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Protest: Gewalt eskaliert: Mindestens 18 Tote in Kiew

Protest

Gewalt eskaliert: Mindestens 18 Tote in Kiew

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    Die Lage in Kiew hat sich dramatisch zugespitzt. Mehrere Menschen sind bei Straßenschlachten getötet worden.
    Die Lage in Kiew hat sich dramatisch zugespitzt. Mehrere Menschen sind bei Straßenschlachten getötet worden. Foto: Igor Kovalenko

    Ein nächtliches Krisentreffen in der Ukraine ist ergebnislos geblieben. Die Verhandlungen zwischen dem prorussischen Präsident Viktor Janukowitsch und Oppositionsführern über eine Normalisierung der Lage im Lande seien gescheitert. Das habe der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko nach der Begegnung klar gemacht, berichtete die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit).

    Klitschko habe Janukowitsch vorgeworfen, die Situation falsch einzuschätzen und völlig unangemessen zu reagieren. Die Demonstranten müssten den Unabhängigkeitsplatz (Maidan) verlassen, habe Janukowitsch verlangt, sagte Klitschko nach Fernsehangaben. Auch der frühere Außenminister und Regierungsgegner Arseni Jazenjuk äußerte sich pessimistisch nach dem Treffen. Der Präsident habe die Opposition bei der Begegnung aufgerufen, die Auseinandersetzungen zu beenden und die Waffen niederzulegen, hieß es bei Itar-Tass weiter.

    Mehr als 1000 Verletzte?

    Der Machtkampf war am Dienstag völlig außer Kontrolle geraten. Nach offiziellen Angaben kamen 18 Menschen bei den Straßenschlachten ums Leben, davon waren 11 Zivilisten und 7 Polizisten. Die Zeitung "Kyiv Post" berichtete online in der Nacht zum Mittwoch von mindestens 22 Toten.

    Sowohl Demonstranten als auch Sicherheitskräfte hätten tödliche Schussverletzungen aufgewiesen. Die renommierte ukrainische Medizin-Professorin Olga Bogomolez sprach in der Nacht von mehr als 1000 verletzten Demonstranten. Die Lage in der Hauptstadt Kiew blieb in der Nacht explosiv.

    Gegen Mitternacht geriet das Hauptquartier der Regierungsgegner am Unabhängigkeitsplatz in Brand. Die Feuerwehr konnte die Flammen später teilweise löschen. Bis zum frühen Morgen wurden 30 Menschen aus dem Gebäude gerettet, berichtete Itar-Tass. Auf dem Platz setzten sich Tausende Demonstranten gegen ein massives Aufgebot von Einsatzkräften der Regierung zur Wehr. Im Zentrum von Kiew brannte es an vielen Stellen.

    Schulen wurden geschlossen

    Die Kiewer Stadtverwaltung ordnete die Schließung von Schulen und Kindergärten im Zentrum für Mittwoch an. Die Opposition rief die Bevölkerung zu Blutspenden auf.

    Auslöser der Gewalt war offenbar ein Angriff auf eine Polizeisperre am Vormittag gewesen. Als Täter wurden entweder radikale Oppositionelle oder aber Provokateure auf Seiten der Staatsmacht genannt.

    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) rief die ukrainischen Behörden dazu auf, für ein Ende des blutigen Konflikts zu sorgen. "Es hat Gewalt und Gegengewalt gegeben im Laufe des Tages. Aber es obliegt den Sicherheitskräften, jetzt dafür zu sorgen, dass eine Deeskalation stattfindet und dass die Gewaltanwendung nicht noch ausgeweitet wird", sagte Steinmeier nach Angaben seines Ministeriums. Die US-Regierung zeigte sich entsetzt und forderte Präsident Viktor Janukowitsch auf, den Konflikt umgehend zu entschärfen.

    Klitschko forderte den Westen zur Intervention auf. Die Spitzen demokratischer Staaten dürften nicht tatenlos zusehen, "wie ein blutiger Diktator sein Volk tötet", sagte Klitschko einer Mitteilung seiner Partei Udar (Schlag) zufolge.

    Auch in anderen Städten gibt es Proteste

    Auch in anderen ukrainischen Städten gab es Proteste und Berichte über Angriffe auf Regierungsgebäude. Die Entwicklung löste international Besorgnis aus. Bereits im Vormonat waren bei Ausschreitungen mehrere Menschen in Kiew ums Leben gekommen.

    Die Ukraine wird seit etwa drei Monaten von einem Machtkampf gelähmt. Die Opposition protestiert gegen Janukowitsch, seit der Präsident auf Druck Russlands ein weitreichendes Assoziierungsabkommen mit der EU auf Eis gelegt hatte. Die Opposition verlangt Neuwahlen und eine neue Verfassung, die die Vollmachten des Präsidenten erheblich zugunsten des Parlaments beschneidet.  dpa

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