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Rassismus: Kolonialzeit-Erinnerungen: Bayern wollen Statuen nicht stürzen

Rassismus

Kolonialzeit-Erinnerungen: Bayern wollen Statuen nicht stürzen

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    Zwei Männer befestigen ein Seil um den Hals einer Statue von Christopher Columbus.
    Zwei Männer befestigen ein Seil um den Hals einer Statue von Christopher Columbus. Foto: Evan Frost/Minnesota Public Radio/AP, dpa (Symbol)

    Es ist noch keine zwei Monate her, dass der Tod von George Floyd die Welt in Aufruhr versetzte. Dass der Afroamerikaner vor laufender Kamera durch brutale Polizeigewalt starb, wurde für viele Menschen zum Symbol dafür, dass der Kampf gegen Rassismus längst nicht gewonnen ist. Weltweit standen Menschen gegen Hass und Diskriminierung von Schwarzen auf. Es ging auch um den Umgang mit den Erinnerungsposten aus der Kolonialzeit. Denkmäler wurden gestürzt. Muss das auch bei uns passieren? Was ist mit Bismarck, Marx oder Wagner? Die Mehrheit der Bayern hält wenig davon, Statuen von historischen Personen, denen Rassismus vorgeworfen wird, zu beseitigen.

    Umfrage: Nur ein Drittel der Bayern will umstrittene Statuen abbauen

    In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey sprach sich gerade mal ein Drittel der Bevölkerung im Freistaat dafür aus. 52,7 Prozent fänden diesen Weg der Geschichtsbewältigung falsch. Damit stehen die Bayern dem Denkmalsturz noch skeptischer gegenüber als der bundesweite Durchschnitt.

    Es gibt allerdings Unterschiede – und die sind anhand der Parteilinien festzustellen. Anhänger von Grünen, Linken und SPD befürworten die Idee mehrheitlich. AfD-, FDP- und Unionswähler sprechen sich klar dagegen aus.

    Friedrich Merz, Kandidat für den CDU-Vorsitz, dürfte ihnen aus der Seele sprechen. „Ich finde, dass diese Diskussion zu intolerant und häufig genug auch sehr geschichtsvergessen geführt wird“, sagte er gerade im Interview mit unserer Redaktion. „Bismarck und die preußischen Könige will heute keiner mehr wiederhaben, aber sie sind Teil unserer Geschichte“, argumentierte Merz. Wer sie nur durch die heutige Brille beurteile, könne sie natürlich hart kritisieren. „Aber man muss intelligenten jungen Menschen doch zutrauen und auch zumuten können, Personen der Zeitgeschichte in ihrem jeweiligen historischen Kontext zu beurteilen.“

    Katharina Schulze warnt davor, Proteste gegen rassistische Statuen verpuffen zu lassen

    Diese Argumentation wollen die Befürworter des Statuensturzes nicht gelten lassen. „Wir sind es den Opfern von Rassismus, Faschismus und Kolonialherrschaft schuldig, in der Gegenwart ein Zeichen zu setzen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben“, findet die stellvertretende Chefin der Linkspartei, Martina Renner. In der Beseitigung von Denkmälern sieht sie zudem ein Signal an die Täter und Opfer der Gegenwart.

    Katharina Schulze, Grünen-Fraktionschefin im Bayerischen Landtag, warnt ebenfalls davor, die Proteste einfach verpuffen zu lassen. „Das Thema Kampf gegen Rassismus flackert oft kurz auf und dann wird von vielen wieder zu business as usual übergegangen. Für Menschen, die von Rassismus betroffen sind, hat sich an ihrer Situation aber kaum etwas geändert“, sagt sie. „Deswegen ist eine umfangreiche, ehrliche und allumfassende Auseinandersetzung mit Rassismus in unserer Gesellschaft und in Institutionen sowie die Entwicklung von Gegenmaßnahmen vonnöten.“

    Bismarck-Denkmal im Berliner Tiergarten beschmiert

    In Berlin haben Unbekannte in dieser Woche Selbstjustiz betrieben und das Bismarck-Denkmal im Tiergarten beschmiert. Aber Bismarck steht noch – im Gegensatz zur Statue eines Sklavenhändlers im englischen Bristol, die von Demonstranten in den Hafen der Stadt geworfen wurde. Seit Mittwoch gibt es an selber Stelle eine neue Skulptur, die heimlich errichtet wurde. Sie stellt eine Aktivistin dar, die gegen Rassismus kämpft.

    Demonstranten versenken im Hafen von Bristol bei einem Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt die Statue von Edward Colston. Colston war ein Kaufmann und Sklavenhändler im 17. Jahrhundert.
    Demonstranten versenken im Hafen von Bristol bei einem Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt die Statue von Edward Colston. Colston war ein Kaufmann und Sklavenhändler im 17. Jahrhundert. Foto: Ben Birchall/PA Wire, dpa

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    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

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