Und folgert daraus: "Jetzt müssen wir uns entscheiden, ob wir die Grenzen unserer Dummheit festlegen - im Interesse unserer Kinder und Enkel."
Die "Dummheit" besteht für die königliche Hoheit in einem kapitalistischen Liberalismus, der Freiheit nur als Konsumdenken definiert und unregulierte Märkte schafft, um die Profite zu privatisieren und die Kosten dafür zu sozialisieren. Seine Idee ist die "Scheidung" dieser Ehe von Demokratie und Kapitalismus und stattdessen "eine gerechte, ausgewogene Neuerschließung unserer gemeinsamen Ressourcen".
Dies, so der Prinz, gelinge nur auf der Basis der Religion und ihrer goldenen Regel ("Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen").
Der Tübinger Theologie-Professor Hans Küng ("Projekt Weltethos") spricht in seiner Laudatio auf Prinz Hassan von der "kulturell-religiösen Tiefendimension", in der Lösungen für die politischen Konflikte gefunden werden müssten. Die meisten Politiker verfügten dafür weder über die nötigen Kenntnisse noch über die nötige Sensibilität, klagt Küng und nennt ein leuchtendes Vorbild: "Prinz Hassan ist da ganz anders."
Küng kennt den einflussreichen Jordanier seit Jahrzehnten von der Weltkonferenz der Religionen für den Frieden. Mehrmals hatte er die Ehre eines privaten Essens mit Prinz Hassan. Beide nennen sich Freunde.
Alles andere als selbstverständlich sei es, sagt Küng in der Laudatio, dass dieser arabische Staatsmann und gläubige Muslim ein gelehrtes Buch über das Christentum in der arabischen Welt verfasste. Er schreibe "klar, kenntnisreich, interessant und erfreulich unparteiisch", lobt Küng den Prinzen. Die Existenz christlicher Gemeinden in der arabischen Welt werde von ihm nicht nur toleriert, "sondern ausdrücklich begrüßt", weil er Christen in der heutigen islamisch-arabischen Gesellschaft "eine unverzichtbare konstruktive Rolle für Politik und Kultur" zuschreibe.
Prinz Hassan sei ein Leuchtturm in der heutigen oft recht dunklen Welt und ein "innovativer Brückenbauer". Er huldige weder einem rigorosen Fundamentalismus mit wortwörtlicher Anwendung der Scharia auf Wirtschaft und Gesellschaft noch einem dogmatischen Säkularismus, der meint, auf Religion überhaupt verzichten zu können. Ihm verdanke selbst Papst Benedikt XVI. nach seiner unglücklichen Regensburger Rede eine "freundliche und konstruktive Antwort" muslimischer Autoritäten, erklärt Küng. Die Stadt Augsburg ehre "einen Mann des Friedens von hohem Rang, einen Vorkämpfer der Verständigung zwischen Muslimen, Juden und Christen".
Der Preisträger verkörpere geradezu eine "Symbiose von Weltkulturen", schwärmt Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU). "Wir ehren einen Freund und Verteidiger des offenen Wortes und der tiefen religiösen Überzeugung. Von ihm lernen wir, wer einen Dialog führen möchte, muss nicht nur zuhören können, sondern sollte auch selber etwas zu sagen haben, sollte Verbindendes und Trennendes klar benennen können."
Seit 1985 verleiht die Stadt den "Preis Augsburger Friedensfest" in Erinnerung an die mühsame Versöhnung der christlichen Konfessionen nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Er ist mit 12 500 Euro dotiert. Zuletzt erhielten den Preis der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow und der Leipziger Pfarrer Christian Führer.