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Reaktion: Wenn Berliner Politiker ihre Zurückhaltung vergessen

Reaktion

Wenn Berliner Politiker ihre Zurückhaltung vergessen

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    Sigmar Gabriel (Mitte), der gestern in Jerusalem die Dormitio-Kirche besuchte, lobt Frankreichs Emmanuel Macron in den höchsten Tönen.
    Sigmar Gabriel (Mitte), der gestern in Jerusalem die Dormitio-Kirche besuchte, lobt Frankreichs Emmanuel Macron in den höchsten Tönen. Foto: dpa

    Der frische Franzose verzückt das politische Berlin: Mit Begeisterung haben Vertreter der großen deutschen Parteien auf den Sieg von Emmanuel Macron im ersten Durchgang der französischen Präsidentschaftswahl reagiert. Von der sonst üblichen Devise der Nichteinmischung in die Wahlkämpfe befreundeter Länder war gestern nichts zu spüren.

    Für die Stichwahl am 7. Mai wird nun mit einem deutlichen Sieg des unabhängigen Bewerbers gerechnet. Zu seinen Fans zählt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die ihren Sprecher Steffen Seibert ausrichten ließ: „Gut, dass Emmanuel Macron mit seinem Kurs für eine starke EU und soziale Marktwirtschaft Erfolg hatte.“ Von Merkel ist bekannt, dass sie nichts mehr fürchtet als einen Wahlsieg der Rechtsextremistin Marine Le Pen, der nach Meinung der Kanzlerin die guten deutsch-französischen Beziehungen ruinieren würde.

    Bemerkenswert deutlich fällt die Reaktion von CSU-Europapolitiker Manfred Weber aus: „Die stolze Nation Frankreich darf nicht von einer Gaunerin regiert werden“, sagte er mit Blick auf die Rechtspopulistin. Auch bei der SPD ist die Erleichterung groß. Kanzlerkandidat Martin Schulz sprach von einem „Erfolg für das geeinte Europa“. Marine Le Pen nannte er eine „Antieuropäerin und offene Rassistin“. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD), derzeit auf Nahost-Reise, meinte zu Macron: „Er war der einzige proeuropäische Kandidat, der sich nicht versteckt hat hinter Vorurteilen gegenüber Europa.“

    Die deutschen Grünen ergreifen ebenfalls Partei für den französischen Polit-Neuling. Parteichefin Simone Peter fasst zusammen: „Le Pen auf Platz zwei verwiesen. Demokratische Aufklärung wirkt, wie schon in Österreich und den Niederlanden. In Europa liegt unsere Zukunft.“ Cem Özdemir dankte den Franzosen: „Merci la France.“

    Bei der Linkspartei wird die Begeisterung für Macron nicht geteilt. Fraktionschefin Sarah Wagenknecht sagte, Macron stehe für eine „Politik des Sozialabbaus, die den Front National erst stark gemacht“ habe. Dagegen sieht sie im Ergebnis für den Linken Jean-Luc Mélenchon einen „grandiosen Erfolg“.

    Die AfD macht aus ihrer Sympathie für Marine Le Pen keinen Hehl. Einen Sieg der Front-National-Chefin bei der Stichwahl hält André Poggenburg dennoch für „nicht unbedingt wahrscheinlich“.

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