der Bundestagswahl im September zu den schärfsten Kritikern eines möglichen Bündnisses mit CDU und CSU gehörte. Jetzt wirbt sie für die Koalition, weil sie mit dem Ergebnis der Verhandlungen zufrieden ist: „Ich kann nur sagen: Mission erfüllt.“

    Fragt sich nur, warum sie Düsseldorf Berlin vorzieht. Wer sie kennt, sagt, dass sie einen Rest von Privatleben – mit Ehemann Udo und Sohn Jan – bewahren will. Andere meinen, sie sei vielleicht dem Polit-Moloch Berlin nicht gewachsen. Denn Hannelore Kraft hat auch weiche Seiten. Unvergessen ist ihre Rede während der Trauerfeier für die Todesopfer der Loveparade-Katastrophe in Duisburg im Sommer 2008. Mit gebrochener Stimme zeigte sie ihr Mitgefühl mit den Angehörigen.

    Zu diesem Zeitpunkt war sie gerade mal seit zweieinhalb Wochen Ministerpräsidentin in Nordrhein-Westfalen an der Spitze einer rot-grünen Minderheitsregierung, die auf das Wohlwollen der Linken angewiesen war. Vier Jahre später feierte sie ihren bisher größten Triumph, einen klaren Wahlsieg für Rot-Grün. „Was für ein toller Abend“, sagte sie an jenem 13. Mai 2012. Und wischte sich ein paar Tränen aus den Augen...

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden