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Rauschgift-Affäre: Volker Beck ist kein Einzelfall: Politiker und ihre Drogen

Rauschgift-Affäre

Volker Beck ist kein Einzelfall: Politiker und ihre Drogen

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    Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck ist nicht der erste Politiker, der Drogen konsumierte.
    Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck ist nicht der erste Politiker, der Drogen konsumierte. Foto: Jörg Carstensen/Archiv (dpa)

    Politiker und Drogen. Das Thema rückt mit dem Verzicht des Grünen-Politikers Volker Beck auf seine Fraktionsämter nicht zum ersten Mal in den Vordergrund. Crystal, Koks oder Alkohol gab es alles schon im Bundestag. Volker Beck, der am Dienstag in Berlin mit harten Drogen, vermutlich die hochgefährliche Droge Crystal Meth, erwischt worden ist, stellt keinen Einzelfall dar.

    Vor drei Jahren gab der SPD-Innenexperte Michael Hartmann zu, Crystal Meth zu konsumieren. Der ehemalige Hamburger Innensenator Ronald Schill wurde einige Jahre zuvor beim Konsum von Kokain ertappt. Dieselbe Droge wurde 2003 auch dem Politiker Michel Friedman zum Verhängnis. Der FDP-Politiker Martin Lindner zog 2013 sogar vor laufender Fernsehkamera von einem Cannabis-Joint.

    Suchtforscher hält Politiker für besonders suchtgefährdet

    Auch der Alkohol spielt in der Politik eine nicht unwesentliche Rolle. Unvergessen bleibt der lallende Auftritt des FDP-Politikers Detlef Kleinert im Bundestag, der 1994 im offensichtlich alkoholisierten Zustand die „nachhaltig eingeschränkte Aufnahmefähigkeit eines Teils der Mitglieder des Hauses“ kritisierte. Viele Jahre später machte der inzwischen verstorbene Bundestagsabgeordnete Andreas Schockenhoff seine Alkoholabhängigkeit öffentlich und begab sich anschließend in Behandlung. Selbst Größen wie dem ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt wurde der Hang zum Alkohol nachgesagt.

    Die Rauschgift-Affäre um Volker Beck ist nur das neueste Kapitel einer langen Geschichte über das Verhältnis zwischen Politiker und Drogen. Für den Suchtforscher Prof. Gerhard Bühringer von der Technischen Universität Dresden ist diese Geschichte nicht überraschend: „Politiker sind besonders gefährdet.“ Dies liege vor allem daran, dass sie unter extremem Zeitdruck und hohem Stress stehen. „Generell sind diejenigen gefährdet, die selbstständig sind und Beruf und Freizeit nicht mehr klar trennen können“, sagt Bühringer. Folglich würden sie rund um die Uhr unter Strom stehen und je nach Anfälligkeit zu Aufputschmitteln greifen. „Der Körper muss auf Kommando wach werden und wieder herunterkommen. Man gerät in einen Kreislauf von Aufputsch- und Beruhigungsmitteln“, sagt der Suchtforscher.

    Zur Beruhigung wird eher Cannabis, Schlafmittel oder Alkohol konsumiert

    Zum Aufputschen würden neben Alkohol auch Medikamente, Kokain und Amphetamine verwendet werden. Zur Beruhigung hingegen eher Schlafmittel, Cannabis oder Alkohol. „Gerade die Aufputschmittel funktionieren wie Zigaretten: Man bekommt Klarheit, kann sich besser konzentrieren und ist somit leistungsfähiger“, sagt Bühringer. Am Anfang wirke sich der Konsum sehr positiv aus. Das sei das Gefährliche. „Die Abhängigkeit kann sehr lange gut gehen“, schildert der Wissenschaftler. Drogenabhängige Politiker hätten ihre Sucht lange Zeit im Griff und wüssten sie auch gut zu vertuschen – sogar vor den eigenen Familien. „Aber irgendwann fällt es auf“, sagt Bühringer. Gerade bei Aufputschmitteln gehe dies oft schneller. Etwa bei Crystal Meth. Die Droge ist in Deutschland auf dem Vormarsch. „Sie ist billig herzustellen und einfach zu kriegen“, sagt Bühringer. In Tschechien, Bayern, Sachsen oder eben Berlin.

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