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Reaktionen: Israels Einreiseverbot gegen Grass stößt auf Unverständnis

Reaktionen

Israels Einreiseverbot gegen Grass stößt auf Unverständnis

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    Die Empörung in Israel über das Gedicht von Günter Grass hat jetzt handfeste Folgen: Der Innenminister erklärt den deutschen Schriftsteller zur Persona non grata. Damit kann Grass nicht mehr in den jüdischen Staat einreisen. Foto: Maurizio Gambarini/ Archiv dpa
    Die Empörung in Israel über das Gedicht von Günter Grass hat jetzt handfeste Folgen: Der Innenminister erklärt den deutschen Schriftsteller zur Persona non grata. Damit kann Grass nicht mehr in den jüdischen Staat einreisen. Foto: Maurizio Gambarini/ Archiv dpa

    Avi Primor nannte das Verbot am Sonntagabend in den ARD-Tagesthemen "übertrieben, ein bisschen hysterisch". Mit Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) ergriff auch ein Vertreter der Bundesregierung Initiative für den Literaturnobelpreisträger.

    Grass' Gedicht löste Proteststurm in Israel aus

    Grass hatte mit seinem die Iranpolitik Israels kritisierenden Gedicht "Was gesagt werden muss" in Israel, aber auch in  Deutschland einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Israels  Innenminister Eli Jischai erklärte Grass zur persona non grata, wie  sein Ministerium mitteilte. Das Gedicht des 84-Jährigen sei "ein  Versuch, die Flammen des Hasses gegen den Staat Israel und das  israelische Volk anzufachen", erklärte das Innenministerium in Jerusalem.

    Grass hatte in dem Gedicht Israel vorgeworfen, mit seiner Iran-Politik den Weltfrieden zu gefährden. Sollte Grass "seine  verzerrten und lügnerischen Werke weiter verbreiten wollen, rate  ich ihm, dies vom Iran aus tun, wo er sicher ein begeistertes  Publikum finden" werde, fügte Jischai hinzu. Der Politiker gehört zur orthodoxen Schas-Partei. Zuvor hatte bereits Ministerpräsident  Benjamin Netanjahu den Schriftsteller scharf kritisiert.

    Ex-Botschafter Primor: Einreiseverbot "populistisch"

    Auch Ex-Botschafter Primor kritisierte das Gedicht. Das  Einreiseverbot allerdings sei "populistisch", sagte er in den  "Tagesthemen." "Ich glaube, dass der Innenminister gar nichts von  Deutschland versteht", sagte Primor weiter. "Er betreibt  Innenpolitik. Ich halte das für falsch." Für ihn sei Günter Grass  weder ein Antisemit noch ein Feind Israels.

    Bundesgesundheitsminister Bahr nannte das Einreiseverbot in der  Zeitung "Die Welt" "völlig überzogen". "Ich kann  mir kaum vorstellen, dass Herr Grass nach dem deutlichen  Unverständnis in Deutschland Interesse hätte, sich in Israel zu  zeigen." Bahr kritisierte ebenso Grass' Agieren in der Debatte über  sein israelkritisches Gedicht. Es sei "traurig anzusehen, wie  jemand, der alle Debatten in Nachkriegsdeutschland miterlebt hat,  von so viel Vorurteilen und Uneinsichtigkeit bei Kritik geprägt  ist".

    Bundesregierung meldet sich nun doch zu Wort

    Die Bundesregierung hatte sich zunächst mit einer eigenen  Bewertung des Grass-Gedichts zurückgehalten. Vor Bahr meldete sich  auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zu Wort.  Deutschland habe "eine historische Verantwortung für die Menschen  in Israel", heißt es in einem Beitrag Westerwelles für die "Bild am  Sonntag". Israel und Iran "auf eine gleiche moralische Stufe zu  stellen", sei "nicht geistreich, sondern absurd", fügte Westerwelle  hinzu.

    Zustimmung erhielt Grass aus dem Iran. Der stellvertretende  Kulturminister Dschawad Schamakdari lobte das Gedicht am Samstag  und sagte, Grass habe "wunderschön die Wahrheit gesagt".

    Kritik auch aus den Reihen von Grünen und SPD

    Der Grünen-Politiker Volker Beck kritisierte die harte Reaktion  der israelischen Regierung. "Ein Einreiseverbot für Grass halte ic  für überzogen und falsch", sagte der Fraktionsgeschäftsführer zu  "Handelsblatt Online". Beck warf den israelischen Behörden  Intoleranz vor. Der Linken-Außenpolitiker Jan van Aken bezeichnete  das Einreiseverbot als "mittelalterlichen Bann".

    Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rolf Mützenich,  sagte dem "Handelsblatt", die Reaktion Israels sei "unangemessen".  Der israelische Historiker Tom Segev sagte "Spiegel online", das  Einreiseverbot für Grass sei ein "zynischer und alberner Schritt".  Es rücke Israel "in die Nähe fanatischer Regimes wie Iran". afp/AZ

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