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Prozess gegen Berlusconi: Gericht spricht Berlusconi frei - weil er Rubys Alter nicht kannte

Prozess gegen Berlusconi

Gericht spricht Berlusconi frei - weil er Rubys Alter nicht kannte

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    «Kann auch außerhalb des Parlaments Politik machen»: Silvio Berlusconi.
    «Kann auch außerhalb des Parlaments Politik machen»: Silvio Berlusconi. Foto: Angelo Carconi/Archiv (dpa)

    Nach dem Freispruch des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi im sogenannten Rubygate-Prozess hat das Mailänder Berufungsgericht am Donnerstag seine Urteilsbegründung vorgelegt.

    Berlusconi habe zwar Sex mit der 17-jährigen Karima El Mahroug alias "Ruby Rubacuore" ("Ruby Herzensbrecherin") gehabt. Allerdings habe er nicht gewusst, dass sie zum fraglichen Zeitpunkt minderjährig gewesen sei, hieß es darin. Das Gericht hatte den heute 78-jährigen Berlusconi im Juli freigesprochen.

    "Rubygate": In erster Instanz war Berlusconi noch verurteilt worden

    Es sei bewiesen, dass es während der "Bunga-Bunga"-Abende in Berlusconis Villa Arcore bei Mailand, an denen die junge Marokkanerin teilgenommen hatte, Prostitution gegeben habe, hieß es weiter. Dafür, dass der damalige Regierungschef von Rubys Minderjährigkeit gewusst habe, gebe es allerdings keinen schlüssigen Beweis.

    In erster Instanz des "Rubygate"-Prozesses war Berlusconi im Juni 2013 wegen bezahlten Sex mit Minderjährigen und Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden.

    Berlusconi hatte sich für Rubys Freilassung eingesetzt

    Zur Frage des Amtsmissbrauchs - Berlusconi hatte sich bei der Polizei für Rubys Freilassung nach deren Festnahme wegen Diebstahls eingesetzt - wurde in der Urteilsbegründung ausgeschlossen, dass Berlusconi "durch Drohung Zwang" ausgeübt habe.

    Berlusconi hatte erklärt, er habe Ruby für eine Nichte des damaligen ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak gehalten - und einen diplomatischen Eklat vermeiden wollen. Die Staatsanwaltschaft muss nun binnen drei Monaten entscheiden, ob sie in Berufung geht.

    Berlusconi soll im Verfahren Zeugen beeinflusst haben

    Weil Berlusconi in dem Verfahren Zeugen beeinflusst oder bestochen haben soll, laufen Ermittlungen, die zu einem weiteren Prozess führen könnten. Wegen Korruption wird ihm zudem bereits seit Februar der Prozess gemacht.

    Er soll im Jahr 2006 als Oppositionsführer einen Senator aus dem linkspolitischen Lager mit Geld dazu bewogen haben, sich seiner konservativen Partei anzuschließen und damit den Sturz der Regierung des damaligen Ministerpräsidenten Romano Prodi zu befördern.

    Das ist Silvio Berlusconi

    Silvio Berlusconi wird 1936 in Mailand geboren. Nach der Schulausbildung studiert er Jura. Während seines Studiums jobbt Silvio Berlusconi als Staubsaugervertreter und als Sänger auf Kreuzfahrtschiffen sowie in diversen Nachtclubs.

    Silvio Berlusconi ist zweimal geschieden. Aus den Ehen mit Carla Elvira Lucia Dall’Oglio und der der Schauspielerin Veronica Lario gehen fünf Kinder hervor. Im Dezember 2012 verkündet Berlusconi seine Verlobung mit dem Showgirl Francesca Pascale.

    Im Jahr 1993 gründet Silvio Berlusoni die Partei Forza Italia, die 2009 in der Partei Popolo della Libertà aufgeht. Viermal ist er Ministerpräsident von Italien: 1994 bis 1995, 2001 bis 2005, 2005 bis 2006 und 2008 bis 2011. In die Parlamentswahlen 2013 führt Berlusconi ein Mitte-Rechts-Bündnis.

    Laut Forbes ist Silvio Berlusconi mit einem Vermögen von 7,8 Milliarden US-Dollar einer der reichsten Italiener. Er ist Inhaber des Konzerns Fininvest; Unternehmensleiterin ist seine Tochter Marina Berlusconi.

    Fininvest hat Beteiligungen an großen Unternehmen wie Mediolanum (Versicherung und Bankwesen), Medusa Film (Italiens größtes Filmproduktionsunternehmen), Mondadori (Italiens größtes Verlagshaus), und Mediaset, dem aktuell größten privaten Fernsehunternehmen Italiens.

    Silvio Berlusconi ist seit 1986 Besitzer des AC Mailand. Von 1986 bis 2004 sowie von 2006 bis 2008 ist er zudem Präsident des Fußball-Clubs.

    Immer wieder säumen größere und kleinere Skandale die Karriere Berlusconis. Größtes Aufsehen erregt 2009 die sogenannten "Bunga Bunga"-Affäre, in der es um Verhältnisse und Sex-Partys mit teils minderjährigen Prostituierten geht.

    Im August 2013 wird Berlusconi wegen Steuerbetrugs zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt. Aufgrund seines Alters musste er allerdings nicht ins Gefängnis.

    Ende November 2013 wird er aus dem italienischen Senat ausgeschlossen und verliert seine parlamentarische Immunität.

    Im August 2013 war Berlusconi in einem anderen Verfahren rechtskräftig wegen Steuerbetrugs verurteilt worden. Wegen seines hohen Alters musste er aber nicht in Haft, sondern durfte Sozialdienst in einem Altersheim leisten. AFP 

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