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Randale: Krawalle in Stuttgart: Polizei schließt politische Motivation aus

Randale

Krawalle in Stuttgart: Polizei schließt politische Motivation aus

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    In Stuttgart wurden infolge der Krawalle auch Geschäfte geplündert.
    In Stuttgart wurden infolge der Krawalle auch Geschäfte geplündert. Foto: Julian Rettig, dpa

    In der Nacht zum Sonntag kam es in Stuttgart zu Krawallen. Dabei lieferten sich mehrere Kleingruppen Straßenschlachten mit der Polizei. Steine und Flaschen flogen, rund 40 Geschäfte wurden mutwillig beschädigt und teilweise geplündert.

    Im Internet kursieren zahlreiche Videos, die gewaltbereite, überwiegend junge Menschen zeigen - laut Polizei sind unter den vorläufig Festgenommenen sieben Personen unter 18 Jahren und weitere sieben zwischen 18 und 21 Jahre alt. Bis zum Mittag waren noch die Spuren der Zerstörung in der Stuttgarter Innenstadt zu sehen. Inzwischen hat die Polizei weitere Details zu den Ereignissen der Nacht bekanntgegeben.

    Schlossplatz: Bis zu 500 Personen beteiligten sich an Ausschreitungen

    Auslöser der Randale war eine Polizeikontrolle am Eckensee. Beamte wollten im Schlossgarten gegen 23.30 Uhr einen 17-jährigen Deutschen wegen eines mutmaßlichen Rauschgiftdeliktes kontrollieren. Daraufhin hätten sich sofort 200 bis 300 Personen aus der Partyszene mit dem Jugendlichen solidarisiert und die Beamten vor Ort mit Steinen und Flaschen angegriffen, so der Stuttgarter Polizeivizepräsident Thomas Berger.

    Auf dem Schlossplatz hätten sich dann noch mehr Personen an den Ausschreitungen beteiligt. Auch der Rettungsdienst sei angegriffen worden. Die Gruppe sei auf 400 bis 500 Personen gewachsen, gab Berger bei einer Pressekonferenz im Stuttgarter Rathaus am Sonntag an und verdeutlichte: "Solche Szenen hat es in Stuttgart noch nie gegeben."

    Hinweise auf eine linkspolitische Motivation der Krawalle gibt es bislang keine. Die Polizei spricht bei der Gruppe von einer "Eventszene". "Wir können aus der momentanen Sicht der Dinge eine linkspolitische oder überhaupt eine politische Motivation für diese Gewalttaten ausschließen", so Stuttgarts Polizeipräsident Frantz Lutz.

    Krawalle in Stuttgart: 19 Beamte wurden bei Ausschreitungen verletzt

    Oberbürgermeister Fritz Kuhn erklärte sich solidarisch mit den Beamten. Dem Grünenpolitiker zufolge seien in der Nacht die Grenzen deutlich überschritten worden. Es sei eine schockierende Nacht gewesen und dies dürfe sich nicht wiederholen. Er stehe voll und ganz hinter dem Handeln der Polizei, so Kuhn. Über den Kurznachrichtendienst Twitter hatte der Oberbürgermeister bereits im Vorfeld deutlich gemacht: "Es darf keine rechtsfreien Räume in Stuttgart geben."

    19 Polizeibeamte erlitten nach bisherigen Kenntnissen während des Einsatzes Verletzungen, ein Beamter ist infolgedessen dienstunfähig. Diese Zahl könnte sich im Nachgang noch erhöhen. Thomas Berger erklärte dazu: "Der Kollege, der dienstunfähig ist, hat eine Verletzung an der Hand. Ansonsten haben wir viel Glück gehabt." In der Regel handele es sich bei den Verletzungen der Beamten um Prellungen und Schürfwunden. Der Polizeivizepräsident deutete an dieser Stelle an, dass die Dienstausrüstung der Polizei schlimmere Verletzungen verhindert hatte.

    Polizei kündigt für kommende Wochen Einsatz mit verstärkten Kräften an

    Mindestens sieben Personen sollen noch am Sonntag dem Haftrichter vorgeführt werden, um sie gegebenenfalls in Untersuchungshaft zu nehmen. Insgesamt wurden 24 Personen vorläufig festgenommen, 12 von ihnen besäßen eine deutsche Staatsangehörigkeit. Laut Thomas Berger kamen die übrigen Tatverdächtigen unter anderem aus Bosnien, Portugal, Iran, Irak, Kroatien, Somalia und Afghanistan. Er stellte jedoch im selben Atemzug klar: "Es ist nicht allein ein Flüchtlingsthema." Von den Deutschen hätten jedoch drei einen Migrationshintergrund. "Das gehört zur Wahrheit einfach dazu", so Berger. Derzeit laufen die Vernehmungen der festgenommenen Personen.

    Die Kripo sichert unterdessen in den zerstörten Geschäften Spuren. Am Polizeipräsidium Stuttgart wurde nach dem Vorfall eine 40-köpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet. In den kommenden Wochen will die Polizei mit einem verstärkten Aufgebot in der Innenstadt unterwegs sein. Übergriffe würden konsequent verfolgt, betonte Frantz Lutz. Die Party- und Eventszene inszeniere sich mit ihrem Handeln in den sozialen Medien, wozu seit neuestem auch ein aggressives Handeln gegen Polizeibeamte gehöre, so Lutz. Man werde die Gewalt unterbinden.

    Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) erklärte im SWR-Interview, es handle sich bei den Randalierern um eine Partyszene, "die auch Drogen nimmt, wo viel Alkohol im Spiel ist". Der Innenminister sieht zudem eine mögliche Verbindung zu den Protesten gegen Polizeigewalt in den USA. "Es könnte auch sein, dass die Bilder, die uns aus Amerika erreicht haben, zu einer gewissen Aggression geführt haben," so Strobl.

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