Den Posten könne er auch von Thüringen aus übernehmen, sagte er am Mittwoch in Erfurt der Deutschen Presse- Agentur dpa. Allerdings stehe diese Personalfrage im Moment nicht an.
Bei der am Dienstag bekanntgewordenen Erkrankung Lafontaines handelt es sich nach dpa-Informationen um Prostatakrebs. Der 66- Jährige selbst wollte sich dazu am Mittwoch nicht äußern. Er hatte zuvor nur allgemein von einer Krebserkrankung gesprochen. An diesem Donnerstag soll Lafontaine operiert werden. Anfang 2010 will er dann - abhängig von Gesundheitszustand und ärztlichen Prognosen - darüber entscheiden, in welcher Form er seine politische Arbeit fortsetzt.
Ramelow betonte: "Ich gehe davon aus, dass sich Oskar Lafontaine nach seiner Operation so gut erholt, dass er in den kommenden zwei Jahren weiterhin den Vorsitz führt." Lafontaine habe mit dem Vorschlag, dass die Partei eine Doppelspitze brauche, selbst die Programm- und Personaldebatte eröffnet. "Das ist angesichts seines Alters von 66 Jahren auch vernünftig, damit er nicht wie (der Ex-SPD- Vorsitzende) Franz Müntefering auf dem Parteitag nicht mehr weiß, wie er aus der Sache rauskommt."
Ramelow erntete Kritik der Linken in Nordrhein-Westfalen. "Oskar Lafontaine ist unverzichtbar und bleibt unser Parteivorsitzender. Diskussionen über einen Generationswechsel sind unsinnig und zu diesem Zeitpunkt auch pietätlos", sagte der Sprecher der NRW-Linken, Wolfgang Zimmermann, der "Rheinischen Post" (Donnerstag). Der Berliner Linke-Chef Klaus Lederer sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa: "Ich gehe fest davon aus, dass Lafontaine im nächsten Jahr erneut für den Parteivorsitz kandidiert.". Optimistisch äußerte sich der Linke-Fraktionschef im Bundestag, Gregor Gysi. Er erwarte, dass Lafontaine seine Operation "gut übersteht und bald wieder gesund zurückkommt".
Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Linkspartei, Klaus Ernst, sagte: "Oskar Lafontaine ist und bleibt unser Vorsitzender." Auch Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch geht davon aus, dass Lafontaine "im Januar wieder da ist und seine Arbeit wieder aufnimmt". Er stehe "wie kein anderer für den Erfolg der Linkspartei, vor allem im Westen", sagte Bartsch der dpa.
Die Linke Baden-Württembergs hält Lafontaine als Integrationsfigur zwischen Ost- und Westverbänden für unverzichtbar. "Ich glaube schon, dass ihn die Linke noch einige Jahre braucht", sagte Landeschef Bernd Riexinger der dpa. Ähnlich äußerten sich Vertreter der Linken in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. "Natürlich hoffen und wünschen wir uns, dass er weitermachen kann, in welchem Rahmen dann auch immer", sagte die hessische Linke-Landtagsfraktionschefin Janine Wissler der dpa. Es sei nun nicht die Zeit, "sich Gedanken zu machen, wer da an seiner Stelle stehen könnte". Wissler fügte hinzu: "Unabhängig von der Erkrankung ist es natürlich so, dass wir Linke mehr bekannte Gesichter brauchen als (Gregor) Gysi und Lafontaine."
Trotz der bevorstehenden Operation attackierte Lafontaine am Mittwoch in seiner Funktion als Fraktionschef der Saar-Linkspartei im Saarbrücker Landtag die neue schwarz-gelb-grüne Landesregierung. Er warf ihr vor, Antworten auf die Finanzprobleme des Landes schuldig geblieben zu sein. "Der jetzt beschrittene Weg führt einfach in die Katastrophe", warnte Lafontaine, dessen Auftritt von einem großen Medienandrang begleitet war.