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Raubüberfälle: Neue Fahndung: Sonnen sich Ex-RAF-Terroristen am Mittelmeer?

Raubüberfälle

Neue Fahndung: Sonnen sich Ex-RAF-Terroristen am Mittelmeer?

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    Die Bilder einer Überwachungskamera sollen die Ex-RAF Terroristen Burkhard Garweg (r) und Ernst-Volker-Staub in Hildesheim zeigen.
    Die Bilder einer Überwachungskamera sollen die Ex-RAF Terroristen Burkhard Garweg (r) und Ernst-Volker-Staub in Hildesheim zeigen. Foto: LKA Niedersachsen, dpa

    Mit einer Serie von Raubüberfällen brachten drei seit Jahrzehnten untergetauchte ehemalige RAF-Terroristen die Polizei 2015 wieder auf ihre Spur. Wie die Fahnder nun vermuten, könnte das Trio sich möglicherweise im Mittelmeerraum aufhalten und jeweils zu den

    Möglicherweise können die drei ehemaligen Linksterroristen auf alte Netzwerke Gleichgesinnter wie die baskische ETA oder die Roten Brigaden in Italien zurückgreifen. Staub wurde angeblich auch auf einem Campingplatz in Norditalien gesehen, eindeutig identifiziert wurde er nach Angaben der Fahnder aber nicht. Außerdem könnten die drei sich nach LKA-Angaben in den Niederlanden aufhalten, wo bereits umfangreicher nach dem Trio gefahndet wurde. Ein bei der Fahrt über die Grenze nach Holland ausgeschaltetes Handy sowie der Schnipsel einer holländischen Zeitung in einem Tatwagen waren unter anderem der Grund.

    Neun Raubüberfälle in Norddeutschland: Neue Tatvideos

    Mit bislang unveröffentlichten Tatvideos startete das LKA am Montag einen neuen Fahndungsaufruf nach dem Trio, das es für mindestens neun Raubüberfälle in Norddeutschland verantwortlich hält. Eine Videosequenz zeigt Staub und Garweg bei einem Überfall in Hildesheim, auf einer zweiten sind die beiden in einem Bus in Osnabrück zu sehen, als sie auf dem Weg zum Kauf eines Gebrauchtwagens sind, den sie für einen der Überfälle benötigen. Zuletzt schlugen die drei im Juni 2016 in Cremlingen bei Braunschweig zu. Mit Panzerfaust und Automatikgewehr überfielen dort zwei Männer und eine Frau einen Geldtransporter und ein Geschäft.

    Deutscher Herbst - so sind die linken RAF-Terroristen vorgegangen

    7. April 1977 Generalbundesanwalt Siegfried Buback und zwei Begleiter werden in Karlsruhe von einem RAF-Kommando erschossen, als sie in ihrem Auto an einer Ampel warten. Wer die Attentäter auf dem Motorrad waren, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

    30. Juli 1977 Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto widersetzt sich einer Entführung und wird in seinem Haus in Oberursel ermordet. Zu den Beteiligten an dem Attentat zählt Susanne Albrecht, Schwester von Pontos Patenkind.

    5. September 1977 Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer wird in Köln von einem RAF-Kommando entführt. Vier Begleiter sterben im Kugelhagel.

    6. September 1977 In einem ersten von mehreren Ultimaten an die Bundesrepublik drohen die Entführer mit der Ermordung Schleyers, falls nicht elf RAF-Häftlinge freigelassen und ausgeflogen würden. Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) und der Krisenstab lehnen ab.

    9. September 1977 Ein Hinweis auf Schleyers erstes Versteck in einem Hochhaus in Erftstadt-Liblar südwestlich von Köln wird übersehen.

    13. Oktober 1977 In Absprache mit der RAF kapern vier Palästinenser die Lufthansa-Maschine „Landshut“ mit 91 Menschen an Bord. Die Luftpiraten bekräftigen die Forderungen der Schleyer-Kidnapper. Ein mehr als 9000 Kilometer langer Irrflug endet am 17. Oktober in Mogadischu in Somalia. Bei einem Zwischenstopp in Aden (Jemen) haben die Terroristen zuvor Flugkapitän Jürgen Schumann erschossen.

    18. Oktober 1977 Kurz nach Mitternacht stürmt die Anti-Terror-Einheit GSG 9 die „Landshut“ und befreit die Geiseln unversehrt. Der Krisenmanager, Staatsminister Hans-Jürgen Wisch- newski (SPD), meldet dem Kanzler telefonisch: „Die Arbeit ist erledigt.“ Bei der Aktion sterben drei Terroristen. Die RAF-Häftlinge Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe nehmen sich in Stuttgart-Stammheim das Leben.

    19. Oktober 1977 Schleyers Leiche wird mit mehreren Kopfschüssen im Kofferraum eines Autos im französischen Mülhausen gefunden.

    Aufklärung Peter-Jürgen Boock, Sieglinde Hofmann, Stefan Wisniewski, Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar und weitere RAF-Mitglieder wurden wegen der Beteiligung an der Schleyer-Entführung zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Viele Details des Falles sind ungeklärt – auch wer Schleyer ermordete, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Peter-Jürgen Boock, der persönlich nicht dabei war, sagte in einer NDR-Dokumentation im Jahr 2007 erstmals, dass Stefan Wisniewski und Rolf Heißler die tödlichen Schüsse abgegeben hätten. Dies habe ihm Heißler persönlich geschildert.

    Für einen Aufenthalt der Gesuchten im Ausland spricht nach Einschätzung der Fahnder, dass es trotz intensiver Fahndung bislang keinen entscheidenden Hinweis in Deutschland gab. Dennoch könnten die drei sich - möglicherweise ebenfalls mit Hilfe von Unterstützern - auch hier aufhalten. Die Gebiete um Bielefeld, Porta Westfalica und Osnabrück sind für die Fahnder wegen Gebrauchtwagenkäufen durch das Trio dort von besonderem Interesse. Hier dürften die drei nach LKA-Angaben besonders häufig gewesen sein.

    Den RAF-Terroristen geht es jetzt wohl mehr um die Altersvorsorge

    Garweg, Klette und Staub gehören zur sogenannten dritten Generation der RAF. Sie wurde aktiv, als zentrale Figuren wie Andreas Baader und Ulrike Meinhof längst tot waren. Auf ihr Konto sollen mehrere Morde gehen, so an Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991). Mit Terror haben die jüngsten kriminellen Machenschaften des Trios wohl nichts mehr zu tun, eher mit der Altersvorsorge. "Das Leben in der Illegalität ist wesentlich teurer als ein legales Leben", sagte Ex-

    Mit falschen Pässen ausgestattet gehen die "RAF-Rentner" nach Vermutung der Fahnder keiner geregelten Arbeit nach, womöglich haben sie Unterstützer. Ihre Lebensgeschichte und ihre Kontakte aber bleiben nebulös. "Die sind wie vom Erdboden verschluckt, hochprofessionell", meint ein Beamter. Mit den aktuellen Fahndungsbildern aber bestehe die Gefahr, dass sie anhand ihrer Gesichter erkannt werden können. Wo auch immer sie sich aufhalten. Michael Evers, dpa

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