Das Regime von Diktator Kim Jong Un, der Amerika aggressiv mit einem Atomschlag droht, habe nicht die nötigen Trägerraketen, um die USA zu erreichen. Wie gefährdet Südkorea und Japan sind, erklärt der Professor für Raumfahrttechnik an der TU München im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Herr Schmucker, wie gefährdet ist die USA nach den Drohungen aus Nordkorea?
Schmucker: "Nordkorea kann Amerika nicht bedrohen, weil sie keine kriegsmäßig einsetzbaren Raketen haben, die diese Reichweite und Nutzlastkapazität haben, um eine Waffe entsprechender Größe bis nach Amerika zu transportieren. Die Raketen, die Nordkorea in kleinen Stückzahlen hat, sind Scud-Raketen mit 300 Kilometer Reichweite und bis zu 1300 oder 1500 Kilometer. Aber damit ist es schon am Ende. Es ist nichts, was ernsthaft einsetzbar ist, was deutlich über 1300 bis 1500 Kilometer hinausgeht."
Welche Länder kann Kim Jong Un mit seinen Waffen dann bedrohen?
Schmucker: "Die Anrainerstaaten. Das ist natürlich in erster Linie Südkorea, das insofern gefährdet ist, weil diese Raketen aus Russland kommen und funktionstüchtig sind. Wir kennen nicht die Anzahl. Das können vielleicht 100 sein oder so. Die sind konventionell bestückt und sind natürlich nicht ungefährlich. Es gibt konventionelle Kräfte, Artillerie vor allem, die eine deutlich geringere Reichweite haben. Aber auch Japan ist natürlich in Reichweite dieser 1300 bis 1500 Kilometer-Raketen. Das ist dann aber auch schon alles."
Wie können sich die Nachbarstaaten vor einem Angriff schützen?
Schmucker: "Mit dem Patriot Abwehrsystem. Die Amerikaner haben da ja das seegestützte Abwehrsystem Aegis in der Region, die Japaner haben da auch einige Sachen. Gegen Einzelschüsse funktioniert es recht gut. Aber wenn wir, sagen wir mal, eine Salve von mehreren 10 oder 20 haben, dann wird das sicher schwierig. Aber zu diesem massiven Angriff fehlt Nordkorea die Fähigkeit."
Woher kommt die Technik, die das Land benutzt?
Schmucker: "Das Know-How zu diesen Raketen kommt aus Russland. Praktisch alles, was wir in Nordkorea sehen, ist russisch. Es ist russische Hardware da, es sind russische Ideen da. Wir wissen nicht so genau Bescheid, aber wir können anhand der Objekte, die vorgestellt werden, identifizieren, dass das alles eine russische Handschrift hat. Inwieweit da eigenständige Beiträge von Nordkorea bezüglich dem Entwurf, der Konstruktion und der Fertigung dabei sind, ist schwer zu sagen. Ich gehe davon aus, dass ein großer Teil auch aus Nordkorea stammt. Aber wir können dazu wenig sagen."
Wie gefährlich sind die Raketen, die Nordkorea benutzt?
Schmucker: "Denken sie an den Städte-Krieg Iran/Irak: Das sind punktuelle Schläge. Das sind 750 Kilogramm Sprengstoff bei der Scud. Wenn die einschlägt, ist das natürlich nicht wenig. Aber das sind alles punktuelle Schläge, das ist keine Flächenwaffe."