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Rot-Grün: Die SPD träumt schon wieder vom Kanzleramt

Rot-Grün

Die SPD träumt schon wieder vom Kanzleramt

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    SPD-Chef Sigmar Gabriel, Wahlsieger Klaus Wowereit: Die Schmach von Baden-Württemberg ist getilgt.
    SPD-Chef Sigmar Gabriel, Wahlsieger Klaus Wowereit: Die Schmach von Baden-Württemberg ist getilgt. Foto: dpa

    Sigmar Gabriel strotzt nur so vor Selbstbewusstsein – und bemüht sich erst gar nicht, das zu verbergen. Gut läuft es für ihn und seine SPD, ziemlich gut sogar, besser als erwartet. „Die

    Dabei ist es gerade zwei Jahre her, dass der Niedersachse als letzte Hoffnung der SPD eine am Boden liegende, völlig desolate und den Glauben an sich verlorene Sozialdemokratie übernommen hat. Doch das scheint weit, sehr weit zurückzuliegen. Nach den sieben Landtagswahlen des Jahres 2011, die mit der absoluten Mehrheit des Olaf Scholz in Hamburg im Februar begannen, im März zum historischen Machtwechsel in Baden-Württemberg führten und mit dem Sieg von Klaus Wowereit am Sonntag in Berlin endeten, ist das Ergebnis eindeutig. Die SPD kann Wahlen gewinnen. Und sie träumt schon wieder vom Kanzleramt.

    Aus der Sicht Gabriels hätte die Berlin-Wahl optimaler kaum ausgehen können. Das Ergebnis ist wie gebacken für den SPD-Chef. Der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hat zwar gewonnen, aber doch einen Dämpfer erlitten. Die reichlich mageren 28,3 Prozent reichen zum Weiterregieren in der Hauptstadt, als potenzieller Kanzlerkandidat und Rivale um die Macht im Bund ist der Herr im Roten Rathaus aber praktisch aus dem Rennen, das machen weiterhin die beiden populären „Stones“, Peer Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier, sowie Sigmar Gabriel unter sich aus. Und, noch wichtiger, auch die grünen Höhenflüge haben sich fürs Erste erledigt. Die Schmach von Baden-Württemberg, als der kleine Partner vorbeizog und die SPD sich nur noch als Juniorpartner unter einem grünen Ministerpräsidenten wiederfand, ist getilgt, die Hackordnung im linken Lager wiederhergestellt. Nun herrschten wieder „klare Verhältnisse“, jubelt Gabriel. An die Macht können die Grünen einzig und allein an der Seite der SPD gelangen, während ihr Flirt mit der CDU von der eigenen Basis abgestraft worden ist.

    Die Grünen sind nicht so euphorisch

    Nur, ausgerechnet der derart umworbene potenzielle Koalitionspartner sieht das mitnichten so euphorisch wie der SPD-Vorsitzende. „Die Bundestagswahl ist alles andere als gelaufen“, stapelt Grünen-Chef Cem Özdemir am Montag tief. Denn trotz der eklatanten Schwäche der schwarz-gelben Regierung und der Popularität Wowereits habe die Berliner SPD im Vergleich zur letzten Wahl 9000 Stimmen verloren. Wenn es in der Hauptstadt möglicherweise zu einer rot-grünen Regierung komme, dann nur deshalb, weil die Grünen unterm Strich 70000 Stimmen hinzugewonnen hätten. „Ich rate den Genossen, die Ärmel hochzukrempeln“, lautet Özdemirs Appell an die Adresse der SPD. Rot-Grün auf Bundesebene komme nicht automatisch, vielmehr bestehe die Gefahr eines Nullsummenspiels im linken Lager, die einen gewinnen, was die anderen verlieren. „Beide müssen zulegen, SPD und Grüne, sonst reicht’s nicht.“

    Für Renate Künast, die gescheiterte Spitzenkandidatin in Berlin, ist die alte Koch-und-Kellner-Frage hingegen passé. „Wir haben geliefert“, verkündet sie stolz, wenngleich sie einräumt, nicht alle Ziele erreicht zu haben. Vor allem das gute Abschneiden der Piraten tut den Grünen weh, haben die Newcomer doch erfolgreich im Becken der Öko-Partei gefischt und bei den Erst- und Jungwählern kräftig abgesahnt, eigentlich klassische Grünen-Klientel. „Die Piraten haben ein Lebensgefühl in der Stadt getroffen“, gibt Künast zu. Kampflos überlassen wolle man den Internet-Aktivisten die Stimmen nicht. „Wir wollen die Stimmen zurückhaben, das ist in der Politik nicht anders als im Privatleben auch. Was man mal hatte, will man wiederhaben.“ Sie weiß genau: Ein paar Stimmen mehr für die Piraten – und es hätte nicht einmal mehr für Rot-Grün gereicht.

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