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Rechte Gewalt: "Hemmschwelle sinkt" - Friedrich will mehr gegen Rechtsextremismus tun

Rechte Gewalt

"Hemmschwelle sinkt" - Friedrich will mehr gegen Rechtsextremismus tun

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    Bundesinnenminister Friedrich hat angekündigt, mehr gegen Rechtsextremismus tun zu wollen. Grund dafür ist auch die steigende Zahl von Straftaten mit rechtem Hintergrund.
    Bundesinnenminister Friedrich hat angekündigt, mehr gegen Rechtsextremismus tun zu wollen. Grund dafür ist auch die steigende Zahl von Straftaten mit rechtem Hintergrund. Foto: Kay Nietfeld (dpa)

    Dem Nein der Bundesregierung zu einem eigenen NPD-Verbotsantrag zum Trotz, hat Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich angekündigt, mehr gegen Rechtsextremismus tun zu wollen. Das liegt auch daran, dass die Zahl rechter Straftaten in Deutschland im Jahr 2012 weiter gestiegen ist. "Unseren ersten vorläufigen Zahlen zufolge zeichnet sich ein Anstieg bei den politisch rechts motivierten

    Hemmschwelle sinkt dramatisch

    Der CSU-Politiker warnte vor einer wachsenden Gewaltbereitschaft in der rechten Szene: "Es gibt bei Neonazis ein Gewaltpotenzial, das wir nicht kleinreden dürfen. Mich beunruhigt, dass die Hemmschwelle, Gewalt auszuüben, insgesamt dramatisch sinkt." So zeichne sich für 2012 bei den Gewaltdelikten ein Anstieg um rund zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr ab. Eine genaue Zahl nannte Friedrich nicht.

    In den offiziellen Statistiken der Sicherheitsbehörden für das Jahr 2011 wurden in dieser Kategorie laut "Tagesspiegel am Sonntag" 828 Fälle aufgeführt, so dass es bei einem Anstieg von zwei Prozent 2012 nun mindestens 840 Gewaltdelikte waren.

    Friedrich fordert mehr Engagement von Staat, Politik und Gesellschaft

    Friedrich forderte Staat, Politik und Gesellschaft auf, dem Rechtsextremismus stärker entgegenzuwirken. "Eine stärkere Sensibilisierung ist möglich. Es ist ja auch in den letzten Jahrzehnten gelungen, ein neues Umweltbewusstsein zu schaffen, gerade bei jungen Leuten", sagte er der Zeitung.

    Gleichzeitig verteidigte der CSU-Politiker das Nein der Bundesregierung zu einem eigenen NPD-Verbotsantrag. "Die Regierung kneift nicht, sie unterstützt den Verbotsantrag der Länder", betonte Friedrich. "Jedes Verfassungsorgan muss für sich entscheiden und muss die Entscheidung dann auch verantworten." Auch als Mitglied des Bundestages werde er gegen einen Antrag stimmen. Kabinett gegen eigenen NPD-Verbotsantrag

    Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) äußerte ebenfalls Skepsis zu einem Verbotsantrag gegen die rechtsextreme NPD. "Es ist das eine, ob man eine Partei für verfassungswidrig hält, und das andere, ob man ein Verbotsverfahren mit Aussicht auf Erfolg betreiben kann", sagte er der "Welt am Sonntag". Die Rechtsextremen hätten sich in Deutschland zu normalen Zeiten immer selbst erledigt. Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte im SWR, die Entscheidung zum NPD-Verbotsantrag "wäre wahrscheinlich anders ausgefallen, wenn die

    Knobloch spricht von einem Armutszeugnis

    Ex-Bundesverfassungsrichter Winfried Hassemer glaubt nicht, dass das Nein der Bundesregierung zu einem eigenen Vorstoß die Richter in Karlsruhe beeinflussen wird. "Ich glaube allerdings, dass es sich auf das Klima auswirkt", sagte der Strafrechtler der Deutschen Presse-Agentur. Hassemer hatte 2003 zusammen mit zwei Kollegen eine Fortsetzung des ersten Verbotsverfahrens abgelehnt.

    Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch nannte den Verzicht der Bundesregierung auf einen eigenen Verbotsantrag in der "Mittelbayerischen Zeitung" ein "Armutszeugnis für unsere wehrhafte Demokratie". dpa/AZ

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