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SPD: Altkanzler Gerhard Schröder greift Andrea Nahles an

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Altkanzler Gerhard Schröder greift Andrea Nahles an

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    Der bisher letzte SPD-Kanzler gab ein Interview, das SPD-Chefin Andrea Nahles nicht gerne lesen dürfte. Seine Kritik ist schonungslos.
    Der bisher letzte SPD-Kanzler gab ein Interview, das SPD-Chefin Andrea Nahles nicht gerne lesen dürfte. Seine Kritik ist schonungslos. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Altersmilde? Von wegen! Wenn Altkanzler Gerhard Schröder um eines nie verlegen ist, dann sind es klare Worte. Doch dass er ausgerechnet zu einer Zeit, in der seine eigene Partei in Umfragen auf Bundesebene bei 15 Prozent dümpelt, in Bayern gar bei lebensbedrohlichen sechs Prozent, zum Schlag gegen SPD-Chefin Andrea Nahles ausholt, dürfte dann doch so manchen Sozialdemokraten kalt erwischt haben. Selbst wohlmeinenden SPD-Beobachtern ist inzwischen klar, dass innerhalb der Partei ein knallharter Kampf um die personelle Zukunft tobt. Ohne Rücksicht auf Verluste.

    In einem Interview mit dem Spiegel bricht der 74-Jährige quasi den Stab über Nahles. Nahles als Kanzlerin? Für Schröder schier unvorstellbar! „Wenn uns nicht eine Mehrheit der Menschen ökonomische Kompetenz zubilligt, werden wir nicht wieder den Kanzler stellen“, warnt Schröder. Nur wer dies verkörpere, könne Kanzlerkandidat werden. Auf die Frage, ob Andrea Nahles diese Kompetenz habe, antwortet er ohne diplomatische Floskeln: „Ich glaube, das würde nicht mal sie selbst von sich behaupten.“ Es sei Finanzminister Olaf Scholz, der bewiesen habe, dass er was von Wirtschaft verstehe.

    Schröder wirft Andrea Nahles Amateurfehler vor - und Kevin Kühnert schlampige Kleidung

    Das Auftreten der SPD-Vorsitzenden hingegen hält er für amateurhaft, über flapsige „Bätschi“-Sprüche sagt er: „Das sind Amateurfehler. Sie war damals zwar noch nicht Vorsitzende, aber so drückt man sich einfach nicht aus.“ Und holt gleich zur nächsten Ohrfeige aus: „Übrigens kann Schlampigkeit auch im Kleidungsstil außerordentlich kontraproduktiv sein, insbesondere bei SPD-Wählern.“ Er schiebt hinterher: „Damit meine ich nicht Frau Nahles, aber das muss man wissen.“ Doch die Vorstellung, dass SPD-Wähler es am liebsten hätten, wenn man mit einem Kapuzenpulli zum Parteitag gehe, sei ein Fehler. Unter anderem Juso-Chef Kevin Kühnert tritt gerne im Kapuzenpulli auf.

    Dass Gerhard Schröder mit der Führungsriege nur wenig anfangen kann und Sehnsucht nach alten Zeiten hat, zeigt auch ein Wunsch: Ein Comeback des in weiten Teilen der Partei unbeliebten Sigmar Gabriel. „Die SPD könnte von seinen Fähigkeiten nach wie vor profitieren“, sagt Schröder. „Sigmar Gabriel ist vielleicht der begabteste Politiker, den wir in der SPD haben. Er ist nur in der Partei ein paar Leuten zu fest auf die Füße getreten.“

    Der Altkanzler wünscht sich ein Comeback von Sigmar Gabriel

    Gabriel ist gerade an der Basis weiter ein sehr gefragter Gast. Er ist weiter Abgeordneter des Bundestags. Zudem schreibt er viele Gastbeiträge, hat ein Buch veröffentlicht und Nebenjobangebote angenommen. Auf Nahles und Scholz wächst der Druck, Gabriel ein Comeback zu ermöglichen. Intern wird Nahles und Scholz vorgeworfen, dass Loyalität wichtiger sei als Qualität, um unter ihnen etwas zu werden. So werden Außenminister Heiko Maas und Umweltministerin Svenja Schulze intern oft kritisiert. Zuletzt wurde aufmerksam registriert, dass sich Gabriel und der Kanzlerkandidat von 2017, Martin Schulz, wieder versöhnt haben und immer wieder in Sitzungen die Köpfe zusammenstecken. Mitglieder der

    So kritisch Gerhard Schröder mit der eigenen Partei umgeht, so wenig Anlass sieht er, sein eigenes Verhalten in Bezug auf Russland infrage zu stellen. „Alles, was ich dort tue, tue ich im Einklang mit den deutschen Gesetzen und im Einklang mit dem, was ich persönlich für richtig halte“, erklärt Schröder dem Spiegel. „Die Öffentlichkeit muss begreifen: Das ist mein Leben, nicht eures.“

    Die öffentliche Herabsetzung der Russen durch die Amerikaner habe das Land tief verletzt, nun müsse versucht werden, Moskau wieder enger an die Europäische Union zu binden. „Wir brauchen den Markt und vor allem die Ressourcen des Landes“, betont Schröder. „Das ist meine feste Überzeugung, und das ist der Grund, warum ich mich so sehr für diese Beziehungen einsetze.“ (mit dpa)

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