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Regierung: Quelle der "PRISM"-Enthüllungen enttarnt - Weiter US-Dementis

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Quelle der "PRISM"-Enthüllungen enttarnt - Weiter US-Dementis

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    Bei seiner Inbetriebnahme im Herbst 2013 wird dieses Datencenter in Utah das größte der NSA sein.
    Bei seiner Inbetriebnahme im Herbst 2013 wird dieses Datencenter in Utah das größte der NSA sein. Foto: George Frey (dpa)

    Er trat am Sonntagabend mit einem Interview in britischen Zeitung "Guardian" aus dem Schatten. Der junge Mann namens Edward Snowden war nach eigenen Angaben die vergangenen vier Jahre als Mitarbeiter externer Unternehmen im US-Geheimdienst NSA tätig. "Sie haben keine Ahnung, was alles möglich ist", sagte er über die Spionage-Möglichkeiten der

    Nach den von Snowden enthüllten Dokumenten sammelt der US-Geheimdienst in großem Stil Daten bei Internet-Diensten wie Google, Facebook, Microsoft, Apple und Yahoo. "Ich will nicht in einer Gesellschaft leben, die so etwas macht", sagte Snowden dem "Guardian". "Ich will nicht in einer Welt leben, in der alles was ich mache und sage aufgenommen wird."

    Die US-Regierung hatte erst wenige Stunden zuvor die Informationen über eine ausufernde Sammlung von Daten im Internet durch ein System mit dem Namen "PRISM" zurückgewiesen. ""

    Snowden beschrieb im "Guardian" dagegen sogar noch eine größere Dimension der Datensammlung als die von ihm enthüllten Dokumente andeuten: "Die NSA hat eine Infrastruktur aufgebaut, die ihr erlaubt, fast alles abzufangen." Damit werde der Großteil der menschlichen Kommunikation automatisch aufgesaugt. "Wenn ich in ihre E-Mails oder in das Telefon ihrer Frau hineinsehen wollte, müsste ich nur die abgefangenen Daten aufrufen. Ich kann ihre E-Mails, Passwörter, Gesprächsdaten, Kreditkarteninformationen bekommen."

    Snowden war mit den Dokumenten nach Hongkong geflohen und sprach dort mit dem "Guardian". Er ist sich über die Konsequenzen seines Handelns bewusst. "Nichts Gutes", lautete seine Antwort auf die Frage, was mit ihm weiter passieren werde. Er gehe davon aus, dass er nie wieder mit seiner Familie oder seinen Freunden Kontakt aufnehmen könne. Seine Hoffnung sei, dass ihn

    Snowden agierte demnach bei der NSA, die auf Überwachung von Kommunikations-Infrastruktur spezialisiert ist, als Mitarbeiter mehrerer externer Unternehmen wie die Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton und der PC-Hersteller Dell.

    Der "Guardian" berichtete am Wochenende auch von einem System der NSA, das einen Überblick über die weltweit gesammelten elektronischen Informationen gebe. Es heiße "Boundless Informant" (etwa: grenzenloser Informant) und zeige unter anderem an, wie sich die Daten auf einzelne Länder verteilen. Allein im März habe die NSA laut dem System 97 Milliarden Daten-Einheiten aus Computer-Netzwerken in aller Welt gesammelt. Davon entfielen 14 Milliarden auf den Iran und 13,5 Milliarden auf Pakistan, wie der "Guardian" berichtete.

    Die Chefs von Google und Facebook wiesen mit Nachdruck den Vorwurf zurück, dem US-Geheimdienst uneingeschränkten Zugang zu Nutzer-Daten zu gewähren. "Wir sind keinem Programm beigetreten, das der US-Regierung oder jeder anderer Regierung direkten Zugang zu unseren Servern gewährend würde", schrieb Google-Mitgründer Larry Page in einem Blogeintrag. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg äußerte sich ähnlich und versicherte, dass sein Online-Netzwerk sich gegen jede Anfrage nach freiem Daten-Zugang "aggressiv" gewehrt hätte.

    Die Internet-Konzerne - genannt wurden in den Zeitungsberichten neben Google und Facebook unter anderem auch Apple, Microsoft und Yahoo - bestätigten zugleich, dass sie den Behörden Informationen auf Gerichtsbeschluss zur Verfügung stellen.

    Die "New York Times" berichtete an Samstag von Systemen für diese Datenübergabe. So sei zumindest mit Google und Facebook über "separate, sichere Portale" dafür verhandelt worden, zum Teil auf Servern der Unternehmen. Der Bericht ließ offen, ob diese Ideen umgesetzt wurden.

    Die angebliche Zusammenarbeit britischer Geheimdienste bei der Internet-Überwachung im US-Programm "PRISM" zieht auch in Großbritannien Kreise. Außenminister William Hague will dazu am Montag eine Stellungnahme im Parlament abgeben. Britische Presseberichte, wonach der GCHQ (Government Communications Headquarters) seit Juni 2010 Zugriff auf das US-Programm gehabt habe, haben in

    Snowden-Interview mit Video beim "Guardian"

    Artikel des "Guardian"

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