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Prozesse: Flughafenattentäter überraschte US-Soldaten eiskalt

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Flughafenattentäter überraschte US-Soldaten eiskalt

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    Vor Gericht hatte der im Kosovo geborene Frankfurter ein Geständnis abgelegt. Archivfoto: Boris Roessler dpa
    Vor Gericht hatte der im Kosovo geborene Frankfurter ein Geständnis abgelegt. Archivfoto: Boris Roessler dpa

    "Wir erwarten natürlich, dass wir im Krieg unser Leben verlieren können. Wir erwarten so etwas aber nicht hier in Europa oder in den USA", sagte ein 23 Jahre alter Soldat am Montag vor dem Oberlandesgericht Frankfurt im Prozess gegen den geständigen Flughafenattentäter Arid Uka. Beim ersten Schuss habe er zunächst an Feuerwerkskörper gedacht. Der Mann war bei dem blutigen Anschlag am 2. März selbst nur knapp dem Tod entkommen.

    Alle 15 Soldaten der Luftwaffe und der Busfahrer seien unbewaffnet gewesen, sagte ein 22 Jahre alter Soldat im Zeugenstand. Sie waren von London nach Frankfurt geflogen und auf dem Weg zur Airbase nach Ramstein. Sämtliche Waffen transportierten sie in verschlossenen Boxen. Den ersten Schuss habe er zunächst auch nicht einordnen können, sagte der 22-Jährige, der hinten im Bus saß. "Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nicht das Gefühl, dass wir das Ziel eines Angriffs waren."

    Der 21 Jahre alte Angeklagte hatte zum Prozessauftakt gestanden, zwei US-Soldaten erschossen und zwei andere lebensgefährlich verletzt zu haben. Er ist wegen zweifachen Mordes und dreifachen Mordversuchs angeklagt - der dritte Versuch galt dem 23-Jährigen.

    Uka, ein im Kosovo geborene Frankfurter, ist nach Einschätzung der Bundesanwaltschaft ein Einzeltäter, der sich durch islamistische Propaganda im Internet radikalisiert hat. Auf seinem Laptop und seinem MP3-Player stellten die Ermittler insgesamt rund 1500 Dateien mit religiösen Liedern, Predigten, Videos, Fotos und Texten sicher.

    Darunter seien zahlreiche Dateien mit dschihadistischem Inhalt, in denen für den bewaffneten Kampf geworben werde, berichteten Islamwissenschaftler des Bundeskriminalamtes am vierten Verhandlungstag vor dem Staatsschutzsenat. Sie entdeckten zahlreiche Texte mit salafistischem Inhalt, auch von dem Prediger Pierre Vogel. Der Salafismus ist eine Strömung des Islams, die Sicherheitsbehörden als besonders streng und rückwärtsgewandt einschätzen. Salafisten verstehen sich als Vertreter des wahren Islams und orientieren sich radikal am Koran.

    Uka hatte zweimal mit ausgestrecktem Arm auf das Gesicht des 23 Jahre alten Soldaten gezielt und dabei nach Angaben des Opfers auf Arabisch "Gott ist groß!" gerufen. Beide Schüsse gingen aber nicht los, weil die Pistole blockierte. Daraufhin flüchtete der Täter aus dem Bus der US-Armee, der 23-Jährige verfolgte ihn, bis er von der Polizei im Flughafengebäude festgenommen wurde.

    "Ich habe Hass, Abscheu und Hass in seinen Augen gesehen", sagte der Soldat. Er habe bei dem Anschlag mit seinem Tod gerechnet, sei aber nach einigen Monaten psychischer Beratung wieder dienstfähig. "Ich konnte keine Waffe mehr tragen, und das ist eine meiner Hauptaufgaben."

    Einem der beiden bei dem Anschlag lebensgefährlich verletzten Kameraden gehe es deutlich schlechter. Der eine, der in Kopf und Po getroffen wurde, werde nicht mehr im Militär dienen können, "was sein Ziel im Leben war", so der 23-Jährige. Der andere, der mit drei Schüssen in Kiefer, Bauch und Ellbogen verletzt wurde, sei wieder im Dienst. "Er erholt sich sehr, sehr langsam wieder."

    Wie oft Uka geschossen hat, steht noch nicht genau fest. Das Gericht geht nach der Beweislage von sechsmal aus, die Zeugen sprachen von bis zu neun "gezielten Schüssen".

    Der geständige Angeklagte starrte am Montag während der Aussagen der drei Augenzeugen der US-Armee meist starr vor sich hin. Die vom Gericht vorgelegte Tatwaffe und ein Messer, das er bei seiner Festnahme bei sich hatte, identifizierte er als seine Waffen. (dpa)

    Pressemitteilung OLG

    Anklage Generalbundesanwalt

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