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Pro-Kommentar: Solidarität heißt, Geimpften mehr Freiheiten zu gönnen

Pro-Kommentar

Solidarität heißt, Geimpften mehr Freiheiten zu gönnen

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    Fast jeder Vierte in Deutschland hat seine erste Corona-Impfung erhalten.
    Fast jeder Vierte in Deutschland hat seine erste Corona-Impfung erhalten. Foto: Matthias Bein, dpa

    Zuletzt ging es oft um Neid, genauer gesagt: um Impfneid. Wer auf einen Impftermin wartet, beneidet andere, die schon an der Reihe sind. Menschlich ist das verständlich, denn nach über einem Jahr Alltag in der Pandemie wünschen sich die meisten ihr altes Leben zurück, wollen ihre Lieben treffen, Essen gehen, in den Urlaub fahren. Doch der Neid auf andere darf nicht die Debatte darüber vernebeln, welche Rechte Geimpfte künftig haben sollen.

    Grundrechte können nur in absoluten Ausnahmefällen beschnitten werden – wie aktuell, um die Übertragung des Coronavirus zwischen Menschen zu verhindern. Zu einer Zeit, als jeder den anderen infizieren konnte, war das die richtige Entscheidung.

    Wer zwei Mal geimpft wurde, gilt als nicht mehr ansteckend

    Doch wer vollständig geimpft wurde, ist nach aktuellen Erkenntnissen nicht mehr ansteckend. Ein Geimpfter hat also ein Recht auf die Rückkehr zur Normalität. Dabei handelt es sich nicht um Privilegien, sondern schlicht um die Rückgabe der Grundrechte.

    Manch einer mag das unsolidarisch finden. Doch das offenbart, wie sehr das Denken schon vom Alltag in der Pandemie geprägt ist, wie sehr vor allem auf sich selbst und nicht auf die anderen geschaut wird. Wahre Solidarität bedeutet, den Geimpften ihre Freiheit zu gönnen. Den Alten, die so lange einsam waren, weil sie zu den besonders Gefährdeten gehörten. Den Pflegern, die seit über einem Jahr an vorderster Front stehen. Den Verkäufern, die die Corona-Pandemie nicht im Homeoffice aussitzen können.

    Warum sollen diese Menschen, sobald sie zwei Mal geimpft sind, nicht beisammen sitzen oder in einer Ferienwohnung Urlaub machen dürfen? Weshalb sollen sie weiter eingeschränkt leben, obwohl sie niemanden in ihrem Umfeld anstecken können? Und vor allem: Was hätten die Ungeimpften davon – außer der sehr eigennützigen Gewissheit, dass es allen genauso schlecht geht wie ihnen?

    Es ist also an der Zeit, sich vom Impfneid zu verabschieden – auch wenn es schwer fällt. Denn jede Impfdosis, egal ob man sie selbst bekommt oder nicht, ist ein Schritt in Richtung Normalität. Am Anfang nur für wenige, am Ende für alle.

    Dieser Text ist Teil eines Pro & Kontras. Lesen Sie hier den anderen Teil: Wenn es Freiheiten gibt, dann nur für alle

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