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Lärm und Gefahr: Regierung fordert Verzicht auf umstrittene Laubbläser

Lärm und Gefahr

Regierung fordert Verzicht auf umstrittene Laubbläser

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    Laubbläser gehören für viele Menschen zum Ärgernis im Herbst: Nun geraten ihre negativen Folgen für den Artenschutz in den Blick der Politik.
    Laubbläser gehören für viele Menschen zum Ärgernis im Herbst: Nun geraten ihre negativen Folgen für den Artenschutz in den Blick der Politik.

    Nicht nur die Menschen beginnt es im Herbst zu frösteln. Auch die Bäume stellen sich auf unangenehme kühle dunkle Tage ein – und lassen die Blätter fallen. Was Biologen nüchtern als eine Art Selbstreinigungsprozess des Baumes beschreiben würden, erfreut den Romantiker mit Herbstgefühlen.

    Aber für viele Kommunen ist es vor allem ein Anlass, in Parks, an Straßen und Wegesrändern Trupps mit lärmenden Geräten in Marsch zu setzen. Laubbläser nerven nicht nur durch ihren Lärm – mit 90 bis 120 Dezibel sind sie laut dem Bundesumweltamt so laut wie eine Kettensäge oder ein Presslufthammer.

    Nach beunruhigenden Schlagzeilen über dramatisches Insektensterben und Vogelschwund geraten die umstrittenen Geräte nun auch aus Naturschutzgründen in die Kritik: Selbst die Bundesregierung warnt jetzt vor dem Einsatz der knatternden Maschinen, die meist mit Benzin angetrieben werden, da leisere Akkugeräte oft zu schwach für feuchtes Laub sind.

    Regierung warnt vor Insektensterben und Auswirkungen auf Vögel

    In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen äußert sich die Bundesregierung kritisch über den Einsatz von Laubbläsern – insbesondere auf Wiesen, Grünstreifen und anderen unversiegelten Flächen: „In der Streuschicht am Boden leben zahlreiche Kleintiere, wie Würmer, Insekten, Spinnen oder auch Kleinsäuger, die durch das Entfernen des Laubes den Lebensraum und die Nahrungsgrundlage verlieren können“, antwortet das Umweltministerium auf die Anfrage der Grünen-Abgeordneten Steffi Lemke. „Bei der Verwendung eines Laubsaugers kann auch von tödlichen Auswirkungen auf die im Laub befindlichen Insekten ausgegangen werden.“ Dies könne alles auch „Auswirkungen auf Vögel haben, die in der Laubschicht nach Kleinsttieren als Nahrung suchen“.

    Laubbläser „im privaten Bereich gar nicht anwenden“

    Entsprechend der Erkenntnisse verschiedener Behörden empfiehlt die Bundesregierung deshalb, „diese Geräte im privaten Bereich gar nicht und im öffentlichen Bereich nur zu verwenden, wenn der Einsatz unverzichtbar ist“, heißt es in dem Schreiben. „Neben dem direkten negativen Einfluss auf die (Boden-)Biodiversität sind auch die Lärmemissionen zu beachten.“

    Einen weiteren Gesundheitsaspekt führt die Bundesregierung gegen Laubbläser an: „Neben Bodenbakterien können auch im Hundekot enthaltene Krankheitserreger aufgewirbelt werden“, warnt das Ministerium. „Dies kann für Personen in der Umgebung, aber besonders für die mit den Geräten Arbeitenden zu Gesundheitsgefährdungen führen.“ Dies belegten amtliche Luftkeim-Messungen.

    Bund Naturschutz spricht von gravierenden Schäden

    Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert nun nicht nur Privatleute, sondern auch die Kommunen zum Verzicht auf den Einsatz auf: „Laubbläser sind nicht nur ohrenbetäubend laut und verschmutzen die Luft durch ihre Verbrennungsmotoren, sie schaden auch der Bodenbiologie gravierend“, sagt die Artenschutzexpertin des BUND, Silvia Bender. „Denn neben Blättern werden auch Insekten und Spinnen aufgesaugt und gehäckselt sowie Pflanzensamen zerstört.“ Ohnehin seien die Geräte überflüssig: „Wir empfehlen daher Grundstücksbesitzern und auch Kommunen dringend, auf Laubbläser und Laubsauger zu verzichten und stattdessen wieder zu Rechen und Harke zu greifen.“

    Grüne fordern mehr Forschung

    Ein Verbot ist für die Bundesregierung angesichts der dünnen Forschungslage aber kein Thema: „Aktuell sind keine gesetzlichen Regelungen geplant“, heißt es in der Antwort. Hier sieht die Grünen-Naturschutzexpertin Lemke Nachholbedarf: „Über den Reichtum der Tiere und Pflanzen besonders im Boden wissen wir noch viel zu wenig“, sagt die Bundestagsabgeordnete. „Es braucht hier noch deutlich mehr Forschung, um zu klären, was ein gesunder Boden braucht.“

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