Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

SPD-Parteitag: Rekordergebnis: Schulz mit 100 Prozent zum SPD-Chef gewählt

SPD-Parteitag

Rekordergebnis: Schulz mit 100 Prozent zum SPD-Chef gewählt

    • |
    Martin Schulz ist neuer SPD-Vorsitzender. Der 61-jährige erhielt historische 100 Prozent der gültigen Stimmen, das beste Wahlergebnis eines SPD-Chefs der Nachkriegszeit.
    Martin Schulz ist neuer SPD-Vorsitzender. Der 61-jährige erhielt historische 100 Prozent der gültigen Stimmen, das beste Wahlergebnis eines SPD-Chefs der Nachkriegszeit. Foto: Kay Nietfeld (dpa)

    Martin Schulz ist neuer SPD-Vorsitzender. Der 61-jährige erhielt am Sonntag bei einem Sonderparteitag in Berlin historische 100 Prozent der gültigen Stimmen, das beste Wahlergebnis eines SPD-Chefs der Nachkriegszeit. Bei der Bundestagswahl im September soll der Nachfolger von Sigmar Gabriel an der SPD-Spitze auch als Kanzlerkandidat gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) antreten. "Ich glaube, dass dieses Ergebnis der Auftakt zur Eroberung des Kanzleramtes ist", sagte Schulz.

    Gerechtigkeit, Respekt und Würde als Leitmotive in Schulz Wahlkampf

    Das ist Martin Schulz

    Martin Schulz wurde am 20. Dezember 1955 in Hehlrath (heute Stadt Eschweiler) geboren. Mit seiner Frau Inge hat er zwei gemeinsame Kinder.

    Der gerlernte Buchhändler tratt 1974 in der SPD ein und engagierte sich bei den Jusos (Jungsozialisten).

    Seit 1999ist Schulz Mitglied des SPD-Parteivorstandes und Parteipräsidiums.

    Schulz und die Europa-Politik: Mitglied des Europäischen Parlaments ist Martin Schulz seit 1994. Von 2014 bis 2017 war er der Präsident des Europäischen Parlaments.

    Ende 2016 kündigte Schulz seinen Wechsel in die Bundespolitik an:

    Seit kurzem ist bekannt, dass er als neuer SPD-Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 2017 antreten wird. Der Parteivorsitzende Gabriel hat auf dieses Posten verzichtet.

    2016 wurde die Biografie "Martin Schulz - vom Buchhändler zum Mann für Europa" veröffentlicht. In dem Buch kommen unter anderem die Wegbegleiter Sigmar Gabriel und Jean-Claude Juncker zu Wort.

    Martin Schulz wird immer wieder als wortgewant, witzig, impulsiv und direkt beschrieben.

    Lesen und Fußball sollen zu seinen Hobbys zählen.

    In seiner Bewerbungsrede hatte Schulz zuvor Gerechtigkeit, Respekt und Würde als Leitmotive für seinen Wahlkampf genannt. Er versprach vor rund 600 Parteitagsdelegierten und mehr als 2000 Gästen in Berlin mehr Lohngerechtigkeit, gebührenfreie Bildung von der Kita bis zum Studium, aber auch ein hartes Vorgehen gegen Alltagskriminalität. Ein Wahlprogramm beschließt die SPD erst im Juni. Der neue Parteivorsitzende bat seine Partei um Vertrauen: "Nicht nur heute, sondern ab heute, solange ich dieses Amt ausübe", sagte er.

    Vizekanzler Gabriel verzichtete auf Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur

    Der frühere EU-Parlamentspräsident und Bürgermeister bekräftigte den Anspruch der Sozialdemokraten, als stärkste Kraft aus der Wahl am 24. September hervorzugehen. Zu möglichen Koalitionen mit der Union oder Linken und Grünen äußerte er sich nicht. Die politischen Gegner rief Schulz zu einer fairen Auseinandersetzung auf: "Mit mir wird es keine Herabwürdigung des politischen Wettbewerbs geben. Wenn andere einen anderen Weg wählen, wird es am Ende die Entscheidung der Wählerinnen und Wähler sein, darüber ein Urteil zu fällen." 

    Vizekanzler Gabriel hatte Ende Januar zugunsten von Schulz auf Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur verzichtet und wechselte vom Wirtschafts- ins Außenministerium. Die Nominierung von Schulz hatte der SPD ein beispielloses Hoch in den Umfragen beschert. Jetzt liefert sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Union. Es dürfte der fröhlichste und optimistisches Übergang zu einem neuen Parteivorsitz sein, den unsere Partei so in den letzten Jahrzehnten erlebt hat", sagte Gabriel am Sonntag.

    Grüne heben gemeinsame Werte mit der SPD hervor

    Die Grünen haben nach der Wahl gemeinsame Werte hervorgehoben. "Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit Dir für ein weltoffenes und solidarisches Deutschland in einem vereinten Europa einzustehen", erklärten die Spitzenkandidaten Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt am Sonntag an die Adresse von Schulz. "Nichts weniger steht zur Zeit auf dem Spiel und da ist uns das Gemeinsame näher als das Trennende."

    Eine Koalition mit SPD und Linken wäre eine Möglichkeit für die Grünen, in die Regierung zu kommen. Seit Schulz Ende Januar auf den Plan getreten ist, hängt die Ökopartei im Umfragetief fest. Das grüne Spitzenduo wünschte Schulz alles Gute für den Bundestagswahlkampf, erinnerte aber auch an inhaltliche Differenzen: "Natürlich freuen wir uns auch, mit Dir darüber kräftig zu streiten, wo es sein muss", sagten die beiden. "Und beim Klimaschutz, Kohlepolitik und Landwirtschaft muss es sein."

    CDU-Generalsekretär: "Schulz bleibt inhaltlich wie immer unkonkret"

    CDU-Generalsekretär Peter Tauber hat Martin Schulz vorgehalten, sich nicht konkret zu Inhalten zu äußern. "Kandidat Schulz bleibt inhaltlich wie immer unkonkret", erklärte Tauber am Sonntag nach der Wahl von Schulz. "Die SPD arbeitet sich noch immer an der Vergangenheit ab und hadert mit der erfolgreichen Agenda 2010." Die Alternativen für die Bundestagswahl seien klar: "eine bürgerliche Politik unter Führung von Angela Merkel oder Rot-Rot-Grün".

    FDP wirft Schulz Übertreibungen vor

    Die FDP wirft Martin Schulz hingegen starke Übertreibungen beim Thema Steuern und Abgaben vor. "Angesichts von Rekordeinnahmen und Niedrigzinsen das Bild des unterfinanzierten Staats zu malen, offenbart eine finanzpolitische Maßlosigkeit", sagte Liberalen-Chef Christian Lindner am Sonntag, nachdem Schulz in Berlin mit 100 Prozent zum SPD-Vorsitzenden gewählt worden war. "Die Mittelschicht hat von Herrn Schulz nichts zu erwarten außer der alten, linken Leier."

    In seiner Bewerbungsrede hatte der frühere Europapolitiker Schulz vor Steuersenkungen und der Abschaffung des Solidaritätszuschlags gewarnt, weil Geld für Investitionen gebraucht werde. "Die Abschaffung des Soli und der kalten Progression ist das Mindeste, was die Menschen verdient haben", erwiderte Lindner.  dpa, AZ

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden