Auch wenn die Katastrophe nur durch die Jahrhundert- oder gar Jahrtausendhitze erklärt werden kann, die derzeit Russland heimsucht: Die Schwächen bei der Bekämpfung sind teilweise hausgemacht. Moskaus starker Mann Wladimir Putin hat in seiner Zeit als Präsident und jetzt als Regierungschef immer mehr Kompetenzen an sich gezogen und damit die Initiative und das Verantwortungsbewusstsein vor Ort geschwächt. Statt die Brände energisch zu bekämpfen, warteten daher viele Verantwortliche in der Provinz auf Direktiven aus Moskau. Die kamen aber nicht rechtzeitig, weil in der fernen Hauptstadt die Dimension des Desasters zu spät erkannt wurde. Als weitere Schwäche kam hinzu, dass am falschen Ort gespart wurde: In den vergangenen Jahren wurden aufgrund eines neuen Forstgesetzes die Beobachtung der Wälder und der
Putin versucht derzeit durch medienwirksame Präsenz an der vordersten Frontlinie, sich als den großen Kämpfer gegen die Wald- und Torfbrände darzustellen. Immerhin steht er damit in klarem Kontrast zu Präsident Dmitri Medwedew, der zunächst ungerührt seinen Sommerurlaub fortsetzte.
Selbst wenn es ein Treppenwitz der Geschichte wäre: Putins Rechnung könnte aufgehen. Unterstützt von den auf Regierungskurs getrimmten Medien zeigt er sich dem Volk gegenüber ungewohnt gesprächsbereit. Gleichzeitig verspricht er das Blaue vom Himmel herunter. Bei vielen autoritätsgläubigen Russen könnte diese Masche verfangen.