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Regierungswechsel nach Parlamentswahl: Island: Abkehr von der EU

Regierungswechsel nach Parlamentswahl

Island: Abkehr von der EU

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    Neuer Ministerpräsident in Island wird wohl der 43-jährige Bjarni Benediktsson von der Unabhängigkeitspartei.
    Neuer Ministerpräsident in Island wird wohl der 43-jährige Bjarni Benediktsson von der Unabhängigkeitspartei. Foto: afp

    Island steht nach der Parlamentswahl vor einem Regierungswechsel und vor eine Abkehr von seinem Weg in die Europäische Union. Bei dem Urnengang vom Samstag trug die Mitte-rechts-Opposition laut Prognosen erwartungsgemäß einen klaren Sieg davon. Die Sozialdemokraten der scheidenden Regierungschefin Johanna Sigurdardottir fuhren eine deutliche Niederlage ein.

    Island vor Regierungswechsel nach rechts

    Nach einer Prognose vom Sonntag, die auf der Auszählung von rund 45 Prozent aller Stimmen beruhte, errang die konservative Unabhängigkeitspartei 21 der 63 Parlamentssitze, die zentristische Fortschrittspartei erreichte 18 Mandate. Die bisher regierenden Sozialdemokraten schrumpfen demnach um die Hälfte auf zehn Sitze, die bislang mit ihnen koalierenden Linksgrünen erhalten neun Mandate.

    Ein Sieg der Mitte-rechts-Parteien hatte sich in Umfragen vor der Parlamentswahl bereits abgezeichnet. Die Parteien wollen den Beitrittsprozess zur Europäischen Union stoppen, was die Mehrheit der Isländer unterstützt. Die proeuropäische Partei Strahlende Zukunft erhält der Prognose zufolge sechs Mandate. Die Piratenpartei muss um den Einzug ins Parlament, für den eine Fünfprozenthürde gilt, bangen.

    Island: Benediktsson ruft sich zum Sieger aus

    Neuer Ministerpräsident dürfte der 43-jährige Bjarni Benediktsson von der Unabhängigkeitspartei werden. Der Anwalt rief sich in der Nacht zum Wahlsieger aus und versprach verantwortungsvolles Regieren. "Wir werden Island in den kommenden Monaten und Jahren sehr schnell zum Besseren verändern", sagte Benediktsson. Sein Rivale um das Amt des Regierungschefs von der Fortschrittspartei, der 38 Jahre alte Sigmundur David Gunnlaugsson, gab sich "sehr zufrieden". Die bisherige Ministerpräsidentin Sigurdardottir hatte sich bereits am Freitag von ihren Anhängern verabschiedet. Sie trat im Alter von 70 Jahren nicht erneut an.

    Unzufriedenheit bei Islands Bevölkerung: Kein EU-Beitritt gewünscht

    Island - Insel aus Feuer und Eis

    Die nordatlantische Insel Island, knapp 300 Kilometer südöstlich von Grönland gelegen, grenzt an den nördlichen Polarkreis und besteht zum großen Teil aus Lavagestein.

    Gletscher, Geysire und Vulkane prägen die Landschaft. Mit drei Einwohnern pro Quadratkilometer ist Island das am dünnsten besiedelte Land Europas.

    Zum Vergleich: In Deutschland leben auf einem Quadratkilometer im Durchschnitt 229 Menschen.

    Bis zum Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise hatte Island einen der höchsten Lebensstandards weltweit.

    Der Banken-Kollaps trieb die Insel an den Rand des Staatsbankrotts. Die Zahl der Arbeitslosen schoss in die Höhe, sank 2012 im Zuge der wirtschaftlichen Erholung aber wieder auf 6 Prozent.

    Weitere Fakten: Hauptstadt: Reykjavik mit 120 000 Einwohnern

    Einwohnerzahl insgesamt: 315 000

    Fläche: 103 000 Quadratkilometer - entspricht etwa der Fläche der neuen Bundesländer

    Regierungsform: parlamentarische Demokratie

    Geschichte: im 9. Jahrhundert von Wikingern aus Norwegen besiedelt; seit dem 17. Juni 1944 unabhängig von Dänemark

    Touristen: vor allem aus Großbritannien, USA und Deutschland

    Sigurdardottirs Koalition war im Jahr 2009 an die Macht gekommen, nachdem Island infolge eines Bankenkollapses knapp einer Staatspleite entkommen war. Damals wandten sich die Wähler von der vorherigen Mitte-rechts-Regierung ab. Sigurdardottir setzte Sparprogramme um und trieb die Annäherung an die EU voran. Obwohl sich die isländische Wirtschaft zügig erholte und im vergangenen Jahr ein Wachstum von 1,6 Prozent erreichte, wuchs die Unzufriedenheit der Bürger. Ein zentraler Streitpunkt war der Umgang mit teils hohen Bankschulden von Immobilienbesitzern.

    Bei der Parlamentswahl konnten sich die Bürger nun zwischen einer Rekordzahl von Parteien entscheiden. Insgesamt 15 Gruppierungen bewarben sich um die Sitze im Parlament. afp

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