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Rede in Krumbach: Guttenberg: "Der wird mal Kanzler"

Rede in Krumbach

Guttenberg: "Der wird mal Kanzler"

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    Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg.
    Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg. Foto: DPA

    Glänzende Augen, verklärte Blicke und immer wieder ein gerauntes "Der wird mal Kanzler". Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) liegen die Menschen zu Füßen - auch im schwäbischen Krumbach. Fast pünktlich betritt er den Stadtsaal, auffällig unauffällige Sicherheitsleute an seiner Seite.

    Drahtig, akkurat frisiert und gut gelaunt hört sich der 38-Jährige an, wie nun auch der Günzburger Landtagsabgeordnete Alfred Sauter (CSU) über eine große Zukunft des Gastes orakelt: "Warten wir mal ab, in welcher Funktion du bist, wenn du das nächste Mal zu uns kommst." Jeder im Saal weiß natürlich, welche Funktion gemeint ist - auch der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU). Doch der Schwabe lässt sich von der allgemeinen Euphorie nicht vollends übermannen: Ja, sagt er, Guttenberg habe das Zeug zum Kanzler, aber raten würde er dem Oberfranken dazu nicht. "Als Mitglied einer im Vergleich zur CDU deutlich kleineren Partei wäre das für ihn sehr schwer in Berlin", gibt Waigel zu bedenken.

    Nun gut, aktuell ist der adlige Oberfranke, der seit Monaten in allen Politiker-Beliebtheits-Skalen einsam vorne liegt, erst einmal Verteidigungsminister. Und macht Furore als entschlossener Reformer. Furore macht auch sein Einmarsch in das rappelvolle Festzelt, das eigens für die Visite des Ministers nach Ende der örtlichen Festwoche stehen gelassen wurde. Schon vor seinem Auftritt hatte er gegenüber unserer Zeitung eingeräumt, dass ihn das "Ausmaß der Defizite" bei der Truppe" bei seinem Amtsantritt vor knapp einem Jahr schon überrascht habe: "Der Bundeswehr drohte es die Füße wegzuhauen", formuliert er drastisch. Das ist sein Thema - auch vor den rund 1800 Besuchern des Festzelts. Detailliert legt er dar, warum die Aussetzung der Wehrpflicht alternativlos gewesen sei. Er spricht davon, dass nur noch 13 bis 15 Prozent der Jahrgänge zum Bund gehen würden, erklärt die Veränderungen der sicherheitspolitischen Großwetterlage seit Ende des Kalten Krieges, bemängelt, dass es eine über 250 000 Köpfe starke Armee nur mit knapper Not schaffe, 7000 Soldaten für Auslandseinsätze zur Verfügung zu stellen - kurz er skizziert die "Schwächen im System". Er tut dies in einer Ausführlichkeit, die bei jedem anderen Politiker wohl längst zu einem dramatischen Absinken der Aufmerksamkeit der Zuhörer geführt hätte.

    Nicht so bei Guttenberg. Fast entschuldigend erklärt er, was sowieso schon allen klar ist: "Ich weiß, dass das Thema nicht einfach ist, ich spreche ohne Manuskript. Deshalb tut es mir leid, wenn es an der einen oder anderen Stelle etwas holpert." Ein echter Karl-Theodor. Denn natürlich holpert da in rund 70 Minuten gar nichts, der Vortrag ist flüssig und eloquent, und das weiß er auch.

    Natürlich kommt auch Guttenberg nicht an Thilo Sarrazin vorbei. Er sagt das, was zurzeit viele Politiker über die Thesen des umstrittenen Buchautors sagen: Er habe eine wichtige Debatte losgetreten, seine Gen-Theorien führten in die Irre, die SPD solle ihn nicht ausschließen. Dafür wird er in Krumbach gefeiert. Genauso für sein Bekenntnis, dass "konservativ zu sein" für ihn auch bedeute, seine "Grundsätze zu formulieren und dann stehen zu bleiben". Begeisterung.

    "Er ist halt so ehrlich", antwortet eine junge Frau, der der Weg aus Frankfurt nicht zu weit war, um Guttenberg zu erleben. "Er wirkt nicht nur glaubwürdig und mutig, er ist es auch", schwärmt ein älterer Herr. Und gut vorbereitet ist Guttenberg. Er verblüfft mit der Bemerkung, dass Krumbach ja in gewisser Weise am heutigen Tag auch Spitzenreiter sei. Fragende Blicke. Ja, schließlich würden die Fußballer vom Mainz 05 erstmals in ihrer Vereinsgeschichte die Bundesligatabelle anführen. Mit dem Trainer Thomas Tuchel - der Mann kommt aus Krumbach. Von Simon Kaminski

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