Die EU-Kommission begrüßte die Entscheidung der Schotten für einen Verbleib im Vereinigten Königreich. Das Ergebnis des schottischen Referendums sei "gut für das vereinte, offene und gestärkte Europa", teilte Kommissionschef José Manuel Barroso mit. "Ich begrüße die Entscheidung des schottischen Volkes, die Einheit des Vereinigten Königreiches zu wahren."
"Ich gebe zu, mich erleichtert das Ergebnis", atmete auch der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, am Freitag hörbar auf. Denn eine Abspaltung in einem der Mitgliedstaaten und eine folgende Wiederaufnahme der betroffenen Region in die EU hat es noch nie gegeben.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) begrüßte den Ausgang des Unabhängigkeitsreferendums. "Ich glaube, dass das eine gute Entscheidung für Schottland, Großbritannien und auch für Europa ist", erklärte er. "Das Wahlergebnis spricht eine eindeutige Sprache: Die Menschen wollen ein starkes Schottland in einem starken Großbritannien."
Angesichts der katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen in seinem Land reagierte auch Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy erleichtert auf das Nein der Schotten. "Wir sind sehr glücklich, dass Schottland bei uns bleibt", sagte er in einer am Freitag verbreiteten Videobotschaft. Der Ausgang des Referendums sei positiv "für die Integration der Europäischen Union".
Schottlands Ministerpräsident Alex Salmond von der Nationalpartei SNP und seine Stellvertreterin Nicola Sturgeon räumten ihre Niederlage ein. "Ich akzeptiere das Urteil des Volkes, dass es zu diesem Zeitpunkt keine Unabhängigkeit geben soll", sagte Salmond vor Anhängern. "Danke Schottland für 1,6 Millionen Stimmen für die Unabhängigkeit." Der schottische Regierungschef bat alle Schotten, das Votum ebenfalls zu akzeptieren.
Kein Bruch mit London, kein Durcheinander in Wirtschafts- und Währungsfragen: Finanzmärkte und Volkswirte reagierten ebenfalls erleichtert. In Frankfurt stieg der Dax in den ersten Handelsminuten um 0,53 Prozent, nachdem das Resultat des Referendums bereits am frühen Morgen bekanntgeworden war. Am Mittag lag der Dax mit 0,67 Prozent im Plus.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte zum Handelsauftakt um 0,66 Prozent vor, der britische FTSE 100 zog um 0,68 Prozent an. In Tokio war der Nikkei-Index zuvor auf dem höchsten Stand seit November 2007 aus dem Geschäft gegangen.
"Das Worst-Case-Szenario konnte vermieden werden", schrieb ein Analyst der italienischen Großbank Unicredit. Er sah die britische Wirtschaft nach dem Ja der Schotten zum Verbleib im Königreich auf einem robusten Wachstumspfad. Allerdings dürfte eine Rückkehr zu "business as usual" nach Einschätzung der DZ Bank nur bedingt möglich sein: "Dies liegt vor allem an den Zugeständnissen, die der britische Regierungschef David Cameron den Schotten versprochen hat." Unter anderem soll Schottland in der Finanzpolitik bessergestellt werden.
Auch an der Börse in Madrid nahmen Anleger die Niederlage der Abspaltungsanhänger mit Erleichterung auf. Der Index Ibex-35 stieg am Morgen um 1,24 Prozent. In Spaniens nordöstlicher Region Katalonien gibt es seit längerem ebenfalls eine starke Unabhängigkeitsbewegung.
Das schottische Ergebnis gab dem britischen Pfund Auftrieb. Am Morgen wurde die Währung des Vereinigten Königreichs bei 1,6473 US-Dollar und 1,2753 Euro gehandelt - je etwa ein halbes Prozent höher als am Vortag. "Die Aufregung ist vorbei", sagte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Der Markt könne sich wieder ökonomischen Themen widmen. AZ, dpa, afp