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Rechtsxtremismus: Nach Mordplänen: Ganz Belgien fahndet nach Rechtsextremist Jürgen Conings

Rechtsxtremismus

Nach Mordplänen: Ganz Belgien fahndet nach Rechtsextremist Jürgen Conings

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    Hunderte Polizisten und Soldaten suchten in Belgien die Wälder nach einem Ex-Berufssoldaten ab.
    Hunderte Polizisten und Soldaten suchten in Belgien die Wälder nach einem Ex-Berufssoldaten ab. Foto: Imago Images

    Der belgische Nationalpark Hoge Kampen nahe dem Dreiländereck zu den Niederlanden und Deutschland sieht seit Tagen aus, als sei ein Krieg ausgebrochen. Über 500 schwer bewaffnete Polizisten und Elite-Einheiten des Militärs durchkämmten den dichten Wald. Sogar die deutsche GSG 9 war zeitweise zu Hilfe geeilt. F16-Jagd-Jets, Hubschrauber und Drohnen überwachten das Gebiet aus der Luft. Gesucht wird einer aus den eigenen Reihen: Jürgen Conings, 46 Jahre alt, lange Jahre als Elitesoldat für die belgische Armee im Einsatz.

    Zu seinen Stationen zählen Jugoslawien, Bosnien, das Kosovo, Libanon, Irak und Afghanistan. Anfang der Woche verschwand der Mann, hinterließ seiner Lebensgefährtin und den beiden Kindern einen Abschiedsbrief: Er könne „nicht mehr in einer Welt leben, in der die Politiker und die Virologen uns alles genommen haben“. Die Sicherheitsbehörden nehmen die Gefahr sehr ernst und brachten als erstes den Epidemiologen Marc Van Ranst und seine Familie an einem unbekannten Ort in Sicherheit. Er ist so etwas wie Belgiens Christian Drosten.

    Im Auto des ehemaligen belgischen Soldaten lagen Panzerabwehrraketen

    Am Tag nach dem Verschwinden Conings konnte dessen Auto sichergestellt werden. Es war mit einer Sprengfalle gesichert, drinnen lagen Panzerabwehrraketen, wie sie von Nato-Staaten verwendet werden.„Wie kann es sein, dass jemand Zugang zu Waffen hatte und sie mitnehmen konnte, der von den Sicherheitsdiensten als Person mit extremistischen Vorstellungen geführt wird?“, fragte Premier Alexander de Croo. Tatsächlich ist der Mann als bekennender Rechtsextremist bekannt.

    In Internet-Foren zeigte er sich als glühender Anhänger für die flämische Rechts-Partei Vlaams Belang. Er wählte ein Pseudonym, das als Erkennungszeichen der Waffen-SS gilt, und geriet so ins Visier der Anti-Terror-Behörde OCAM. Sie führte ihn als Gefährder der höchsten Stufe. Auch der Militärgeheimdienst SGRS hatte den 46-Jährigen im Blick. In der Vergangenheit wurden bereits Disziplinarmaßnahmen verhängt – offenbar mit fatalen Folgen.

    Strafe für Rechtsextremismus in der belgischen Armee? Versetzung in die Munitionsverwaltung

    Wegen seiner rechtsextremistischen Propaganda versetzte ihn die Armeeführung zur Strafe an einen anderen Standort. Doch dort ordneten seine Vorgesetzten Conings ausgerechnet einer Abteilung zu, die für die Verwaltung der Waffen- und Munitionsbestände zuständig ist. Medien zeigten sich empört darüber, dass man „diesem Mann gleichsam den Schlüssel zu Waffenkammer überreicht“ habe. „Natürlich ist das nicht normal“, gab Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder zu und betonte: „Wir werden alles tun, den Mann zu finden und ihn unschädlich zu machen“. Noch kann sie sich im Amt halten, zumal sie die Geheimdienste aufgefordert hat, weitere 48 Soldaten mit rechtsextremistischer Gesinnung ab sofort schärfer unter die Lupe zu nehmen.

    Conings bleibt verschwunden. Das kann nicht verwundern, schließlich hat er selbst Militärangehörige ausgebildet und kennt Taktik, Vorgehen und Strategien der Armee. Dass er sich ausgerechnet in den Nationalpark geflüchtet haben soll, passt dazu: Der Baumbestand ist so dicht, dass nicht einmal die Luftaufklärung mit ihrer Technik den Blätterwald durchdringen kann.

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