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Region: Trotz Versprechen: Viele Eltern werden keinen Kita-Platz bekommen

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Trotz Versprechen: Viele Eltern werden keinen Kita-Platz bekommen

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    Kinder einer Kita sitzen an einem Tisch und essen: In Augsburg werden in einem Jahr viele Eltern ohne einen Krippenplatz für ihre Kinder dastehen.
    Kinder einer Kita sitzen an einem Tisch und essen: In Augsburg werden in einem Jahr viele Eltern ohne einen Krippenplatz für ihre Kinder dastehen. Foto: dpa (Symbolbild)

    Mit einem Jahr gab sie ihre Tochter in die Kita. Bereut hat Christine Kamm, Landtagsabgeordnete der Grünen, dies nie. "Selbst bei meiner dritten Tochter habe ich von den Erzieherinnen noch was gelernt", sagt Kamm.

    Bundesweit sollen 35 Prozent der unter Dreijährigen bis zum 1. August 2013 einen Kita-Platz haben. Dann tritt der Rechtsanspruch in Kraft. Das sind die Vorgaben der Bundesregierung. Die Umsetzung ist vielerorts jedoch schwierig. Zuletzt schlug daher der deutsche Städte- und Gemeindebund Alarm. Die Zahlen sind ernüchternd: Bundesweit fehlen immer noch 130.000 Kita-Plätze für Kleinkinder.

    Viele Eltern fragen sich daher: Wie wird die Situation in einem Jahr aussehen? In ganz Bayern sollen laut dem Vorsitzenden des Bayrischen Städtetags, Ulrich Maly, im Sommer 2013 110.000 Krippenplätze zur Verfügung stehen. 76.000 seien es derzeit.

    Fest steht jedoch bereits heute: In vielen Regionen wird man dem Bedarf der Eltern nicht gerecht werden können - so etwa in Augsburg. 42 Prozent der unter Dreijährigen brauchen laut aktuellen Zahlen 2013 einen Krippenplatz. Bis Ende des kommenden Jahres wird der aber nur für 39 Prozent der Kinder zur Verfügung stehen. Die Stadt muss nächstes Jahr dann auf die Arbeit von Tagesmüttern hoffen.

    Ein Drittel auf dem Land brauchen Platz

    Besser sieht es hingegen für Eltern in ländlichen Regionen aus. In einer Studie des Landratsamtes Augsburg gaben 56 Prozent der Eltern, die auf die Befragung antworteten, an, im kommenden Jahr einen Kita-Platz zu brauchen. "Das entspricht einem Drittel aller Eltern im Landkreis", sagt Christine Hagen, Leiterin der Abteilung Bildung und Jugendhilfe.

    Im Januar 2012 hatte knapp ein Viertel der unter Dreijährigen im Landkreis einen Platz in einer Krippe. "Um ein Drittel der Kinder betreuen zu können, brauchen wir bis zum kommenden Jahr noch 360 Plätze", sagt Hagen. Dass diese Vorgabe umgesetzt werden kann, hält sie für realistisch. Allerdings gibt sie zu bedenken: "Nicht jede Gemeinde kann möglicherweise genügend Plätze  bereitstellen. Es kann auch sein, dass eine Gemeinde viele freie Plätze hat, während es anderswo an Plätzen mangelt."

    In der Studie wurden Eltern auch zum Betreuungsgeld befragt. Jeder zehnte, der einen Betreuungsplatz braucht, gab darin an, lieber das Geld zu nehmen und dafür das Kind  zu Hause zu behalten.

    Kritik von der Opposition

    "Noch nie hat der Freistaat so viel investiert, wie in den Kita-Ausbau", sagt der CSU-Landtagsabgeordneter Johannes Hintersberger. Auch das Betreuungsgeld sei eine Alternative. "Damit können sich berufstätige Eltern privat eine Unterstützung suchen." Die Familienarbeit dürfe man nicht unterschätzen. "Wenn Kinder unter zwei Jahren zu Hause betreut werden, ist das nicht verkehrt. Das müssen aber auch die Arbeitgeber verstehen." Gerade die müssten ohnehin mehr für die Kinderbetreuung tun, so Hintersberger - zum Beispiel dadurch, dass sie Betriebs-Kindergärten unterhalten.

    Der SPD-Landtagsabgeordnete Harald Güller kritisiert, dass der Freistaat die Kommunen nicht ausreichend unterstützt, vor allem bei den Betriebskosten der Kitas. Es sieht es zwar als realistisch an, dass die Quote von 35 Prozent erreicht wird, hält diese aber insgesamt für zu niedrig. "Wenn Eltern ihre Kinder in eine Kita einklagen könnten, ist das irrsinnig und unsozial. Deshalb muss man den Bedarf für alle Kinder abdecken."

    "Kinder nicht mal eben irgendwo parken"

    "Die Schwierigkeit liegt vor allem in den Großstädten", sagt Achim Sing vom Bayrischen Städtetag. Hier seien die Mietkosten und Lebenshaltungskosten hoch. "Das schreckt nicht nur Fachkräfte ab, sich in den Ballungsgebieten niederzulassen, sondern macht es auch für die Träger schwierig." Auf dem Land sei die Lage entspannter. "Hier kann man auch mal auf die Oma ausweichen", sagt Sing.

    Genau diese "Billig-Lösungen" kritisiert jedoch Kamm. "Kinder sollen nicht mal eben irgendwo geparkt werden. Deshalb sind Kitas so wichtig. Hier gibt es qualifiziertes Fachpersonal." Auch vom Betreuungsgeld hält Kamm nichts. "Nicht alle können sich drei Jahre frei nehmen. Auch Lehrerinnen oder Polizistinnen nicht."

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