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Queen Elizabeth: Die Queen und der Film des Grauens

Queen Elizabeth

Die Queen und der Film des Grauens

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    Die Queen besucht das KZ in Bergen-Belsen.
    Die Queen besucht das KZ in Bergen-Belsen. Foto: Toby Melville (dpa)

    Es wird das erste Mal sein, dass die Queen ein ehemaliges Konzentrationslager betritt. Sie tut es während ihres morgen beginnenden Deutschlandbesuchs auf persönlichen Wunsch zum Abschluss am Freitag in Bergen-Belsen. Elizabeth II. wird hier Überlebende und Befreier treffen. Denn dies ist das einzige

    Die Blumen blühen, die Kühe grasen auf saftigen Wiesen, deren Grün sich der Zuschauer trotz der schwarz-weißen Filmaufnahmen ausmalen kann. Der Gestank aber, der im April 1945 über die Lüneburger Heide zieht, muss furchtbar gewesen sein. Denn nur einige Meter von dieser Bilderbuchkulisse entfernt liegen ausgemergelte Leichen – und bis zum Skelett abgemagerte Menschen warten auf Hilfe.

    „Nichts als Dreck und Tod“, sagt der Sprecher. Die Aufnahmen dafür wurden während der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen von britischen Kameraleuten gemacht. Sie begleiteten im Auftrag der Regierung in London ab dem 15. April 1945 die Armee, um aller Welt „zu zeigen, was die Deutschen getan haben“, sagt Rainer Schulze, Historiker an der University of Essex. So etwas wie ein Lehrfilm unter der Leitung des britischen Produzenten Sidney Bernstein sollte entstehen. Und einige der Schreckensbilder gelangten schnell auf die Insel und verbreiteten sich von dort um die Welt. Die britischen Zeitungen druckten bereits Mitte April Fotos von Leichenbergen, die Berichte der Reporter sorgten für Entsetzen.

    Mehr als 50.000 Häftlinge starben im KZ in Bergen-Belsen

    In Bergen-Belsen starben mehr als 52000 KZ-Häftlinge und 20000 Kriegsgefangene, auch die 15-jährige Anne Frank und ihre Schwester. Selbst nach der Befreiung durch die Alliierten kamen weitere 14000 Menschen in den von den Engländern eingerichteten Krankenstationen um. Im Mai 1945 brannten die Briten die Baracken wegen der Seuchengefahr schließlich nieder.

    Im selben Monat wurden auf der Insel Fotos und Bildaufnahmen in Ausstellungen gezeigt. Eigentlich sollte nur wenige Monate später die Dokumentation von Sidney Bernstein erscheinen und alle Fluchtversuche aus der Realität stoppen. Der Produzent hatte sich seinen Freund Alfred Hitchcock für die Fertigstellung geholt. „Aber der Film hat seinen Moment verpasst“, sagt der Historiker Toby Haggith vom Imperial War Museum in London. Bereits im September waren die Alliierten mit ihren Gedanken in der Zukunft: „Sie brauchten die Deutschen, um das Land wiederaufzubauen.“ Die Regierung stoppte im Herbst 1945 die Produktion des Films. Die Filmrollen, von denen eine jahrzehntelang als verschollen galt, verstaubten im Archiv.

    Erst 2013 beendete eine Expertengruppe um Toby Haggith die jahrelange Rekonstruktion des Films mit dem Titel „German Concentration Camps Factual Survey – Tatsachenbericht über die deutschen Konzentrationslager“. Zum 70. Jahrestag der Befreiung konnten Besucher die Aufnahmen in britischen und ausländischen Kinos sehen, bald soll eine DVD-Version folgen.

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