Nach dem am Montag von einem Gericht in Mailand verkündeten Urteil im sogenannten Rubygate-Prozess darf der 76-Jährige zudem keine öffentlichen Ämter mehr bekleiden. Berlusconi bezeichnete das Urteil als "brutal" und kündigte "Widerstand" gegen die Verfolgung durch die Justiz an. Er will nun Berufung einlegen.
Die drei Richterinnen unter dem Vorsitz von Giulia Turri gingen mit ihrem Urteil über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus, die neben einem lebenslangen Amtsverbot sechs Jahre Haft gefordert hatte. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Berlusconis Anwalt Niccolo Ghedini sagte, die Entscheidung des Gerichts sei "unlogisch" und "fern jeder Realität". Er kündigte an, gegen das Urteil erster Instanz in Berufung zu gehen. Es tritt erst in Kraft, wenn alle Berufungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind.
Silvio Berlusconi: Empört über Urteil
Das ist Silvio Berlusconi
Silvio Berlusconi wird 1936 in Mailand geboren. Nach der Schulausbildung studiert er Jura. Während seines Studiums jobbt Silvio Berlusconi als Staubsaugervertreter und als Sänger auf Kreuzfahrtschiffen sowie in diversen Nachtclubs.
Silvio Berlusconi ist zweimal geschieden. Aus den Ehen mit Carla Elvira Lucia Dall’Oglio und der der Schauspielerin Veronica Lario gehen fünf Kinder hervor. Im Dezember 2012 verkündet Berlusconi seine Verlobung mit dem Showgirl Francesca Pascale.
Im Jahr 1993 gründet Silvio Berlusoni die Partei Forza Italia, die 2009 in der Partei Popolo della Libertà aufgeht. Viermal ist er Ministerpräsident von Italien: 1994 bis 1995, 2001 bis 2005, 2005 bis 2006 und 2008 bis 2011. In die Parlamentswahlen 2013 führt Berlusconi ein Mitte-Rechts-Bündnis.
Laut Forbes ist Silvio Berlusconi mit einem Vermögen von 7,8 Milliarden US-Dollar einer der reichsten Italiener. Er ist Inhaber des Konzerns Fininvest; Unternehmensleiterin ist seine Tochter Marina Berlusconi.
Fininvest hat Beteiligungen an großen Unternehmen wie Mediolanum (Versicherung und Bankwesen), Medusa Film (Italiens größtes Filmproduktionsunternehmen), Mondadori (Italiens größtes Verlagshaus), und Mediaset, dem aktuell größten privaten Fernsehunternehmen Italiens.
Silvio Berlusconi ist seit 1986 Besitzer des AC Mailand. Von 1986 bis 2004 sowie von 2006 bis 2008 ist er zudem Präsident des Fußball-Clubs.
Immer wieder säumen größere und kleinere Skandale die Karriere Berlusconis. Größtes Aufsehen erregt 2009 die sogenannten "Bunga Bunga"-Affäre, in der es um Verhältnisse und Sex-Partys mit teils minderjährigen Prostituierten geht.
Im August 2013 wird Berlusconi wegen Steuerbetrugs zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt. Aufgrund seines Alters musste er allerdings nicht ins Gefängnis.
Ende November 2013 wird er aus dem italienischen Senat ausgeschlossen und verliert seine parlamentarische Immunität.
Berlusconi zeigte sich empört über das Urteil. "Ich habe vor, mich der Verfolgung zu widersetzen, weil ich absolut unschuldig bin", erklärte Berlusconi. "Ein unglaubliches Urteil ist gefällt worden, von unerhörter Brutalität, um mich aus dem politischen Leben dieses Landes zu eliminieren." Der rechte Senator Lucio Malan sprach von einem "regelrechten Attentat auf die Demokratie". Mehrere Medien warnten, dass Berlusconis Partei infolge des Urteils der Regierung von Enrico Letta die Unterstützung entziehen könnte.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Berlusconi bezahlten Sex mit der zur Tatzeit minderjährigen Nachtclubtänzerin Karima al-Mahrough alias Ruby Rubacuore ("Ruby Herzensbrecherin") hatte. Zudem befand es Berlusconi schuldig, 2010 sein Amt als Ministerpräsident missbraucht zu haben, um bei der Polizei die Freilassung der wegen Diebstahls festgenommenen Ruby zu erwirken. Nach Ansicht der Anklage wollte Berlusconi seine Beziehung zu der jungen Frau vertuschen.
Ruby war Teil eines Prostitutionssystems
Ruby sei "Teil eines Prostitutionssystems für die persönliche sexuelle Befriedigung des Angeklagten" gewesen, sagte Staatsanwältin Ilda Boccassini in ihrem Schlussplädoyer im Mai. Ruby habe die sexuelle Beziehung zu Berlusconi nicht zugegeben, weil sie 4,5 Millionen Euro von ihm bekommen habe. Die heute 21-jährige Al-Mahroug sagte dagegen, sie habe die Ermittler über die Partys angelogen und auch die hohe Geldsumme erfunden. Sie räumte aber ein, zehntausende Euro für ihre Teilnahme an Partys erhalten zu haben.
Der im April 2011 begonnene Rubygate-Prozess erregte große öffentliche Aufmerksamkeit. Obwohl der Vorwurf des Amtsmissbrauchs juristisch schwerer wog, hatten vor allem die Berichte über Sex-Partys in Berlusconis Villa in Arcore bei Mailand die Öffentlichkeit interessiert. Berlusconi und Ruby hatten stets bestritten, sexuelle Beziehungen miteinander gehabt zu haben.
Der schwerreiche Medienunternehmer sitzt seit der Parlamentswahl im Februar für seine konservative Partei Volk der Freiheit (PdL) im Senat. Seit er 1994 in die Politik ging, wurde er bereits wegen Korruption, Bilanzfälschung und illegaler Finanzierung einer Partei zu insgesamt sechs Jahren und fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Später wurde er jedoch immer entweder freigesprochen - oder die Verfahren wurden wegen Verjährung eingestellt. afp