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Rückzug: Pressestimmen zu Sigmar Gabriel: Der Machthunger fehlte

Rückzug

Pressestimmen zu Sigmar Gabriel: Der Machthunger fehlte

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    Der SPD-Parteivorsitzende Gabriel (rechts) verzichtet auf die Kanzlerkandidatur und schlägt Martin Schulz als Herausforderer von Kanzlerin Merkel vor.
    Der SPD-Parteivorsitzende Gabriel (rechts) verzichtet auf die Kanzlerkandidatur und schlägt Martin Schulz als Herausforderer von Kanzlerin Merkel vor. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Sigmar Gabriel hat sich überraschend dazu entschieden, die Kanzlerkandidatur und den SPD-Vorsitz an den ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlamentes Martin Schulz abzugeben. Ein Überblick über die Pressestimmen.

    "Ein wenig tragisch ist es, dass Sigmar Gabriel, der die SPD in bewundernswerter Konstanz aus dem Koma der Wahlniederlagen geholt hat, nicht mit Umfragewerten belohnt wurde. Dafür ist seine Person vermutlich zu polarisierend, er selbst zu rumpelig. Die Windrichtung lief gegen ihn, er hatte nie Rückenwind. Nun gibt er auf und zieht sich ins Amt des Außenministers zurück, das ihm nicht auf den Leib geschrieben ist, denn Gabriel kann alles - außer Diplomatie." Flensburger Tageblatt

    "Anders als dem bislang letzten SPD-Kanzler Gerhard Schröder fehlte Gabriel sowohl jener unerlässliche Machthunger, der zum Rütteln an Kanzleramtstoren führt, als auch die klar definierte Vision für ein Deutschland und Europa, wie es unter seiner Führung aussähe. Er war sprunghaft, angenehm zustimmungsbedürftig, aber stets ein wenig zu klein dimensioniert für dieses Amt. All das hat Gabriel nun wohl bewogen, abzusagen und Martin Schulz vorzuschlagen als Parteichef und Kanzlerkandidaten." Die Welt

    "Monatelang hat der Chef bei seinen Leuten Ruhe erzwungen. Monatelang hat er ihnen das Festhalten an einem Zeitplan gepredigt. Und dann schnipste er diesen Zeitplan plötzlich weg wie einen Krümel vom Ärmel: Selten ist eine Partei von ihrem Vorsitzenden so überrumpelt worden wie die SPD von Sigmar Gabriel." Leipziger Volkszeitung

    "Sigmar Gabriel ist sich treu geblieben. Sein Verzicht auf die Kanzlerkandidatur und den SPD-Vorsitz kommt überraschend - auch für den politischen Gegner. Martin Schulz muss jetzt zeigen, dass er nicht nur ein Umfragen-Liebling ist."Spiegel Online

    Was Gabriel und Schulz am Dienstagabend sagten

    Martin Schulz und Sigmar Gabriel äußerten sich zur SPD-Kanzlerkandidatur:

    "Das ist unser einstimmiger Präsidiumsbeschluss als Vorschlag für den Parteivorstand", sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel.

    Er dankte der SPD für die Zeit als Parteichef und ergänzte: "Zur Wahrheit gehört: Ich habe es der SPD nicht immer leicht gemacht, umgekehrt auch nicht immer."

    Außerdem werde die kommende Bundestagswahl keine wie jede andere.

    Er fuhr fort: Es sei für ihn keine einfache Entscheidung gewesen. "Aber ich bin sicher, es ist die richtige."

    Schulz sprach von einem "besonderen Tag, der mich tief bewegt". Die Nominierung als Kanzlerkandidat und Parteivorsitzender sei "eine außergewöhnliche Ehre, die ich mit Stolz aber auch mit der gebotenen Demut annehme".

    Schulz über Gabriel: "Er ist ein großer Vorsitzender der SPD", bei allem was der Parteichef für die SPD und das Land getan habe.

    Schulz betonte, man wolle, dass Menschen eine sichere Zukunft für ihre Kinder haben und alle die gleichen, fairen Chancen, sich in der Gesellschaft zu verwirklichen.

    Gabriel nannte Schulz einen "großen Sozialdemokraten" sowie einen deutschen Europäer als auch europäischen Deutschen: "Er ist jemand, der Brücken bauen kann, der Menschen zusammenführt."

    Schon aufgrund seiner eigenen Biografie und langen politischen Erfahrung kenne Schulz alle Politkfelder. Schulz wisse, was für Deutschland, aber auch für Europa wichtig sei.

    Gabriel sagte, er habe sich für Schulz entschieden, weil er die besseren Chancen habe, die Wahl zu gewinnen.

    Gabriel sagte auf die Frage, warum sich der Zeitplan zur Nominierung des Kanzlerkandidaten geändert habe, die SPD werde am Sonntag entscheiden. "Ich habe nie die Absicht gehabt, die Funktionäre der SPD am Sonntag zu überraschen", sagte er...

    ... "Ich glaube, dass wir den Zeitplan ziemlich präzise eingehalten haben." Gemessen an dem, was der SPD in der Kandidatendebatte vorhergesagt worden sei, habe man "eine ziemliche Punktlandung gemacht".

    Pressestimmen: Gabriel beschert Schulz Fehlstart

    "SPD-Chef Sigmar Gabriel hat dem Kanzlerkandidaten Martin Schulz einen Fehlstart beschert. Gabriels Missmanagement in der Kandidatenfrage bestärkt das Bild des sprunghaften Politikers, das in der Öffentlichkeit vorherrscht. Genau dieses hat ursächlich dazu beigetragen, dass sich die wenigsten Deutschen Gabriel als Kanzler vorstellen mögen. Gabriel hat also viele Fehler auf dem Weg zum Kandidaturverzicht gemacht. Der Verzicht selbst ist deshalb aber nicht falsch." Kölner-Stadt-Anzeiger

    "Praktisch die gesamte Parteiführung ging Anfang des Jahres fest davon aus, dass die Kandidaten-Frage entschieden sei. Das erschien unbedingt glaubhaft und plausibel. Tatsächlich begleiten Gabriel seit jeher die Vorwürfe, er sei politisch sprunghaft und persönlich nicht immer berechenbar. Dass er sich in der für die SPD so lebenswichtigen Frage der Kanzlerkandidatur auch kurzfristig noch einmal umentscheiden würde - vielleicht hätte auch Bild das ahnen können oder gar müssen." Bild

    "Die von Gabriel angestrebte neue Ämterverteilung wirft Fragen auf. Als Außenminister wäre Martin Schulz, der langjährige Präsident des Europaparlaments, sicher die bessere Wahl gewesen. Gabriel hat sich bisher nicht als geborener Diplomat hervorgetan. Trotzdem wird die Erleichterung in der SPD über die Kanzlerkandidatur von Schulz wohl überwiegen. Der gilt als begabter Wahlkämpfer und starker Redner, in der Bevölkerung ist er beliebt, schon fast so beliebt wie Merkel." Tagesspiegel

    "Wie man es auch dreht und wendet: Überzeugend kann man die sozialdemokratische Kür ihres Spitzenkandidaten nicht nennen. Die Genossen haben eine Chance verspielt, ihren Spitzenmann mit Emphase, Schneid und Botschaft ins Rennen gegen Angela Merkel zu schicken. Für Sigmar Gabriel dürfte es das gewesen sein. Selbst wenn - wie zur Abfindung - das Amt des Außenministers winkt. Ob Martin Schulz die SPD aufrichten kann? Überraschungen sind drin. Das Wahljahr 2017 legt also furios los. Das zeigt: Schon jetzt ist Dampf im Kessel. Es bleibt aufregend!" Schwarzwälder Bote

    Unseren Kommentar zum Rückzug von Sigmar Gabriel lesen Sie hier: Das tragische Scheitern des Sigmar Gabriel.

    lur

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