Mit Worten über die gesellschaftliche Akzeptanz des "asiatisch aussehenden Vizekanzlers" Rösler sorgte Hessens FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn für Empörung. Doch jetzt nehmen Parteifreund und Ausländer Hahn in Schutz: Rassistische Sprüche gegen Rösler seien Alltag.
"Der Chinese müsste weg"
Nach Aussagen von Parteifreunden sind rassistische Äußerungen gegen den aus Vietnam stammenden FDP-Vorsitzenden und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler keine Seltenheit. "Ich bekomme am Wahlkampfstand in der Fußgängerzone zu hören: Ich würde Euch ja wählen, aber dafür müsste erst einmal der Chinese weg", so Lasse Becker, der Vorsitzende der Jungen Liberalen (JuLi) gegenüber der Passauer Neuen Presse.
Hahn, der auch Integrationsminister ist, hatte am Donnerstag die öffentliche Akzeptanz eines "asiatisch aussehenden Vizekanzlers" in Frage gestellt und damit einen einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
JuLi-Vorsitzender Becker räumt ein, dass die Wortwahl "offensichtlich missverständlich" war. "Es ist aber notwendig, diese Debatte zu führen", so Becker. Hahn habe eigentlich das Rassismus-Problem um Rösler ansprechen wollen.
Hahn stellte die Akzeptanz in Frage, nicht Rösler
Auch Thüringens FDP-Generalsekretär Patrick Kurth machte bereits ähnliche Erfahrungen. "Als FDP-Mitglied erlebe ich häufig offene oder versteckte rassistische Äußerungen mit Blick auf Rösler. Dabei können wir stolz auf unser Land sein, in dem es möglich ist, dass ein Opfer des Vietnam-Krieges es bin in die Regierungsspitze schafft", so Kurt in der Mitteldeutschen Zeitung. Hahn stelle aus seiner sicht nicht Rösler infrage.
Vielmehr wolle er wissen, "ob die Bürger tatsächlich für den Fortschritt bereit sind, einen "asiatisch aussehenden Deutschen" als Vizekanzler zu akzeptieren. Das ist ein Appell an das schlechte Gewissen der Deutschen."
Ausländerbeiräte verteidigen Hahn
Hahn bekommt auch von Ausländerbeiräten Rückendeckung. "Er ist nicht rassistisch eingestellt", sagte Corrado Di Benedetto, der Vorsitzende der hessischen Ausländerbeiräte (agah). Im Gegenteil sähe er die Äußerung des Integrationsministers unmissverständlich positiv.
"Unsere Gesellschaft ist wohl noch nicht so weit, dass man es als selbstverständlich ansieht, dass Menschen mit Migrationshintergrund Führungspositionen besetzen", so Di Benedetto. Dieses Thema habe Hahn angesprochen - "und es ging dabei keineswegs um Rösler".
Hahn versuchte die Wogen zu glätten
Der Frankfurter Neuen Presse sagte Hahn "Bei Philipp Rösler würde ich allerdings gerne wissen, ob unsere Gesellschaft schon so weit ist, einen asiatisch aussehenden Vizekanzler auch noch länger zu akzeptieren". Die Opposition warf Hahn daraufhin "billigsten Rassismus" und eine "stillose Entgleisung" vor.
Noch am Donnerstagabend hatte Hahn selbst versucht, die Wogen zu glätten. In einer schriftlichen Mitteilung ließ er verlauten: "Ich habe darauf hinweisen wollen, dass es in unserer Gesellscahft einen weit verbreiteten, oft unterschwelligen Rassismus gibt." Man müsse, so Hahn, über dieses gesellschaftliche Problem spreche, um es zu bekämpfen. dpa